Jahr im Ausland

Magdalena Jobst erlebt typisch amerikanisches Sommercamp

Für ein Jahr lebte die Straubingerin Magdalena Jobst in Texas. Nun ist sie in ihrer Heimat Straubing zurückgekehrt. Zuvor machte sie aber noch drei spannende Ausflüge.

Letzte Momente in den USA: Magdalena beim Ladybird Lake in Austin (links), vor dem Hindu-Tempel ihrer Stadt (Mitte) und mit einem Quilt für Veteranen, den die Schülerin mit Freundinnen im Rotary Club genäht hat.

Letzte Momente in den USA: Magdalena beim Ladybird Lake in Austin (links), vor dem Hindu-Tempel ihrer Stadt (Mitte) und mit einem Quilt für Veteranen, den die Schülerin mit Freundinnen im Rotary Club genäht hat.

Freitag, 4. Juli 2025: Texas hautnah

Die Vorfreude auf meine Straubinger Heimat war groß. Doch zuvor habe ich in den USA noch drei Ausflüge unternommen.

Summer Camp bei Houston

Camps haben einen besonderen Stellenwert im Leben vieler Amerikaner und es ist Tradition, dass sie ihre Kinder jedes Jahr für ein oder zwei Wochen dorthin schicken. Umso dankbarer war ich, diese typisch amerikanische Erfahrung im Sommercamp der Kirche meiner Freundinnen noch miterleben zu dürfen. Zwar waren die Mahlzeiten eindeutig nicht aus einer Fünf-Sterne-Küche und ich teilte mir eine Hütte mit rund 25 anderen Mädchen, doch der See und der Pool auf dem Zeltplatz waren Highlights. Wenn wir nicht gerade Armbänder bastelten, am Lagerfeuer saßen oder berühmte Camp-Lieder sangen, verbrachten wir dort fast den ganzen Tag.

Neben all dem Spaß arbeiteten wir gleichzeitig an einem sozialen Projekt: Wir unterstützten ein nahegelegenes Waisenhaus, indem wir Decken für die Kinder nähten. So kann ich mittlerweile ziemlich gut nähen und bei einem Wettbewerb belegten meine Freundinnen und ich sogar den dritten Platz. Unseren Erfolg feierten wir dann mit einem besonderen Ausflug: Wir gingen in der Stadt College Station auf eine Safari mit Capybaras, das sind große Nagetiere, und Giraffen.

Texas Girl State Camp

Kurz danach nahm ich an einem weiteren Camp teil. Rund 600 Schülerinnen aus ganz Texas kamen dort zusammen, um eine Woche lang die texanische Regierung nachzubilden – mit zwei Parteien sowie drei Verwaltungsebenen. Täglich standen Wahlen an, denn von kleineren Ämtern wie dem City Sheriff bis hin zum Gouverneur gab es viele Posten zu besetzen. Ich konnte als Abgeordnete im House of Representatives aktiv an der Gesetzgebung unseres fiktiven Staates mitwirken. Gerade dort waren konservative Haltungen oft präsent und viele der eingebrachten Gesetzesentwürfe spiegelten den Patriotismus hier wider.

Jeden Morgen und Abend versammelten wir uns zum feierlichen Hissen beziehungsweise Senken der amerikanischen Flagge. Viele Teilnehmerinnen streben nach der Schule eine Laufbahn beim Militär an und sämtliche Lieder, mit denen unsere Versammlungen eröffnet und beendet wurden, priesen Amerika und insbesondere Texas.

Zu diesen Liedern lernte ich auch den berühmten Two-Step-Dance – einen traditionellen Tanz, den Amerikaner stilecht in Cowboy-Boots und einer Flasche Root Beer in der Hand tanzen.

Bridge-Jumping in Austin

Zum Ende stand noch eine Sache auf meiner Liste, die ich unbedingt machen wollte: das berühmte Bridge-Jumping im Zilker Park in Austin. Täglich stürzen sich dort viele Jugendliche von einer fast acht Meter hohen Brücke in den Lady Bird Lake. Als meine Freundin und ich schließlich genug Mut aufbrachten, wagten auch wir den Sprung – und am Ende war es gar nicht so schlimm. Anschließend liehen wir uns ein Paddleboard aus und erkundeten den Fluss, bevor wir in einem beliebten Naturbad mitten in der Stadt schwimmen gingen. Ein weiterer Ort, den ich unbedingt besuchen wollte, war der Hindu-Tempel in meiner Nachbarschaft. Ich war tief beeindruckt von der Farbenpracht und der Gastfreundschaft dort.

Auch ich habe versucht, meine eigene Kultur mit vielen Menschen hier zu teilen. So kochte ich mit meiner Gastfamilie Spätzle mit Bratensoße und während meiner freiwilligen Arbeit für den Rotary Club der Gemeinde erzählte ich gern Anekdoten aus Straubing. Für meine Abschiedsparty habe ich einen Russischen Zupfkuchen gebacken. Und auch wenn ich traurig war, dass meine Zeit in den USA zu Ende ist, habe ich mich sehr auf meine Familie in Deutschland gefreut. Seit Ende Juni bin ich wieder daheim und nun kann ich es kaum erwarten, meine vielen Erinnerungen aus den vergangenen Monaten zu teilen.

Donnerstag, 12. Juni 2025

In meinen letzten Schulwochen in Texas durfte ich den amerikanischen Lifestyle noch einmal in seiner puren Form erleben. Drei besondere Erinnerungen.

Mein Prom

Anfang Mai war es endlich so weit: Der Prom, der Abschlussball für Elft- und Zwölftklässler, stand an. Meine Freunde und ich hatten diesem Ereignis lange entgegengefiebert. Wir starteten mit einem Brunch mit Pancakes und Cookies. Danach machten wir uns an Make-up und Frisuren, denn wir hatten ein Fotoshooting im Peace-Park in Austin geplant. Dieser Park, mitten im Herzen der Stadt und umgeben von Wolkenkratzern, ist mit seinem verwunschenen Flair besonders beliebt für romantische Dates und entspannte Picknicks.

In einem der Hochhäuser fand auch der Ball statt – in einer großen Halle mit Tanzfläche, Snackbar und vielen Möglichkeiten für weitere Fotos. Enttäuscht war ich, dass viele Schüler wegen der hohen Ticketpreise leider gar nicht erst erschienen oder den Ball frühzeitig verließen, um auf beliebtere Afterpartys zu gehen. Meine Gruppe und ich blieben dafür den ganzen Abend. Demnach erlebten wir die feierliche Krönung der Prom-Queen und des Prom-Kings, tanzten ausgiebig und machten viele Polaroids bei den Event-Fotografen.

Später ließen wir den Abend bei Sonic ausklingen – einem Fast-Food-Restaurant mit den angeblich besten Brezenstangen in ganz Texas, wenn auch nicht vergleichbar mit denen aus bayerischen Bäckereien. Noch in unseren Ballkleidern und Anzügen machten wir es uns auf den Parkbänken des Diners gemütlich und unterhielten uns bis tief in die Nacht über unseren ersten Prom.

Meine letzten Schulwochen

Mein letzter Schultag kam viel zu schnell. Doch in den Wochen davor erlebte ich noch einiges mit meinen Freunden, um unsere verbleibende Zeit bestmöglich zu nutzen: Wir sahen das Broadway-Musical „Hamilton“ in Austin, besuchten das Reggae-Festival, den Jahrmarkt unserer Stadt, das Wildflower-Center und sogar eine Cowboy-Dancehall. Mit dem Deutsch-Club meiner Highschool machten wir zum Abschluss unser eigenes Spaghetti-Eis und meine Freundin lud mich zu ihrer Graduation-Party ein. Dazu campte ich in Tipis mit meiner Austauschorganisation und mit dem Boot einer Freundin gingen wir Wakeboarden auf dem Colorado River.

Während ich in meiner Freizeit also viele besondere Momente erlebte, wirkte die Schule wie ausgestorben. Die meisten Schüler nahmen nur noch an den wichtigsten Kursen teil, in denen Abschlussprüfungen anstanden. Trotzdem packte ich kleine Geschenkpakete mit Schokolade und verteilte sie an meine Lehrer und Klassenkameraden. Und ehe ich mich versah, saß ich ein letztes Mal im Schulbus – auf dem Weg zu meiner allerletzten US-History-Class.

Anschließend feierten meine Freunde und ich am Abend unseres letzten Schultags mit einem kostenlosen Open-Air-Konzert in Austin. Besonders schwierig war es jedoch, Goodbye zu meiner besten Freundin Jo zu sagen, als sie mich in der Nacht nach Hause brachte. Am nächsten Morgen standen weitere Abschiede an, denn ich sollte den Juni bei einer Freundin verbringen – meine Gastfamilie konnte mich leider nicht in ihren Urlaub mitnehmen. So sah ich am ersten Sommertag meine Gastgeschwister, Gasteltern, meine Katzen, Pferde und Hühner zum letzten Mal.

Magdalena mit der Skyline Bostons im Rücken (links) und beim Sonnenaufgang am Strand.

Magdalena mit der Skyline Bostons im Rücken (links) und beim Sonnenaufgang am Strand.

Meine Zeit in Massachusetts

Bevor ich bei der Freundin einzog, reiste ich zunächst an die Ostküste nach Massachusetts, wo ich eine andere Austauschschülerin besuchte. Schon am Flughafen in Boston wurde ich von den Wolkenkratzern begrüßt. Doch in Duxbury, der Kleinstadt, in der Amelie ihren Austausch verbrachte, wirkten die meisten Häuser wie aus einer anderen Zeit: Sie stammen teils noch aus der Kolonialzeit und wurden von den ersten Siedlern erbaut, die hier ankamen, bevor sie zum Nachbarort, dem berühmten Plymouth, weiterzogen. Der alte Geist war nicht nur in der Architektur spürbar, sondern auch im gemütlichen Akzent der Menschen, der sich stark vom Südstaatenslang unterscheidet, und den traditionsreichen Farmern der Region.

Auf Spaziergängen entdeckten Amelie und ich die Schönheit Neuenglands, die so ganz anders als Texas mit großen Nadelwäldern, mildem Klima und dem rauschenden Ozean direkt vor der Haustür beeindruckt. Am Memorial Day besuchte ich Boston, das nur etwa 45 Minuten mit der Fähre entfernt von Duxbury liegt. Die Business-Viertel, alten Kirchen und unzähligen Denkmäler erinnerten mich an New York City, viele vergleichen den Boston-Public-Garden auch mit dem Hyde-Park in London. Das Wetter war perfekt, um durch die Stadt zu schlendern, Eis zu essen und die vielen Brunnen und Statuen zu bewundern. Dabei hatte ich die besten Stadtführerinnen: Amelies Freundinnen Alli und Skylar, die mir mit großer amerikanischer Gastfreundschaft „ihr“ Boston zeigten.

Auch an meinem letzten Tag an der Ostküste traf ich die beiden wieder. Wir standen früh auf, um gemeinsam den Sonnenaufgang am Strand zu sehen. Denn noch ein letztes Mal wollte ich den Ozean sehen, bevor ich zurückkehrte nach Austin, wo mich nicht nur die texanische Hitze, sondern auch eine neue Gastfamilie erwarteten für den letzten Monat meiner Zeit in den USA.

Der Rio Grande gibt dem Nationalpark seinen Namen, den Magdalena Jobst (Mitte) zusammen mit zwei Freundinnen vor Kurzem entdeckt hat. 

Der Rio Grande gibt dem Nationalpark seinen Namen, den Magdalena Jobst (Mitte) zusammen mit zwei Freundinnen vor Kurzem entdeckt hat. 

Freitag, 4. April 2025

Eine Woche Frühlingsferien: Für meine Freundinnen Jo, Lauren und mich stand schnell fest: Wir wollen die Zeit nutzen und einen Trip nach West Texas unternehmen. Drei Erlebnisse.

Sanderson

In dem kleinen Ort betreiben Jos Eltern ein kleines Motel. Sanderson ist ziemlich abgelegen, bis zur nächsten größeren Stadt fährt man fast eine Stunde. Das Städtchen liegt eingebettet in ein Tal voller sanfter Hügel, überzogen mit Kakteen und unberührtem Gestein – eine beeindruckende Kulisse.

Der Rio Grande gibt dem Nationalpark seinen Namen, den Magdalena Jobst zusammen mit zwei Freundinnen vor Kurzem entdeckt hat. 

Der Rio Grande gibt dem Nationalpark seinen Namen, den Magdalena Jobst zusammen mit zwei Freundinnen vor Kurzem entdeckt hat. 

Big Bend National Park

Am dritten Tag machten wir uns auf den Weg in die steinige Wüstenlandschaft dieses Nationalparks. Nachdem wir die raue Wildnis erreicht hatten, wanderten wir bis zu einem Wasserfall, eine fast unwirkliche Oase mitten in der Trockenheit. Die Hitze machte sich später schmerzhaft bemerkbar, als wir bei über 30 Grad vergeblich versuchten, die Heringe unserer Zelte in den steinigen Boden zu schlagen. Nachts spannte sich über uns der Sternenhimmel in seiner ganzen Klarheit, weit entfernt von jeder künstlichen Lichtquelle. Kein Mensch war zu sehen, nur in weiter Ferne zogen ein paar wilde Pferde vorbei.

Rio Grande

Am nächsten Morgen stand die nächste Wanderung an: Der Weg endete am Ufer des Rio Grande, der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Der Fluss gab dem Big Bend National Park auch seinen Namen, denn genau hier macht er eine markante Kurve, die aussieht wie ein riesiges U. Schon am Tag zuvor hatten wir uns in den Rio Grande Hot Springs erfrischt, einer natürlichen Thermalquelle, die zu den bekanntesten Attraktionen des Parks zählt.

Damit endete unser kleines Abenteuer in West Texas auch schon wieder.

Magdalena Jobst vor dem Kapitol in Washington, hier hat der Kongress seinen Sitz. 

Magdalena Jobst vor dem Kapitol in Washington, hier hat der Kongress seinen Sitz. 

Freitag, 14. Februar 2025

Von Texas ging es für mich kürzlich nach Washington, um im Rahmen meines Stipendienprogramms PPP Einblick in das US-Regierungssystem zu bekommen. Fünf Momente aus der Hauptstadt.

  1. Simulation zu Diplomatie: Migration wird überall intensiv diskutiert. Im U.S. Department of State durfte ich mit anderen Stipendiaten in fiktiven Rollen Strategien ausarbeiten, um zu einem Kompromiss zu gelangen.
  2. Angestellte des Senators treffen: John Cornyn und Ted Cruz vertreten Texas im Senat. Während meines Besuchs konnten alle Stipendiaten aus Texas von einem Mitarbeiter John Cornyns mehr über das politische System hier erfahren.
  3. Treffen mit Vizepräsident JD Vance: Im Senat lief ich dann plötzlich US-Vizepräsident JD Vance, dem designierten Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. und der Demokratin Elizabeth Warren über den Weg. Diese Szene hat eine Kamera eingefangen und so bin ich sogar in den CNN-News zu sehen.
  4. Sehenswürdigkeiten des Capitol Hill: Hier liegen viele wichtige Gebäude. Im Supreme Court lernte ich vieles über die Geschichte der USA. Im Kapitol durfte ich dem Senat zuhören.
  5. NBA-Spiel und Schocknachricht: Am letzten Abend besuchten wir ein Basketball-Spiel der Washington Wizards. Danach ereilte uns die schlimme Nachricht, dass über der Stadt ein Helikopter mit einem Flugzeug zusammengestoßen ist. Wir sahen sogar die Trümmerteile im Fluss liegen. Erschüttert und verwirrt mussten wir unseren Heimflug umwerfen und machten uns erst am nächsten Tag, als die ersten Flieger wieder starteten, mit getrübter Stimmung auf den Weg zurück.
Magdalena im Weihnachts-Outfit (links) mit Freundinnen.

Magdalena im Weihnachts-Outfit (links) mit Freundinnen.

Mittwoch, 25. Dezember 2024

„Jingle Bells“ und „Last Christmas“ bei T-Shirt-Temperaturen – das war eine neue Erfahrung. Meine Freundinnen und ich bekamen die Königin der Weihnachtsmusik, Mariah Carey, sogar live in Austin zu Gesicht und durften ein wenig Plastik-Schnee in der Wärme genießen. Wie in Deutschland ist Weihnachten in den USA auch voller Traditionen, in den Supermärkten findet sich sogar Dresdner Stollen. Schoko-Nikoläuse oder Adventskränze habe ich aber vergeblich gesucht, die sind hier eine Seltenheit. Die Bescherung ist in den USA am 25. Dezember, erst da durften meine Gastgeschwister und ich unsere Stockings öffnen – Socken, die traditionell über dem Kamin hängen.

In das neue Jahr bin ich wie in Deutschland mit viel Feuerwerk, Wunderkerzen und Knallfröschen gestartet. „Dinner for One“ war eine neue Erfahrung für meine Gastfamilie, die sich über diese deutsche Tradition wunderte. Was ausblieb, war das Bleigießen. Aber auch ohne diese Vorhersage freue ich mich auf die nächsten sechs Monate in den USA.

Magdalena beim Wurstfest – natürlich im Dirndl – und in Austin.

Magdalena beim Wurstfest – natürlich im Dirndl – und in Austin.

Freitag, 6. Dezember 2024

Meine vergangenen Wochen waren voller Erlebnisse. Hier blicke ich auf fünf besondere Momente zurück.

Voller Grusel: Halloween

Seit meiner Ankunft schmiedeten meine Mitschüler Pläne für ihre Kostüme. Anfang Oktober bauten die Nachbarn bereits ihre Grusel-Beleuchtung auf und horteten schon seit Wochen Packungen an Süßigkeiten. An Halloween waren das Haunted House, eine Art Geisterbahn, und ein Stand mit Kürbissen in allen Formen und Größen dann meine Highlights.

Voller Überraschungen: die US-Wahl

Donald Trump gewann die Wahl letztlich nicht nur in Texas, sondern im gesamten Land. Der Wahltag war für mich nicht viel anders als jeder andere Schultag. Als das Ergebnis feststand, begannen aber wilde Diskussionen. Einige Mitschülerinnen bestellten aus Angst vor möglichen neuen Verhütungs- und Abtreibungsgesetzen Antibabypillen in riesigen Mengen, viele Trump-Unterstützer konnten ihr Glück dagegen kaum fassen. Mein Gefühl ist aber, dass in meiner Altersgruppe Ärger und Unverständnis über die Wahl überwiegen.

Voller Heimat: das Wurstfest

Rund zwölf Prozent der Amerikaner besitzen deutsche Wurzeln. Vielleicht sind deshalb deutsche Küche und Traditionen so beliebt. Vor Kurzem besuchte ich das Wurstfest in New Braunfels. Die Stadt ist stolz auf ihre deutschen Gründungsväter und veranstaltet jährlich ein Bürgerfest angelehnt an das Oktoberfest. Meine Erwartungen waren groß, wurden wegen der wenigen Fahrgeschäfte aber enttäuscht. Doch die Veranstalter machten sich viel Mühe und die Kiachl, gebrannten Mandeln und Brezen sorgten bei mir für ein wenig Heimweh.

Voller Sehenswürdigkeiten: Austin

Ende November war ich mit Freundinnen in Austin, der Hauptstadt von Texas. Lange habe ich auf meinen ersten Rundgang um den Lady-Bird-See hingefiebert, auf mein erstes Mal vor dem Texas State Capitol oder auf mein erstes Picknick im Zilker-Park. Der Tag war ein super Erlebnis.

Voller Tradition: Thanksgiving

Das Fest Ende November wird oft mit Erntedank verglichen und doch könnten die Feste nicht unterschiedlicher sein. Schon Tage vorher kommen Freunde und Clubs zum Friends- und Clubgiving zusammen. Dabei bringt jeder herbstliche Spezialitäten mit wie Süßkartoffelauflauf oder Kürbiskuchen. Dann wird gegessen, geredet und allem gedacht, für das man dankbar ist. Thanksgiving selbst verbringen die Amerikaner dann meist mit ihren Familien und genießen im kleineren Kreis ihren gefüllten Truthahn. Dazu ist es Tradition, die New Yorker Festtagsparade und Football-Spiele vom Fernseher aus mitzuverfolgen. Ich verbrachte den Tag bei den Eltern meiner Gastmutter in San Antonio.

Ein Volleyball-Spiel in Magdalenas Highschool.

Ein Volleyball-Spiel in Magdalenas Highschool.

Freitag, 11. Oktober 2024: Texanische Eigenheiten

Howdy! Mein Auslandsjahr in Texas fühlt sich wie mein persönlicher American Dream an. Ob bei meinem ersten Rodeo oder Football-Spiel: So einiges hier springt mir als Deutsche sofort ins Auge und begeistert mich jeden Tag aufs Neue.

1. Die Highschool: Mein Schulalltag übertrifft all meine Vorstellungen vom Spirit an amerikanischen Highschools! Während die meisten Schüler mehrere Sportarten machen, liegt die Motivation fürs Lernen deutlich niedriger. Obwohl viele während der Stunden durchgehend in ihrem Handy gefangen sind, erhalten sie dennoch ziemlich gute Noten. Denn die meisten Lehrer geben einem die Möglichkeit, Tests so oft zu wiederholen, bis man die erwünschte Punktzahl erreicht hat. Das erleichtert auch meinen Alltag, den ich so mehr mit Freunden und meiner Gastfamilie verbringen kann.

2. Tex-Mex: Typisch für Texas sind texanische Tacos. Als Teil des Tex-Mex, einer Mischung aus traditionell mexikanischen Rezepten und US-amerikanischen Einflüssen, sind einem hier in Texas, ehemals von Mexiko besetzt, keine Grenzen gesetzt, was das Topping der Tortillas betrifft. Ich habe meine Liebe für die Egg-Tacos meines Gastvaters entdeckt, der dafür Eier unserer eigenen Hennen, Süßkartoffeln und Käse verwendet.

3. Die Supermärkte: Auch dort erhält man Tortillas, frisch von Verkäufern zubereitet. Ebenfalls besonders: Man kann Eiweiß und Eigelb bereits getrennt in Tetrapaks kaufen. Gleichzeitig lieben US-Amerikaner Exotisches, was daran deutlich wird, dass die Obst-Regale gefüllt sind mit Früchten aus aller Welt und in verschiedensten Formen. Was mich dabei vor allem überrascht hat, sind Weintrauben so groß wie Golfbälle oder oval wie Monde, genannt „moon grapes“.

Die Pferde von Magdalenas Gastfamilie.

Die Pferde von Magdalenas Gastfamilie.

Trotz alledem gibt es auch einiges, das mich meine Heimat vermissen lässt und was man beachten sollte, wenn man eine Reise in die USA plant.

1. Vegetarische Ernährung: Die fällt nicht immer leicht in einem Staat, der weltweit für seine Fleischgerichte bekannt ist. Zum Glück unterstützt mich meine Gastfamilie. Mein Lunch nehme ich mir von zuhause mit, denn viel vegetarische Auswahl gibt es in der Cafeteria nicht – abgesehen von Frozen Yoghurt und drei Sorten Cookies. Auch in Restaurants sieht es eher mau aus. Viele Amerikaner interessieren sich aber für meine fleischlose Ernährung, weil sie hier alles andere als üblich ist.

2. Tax & tip: Am Ende eines Restaurant-Besuchs kann einen die Rechnung ganz schön überrumpeln. Denn eingerechnet werden neben dem Preis auf der Speisekarte noch „taxes“, also Steuern. Dazu ist es üblich, Kellnern bis zu 30 Prozent der Summe als „tip“, also Trinkgeld, zu geben. Da viele Verkäufer weniger als fünf Dollar in der Stunde erhalten, erarbeiten sie ihren Lohn hauptsächlich über großzügige Kunden.

3. Nahverkehr: Viele Schüler arbeiten nebenbei in Fast-Food-Restaurants und Diners. Ihr großes Ziel: genügend Geld für ein eigenes Auto sparen. Das Mindestalter für den Führerschein liegt übrigens bei gerade mal 16 Jahren. Für mich bedeutet das, dass ich weitesgehend unabhängig von meinen Gasteltern bin, solange ich Mitschüler finde, die mich in ihrem Auto mitnehmen. Abgesehen davon vermisse ich jedoch mein Fahrrad in Deutschland, das mich in wenigen Minuten zum nächsten Supermarkt, zur Highschool oder in die Stadtmitte befördern würde. Der Nahverkehr ist da keine Alternative, denn außer Schulbusse habe ich bisher nur in der Metropole Austin einen Bus entdeckt. Auch Züge sind hier weit und breit nicht in Sicht. Dafür sind die Texaner wohl zu stolz auf ihre Trucks.

Links: Magdalena Jobst (rechts) mit ihren Gastschwestern Everly und Sybil. Daneben: Die Skyline von Austin. Unsere Autorin lebt bei ihrer Gastfamilie in Dripping Springs, einem Vorort der Metropole.

Links: Magdalena Jobst (rechts) mit ihren Gastschwestern Everly und Sybil. Daneben: Die Skyline von Austin. Unsere Autorin lebt bei ihrer Gastfamilie in Dripping Springs, einem Vorort der Metropole.

Freitag, 14. September 2024: Unterricht in den USA

Ich liebe es, zu reisen. Deshalb war ein Auslandsjahr seit meiner Kindheit mein großes Ziel. Ermöglicht hat mir das nun das Parlamentarische Patenschaftsprogramm und der Bundestagsabgeordnete des Straubinger Wahlkreises, Alois Rainer. Ich bin sehr dankbar, dass er mich nach meiner schriftlichen Bewerbung, einem Auswahlverfahren meiner Organisation AFS Interkulturelle Begegnungen und einem Gespräch in seinem Wahlkreisbüro zum Stipendium nominiert hat.

Das Programm gibt jedes Jahr Schülerinnen und Schülern sowie jungen Berufstätigen die Möglichkeit, ein Schuljahr in den USA zu erleben.

Pferde, Schweine, ein Welpe, Hühner, Katzen – und ein Skorpion

Noch bis nächstes Jahr im Juni lebe ich in Dripping Springs, einer kleinen Vorstadt von Austin im Bundesstaat Texas.

Nachdem ich mich Anfang August in Frankfurt von meiner Familie verabschiedet habe und überraschenderweise einen kostenlosen Flug in der Business Class in die USA genießen durfte, bin ich mit Aufregung, aber auch Vorfreude in Texas gelandet.

Meine Gastmutter hat mich am Flughafen Austin empfangen. Allerdings habe ich sie dann erst einmal für einige Tage nicht mehr zu Gesicht bekommen, weil sie meine Gastschwestern aus einem Sommercamp abgeholt hat. Stattdessen habe ich meine ersten Tage mit meinem Gastbruder und meinem Gastvater verbracht: Wir haben bayerische Rohrnudeln gebacken und die Familie hat mir ihre Haustiere vorgestellt. Leider war neben Pferden, Schweinen, Hühnern, Katzen und einem Welpen auch ein Skorpion dabei, den ich in meinem Vorhang gefunden habe!

Magdalena Jobst bei ihrem ersten Rodeo – stilvoll mit Cowboy-Hut.

Magdalena Jobst bei ihrem ersten Rodeo – stilvoll mit Cowboy-Hut.

An einem Wochenende sind wir dann zu einem Pig Sale gefahren, um noch ein paar mehr Ferkel für die nächsten Shows zu kaufen. Denn meine Gastfamilie nimmt regelmäßig an Wettbewerben in der Umgebung teil, bei denen es um das beste Schweinefleisch geht. Deshalb haben mir meine beiden Gastschwestern nach ihrer Rückkehr aus dem Sommercamp auch gleich beigebracht, wie ich die Tiere richtig füttere und wasche.

Und wenig später ging es bereits das erste Mal in meine neue High School! Nachdem ich am Tag davor beim „Open House“ schon viele Teile davon abgegangen war, hatte ich ziemlich Respekt vor der Größe der High School und den endlosen Gängen. Allerdings kann man sich mithilfe anderer Mitschülerinnen und Mitschüler sehr gut zurechtfinden. Auch die Lehrerinnen und Lehrer sind wirklich hilfreich und entgegenkommend. Und überraschenderweise gibt es jeden Freitag im Counseling Center, vergleichbar mit dem Sekretariat, kostenlose Cookies!

Joggen früh am Morgen, wegen der Hitze und Luftfeuchtigkeit

Man fühlt sich in der Schule direkt willkommen und die meisten Jugendlichen haben viele Fragen zu Deutschland und meine Sicht auf Amerika. Ende August hat auch endlich das Training der Cross Country Mannschaft begonnen, einem Lauf-Team der High School. Wegen der texanischen Hitze und Feuchtigkeit trainieren wir bereits vor Unterrichtsbeginn, da ist also Frühaufstehen angesagt!

Mein neues Leben hier unterscheidet sich enorm von den Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten, die ich aus Deutschland kenne. Ich bin gespannt, was der Lone Star State, wie die Texaner ihren Bundesstaat nennen, die kommenden Monate für mich zu bieten hat.

Die Freischreiben-Autorin Magdalena Jobst wird in loser Folge von ihrem Aufenthalt in den USA für die Freistunde berichten.

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