Serie „Real Cybercrime“

Love Scamming: Wie eine Studentin Opfer eines Liebesbetrügers wurde

Liebe, Lügen, Leichtgläubigkeit: Wie eine junge Frau auf Instagram Opfer eines Betrügers wurde. Folge 4 unserer Crime-Serie.

Von Redaktion Freistunde

Für eine 22-jährige Studentin beginnt eine scheinbar romantische Beziehung, die bald zu einem Albtraum wird. Zuerst startet es aber ganz unverfänglich. Über Instagram erhält sie eine Nachricht von einem jungen Mann, der sich als 23-jähriger C. vorstellte:

Chat nachgestellt.

Chat nachgestellt.

Bald entwickelt sich aus dem Small Talk ein intensiver Austausch. C. erzählt, er sei Militärarzt bei der US-Armee und derzeit in Kuwait stationiert. Er gibt an, auf der Suche nach einer ernsthaften Beziehung zu sein, was der 22-Jährigen schmeichelt. Die täglichen Gespräche werden vertrauter.

Nach etwa drei Wochen Funkstille meldet sich C. wieder mit einer dramatischen Geschichte: Er sei gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden, wo er sich einer Chemotherapie habe unterziehen müssen. In diesem emotionalen Moment gesteht er ihr seine Zuneigung:

Chat nachgestellt

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Ein paar Wochen später verspricht C., der Studentin ein besonderes Geschenk zu schicken: Ein Paket im Wert von 2500 US-Dollar, das er von Kuwait nach Deutschland senden will. Kurz darauf meldet sich jedoch ein angeblicher UPS-Mitarbeiter bei ihr. Er behauptet, das Paket sei beim türkischen Zoll festgehalten worden, und sie müsse 3500 US-Dollar zahlen, um es weiterzuleiten.

Zunächst ist die Frau skeptisch, doch die beigefügte Lieferrechnung, die der angebliche Mitarbeiter per E-Mail schickt, wirkt glaubwürdig. C. fleht sie an, ihm zu helfen, die Studentin lässt sich überreden:

Chat nachgestellt

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Die Forderungen hören damit nicht auf. C. bittet um weitere 250 Euro in Form von Apple-Geschenkkarten – angeblich, um einen Freund in den USA zu kontaktieren, der bei der Paket-Freigabe helfen kann. Danach soll sie Geld für seinen „Kommandeur“ überweisen, um zu verhindern, dass C. nach Syrien abkommandiert werde. Insgesamt überweist die 22-Jährige etwa 400 Euro. In diesem emotionalen Moment gesteht C. ihr seine Liebe, die Studentin ist berührt:

Chat nachgestellt

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Die Forderungen gehen weiter und C. verlangt immer wieder Geld, vorwiegend in Form von Gutscheincodes. Glücklicherweise verfügt die Studentin nicht über größere Summen, sodass es zu keiner weiteren Überweisung kommt. Der Kontakt zu C. bleibt zunächst bestehen, und er hält die vermeintliche Liebesbeziehung mit romantischen Nachrichten und Versprechungen aufrecht. Als die 22-Jährige jedoch nach persönlichen Details oder Fotos fragt, beginnt C., auszuweichen.

Langsam kommt der Studentin der Verdacht, dass etwas nicht stimmt. Sie recherchiert im Internet und stößt auf Berichte über ähnliche Betrugsfälle, in denen falsche Soldaten junge Frauen um Geld bitten. Sie entschließt sich schließlich, Anzeige wegen Betrugs zu erstatten.

Was haben die Ermittlungen der Polizei ergeben? Der vermeintliche UPS-Mitarbeiter hatte zwar tatsächlich ein Bankkonto eröffnet, er fungierte jedoch nur als Finanzagent. Sein möglicher Aufenthaltsort wurde in Nigeria vermutet. Bei C. führte eine Anfrage bei Meta dazu, dass seine IP-Adresse nach Ghana zurückverfolgt werden konnte. Der Kontakt zu ihm brach schließlich ab und die Studentin konnte ihn nicht mehr erreichen.

Die 22-Jährige erlitt durch die Betrugsmasche einen finanziellen Schaden über 400 Euro, aber der emotionale Verlust wiegt schwerer. Sie ist Opfer einer perfiden Masche geworden, die ihre Gefühle ausnutzte und ihr Vertrauen missbrauchte.

Was ist passiert? Love Scamming! Der Täter baut schnell durch viele und andauernde Schmeicheleien und Zuneigungsbekundungen eine intime Ebene auf.

Plötzlich bricht der Täter den Kontakt ab und ist unauffindbar und nicht zu erreichen. Meist sind ein Krankenhausaufenthalt, Krankheit oder ein militärischer Einsatz der Grund. Der Täter spielt mit der aufgebauten Zuneigung des Opfers und der Angst um den Chatpartner. Obwohl das Opfer das Geld freiwillig überweist, besteht strafrechtlich ein Betrug. Die Freiwilligkeit entfällt übrigens, wenn Opfer durch Täuschung zur Zahlung bewegt wurden.

Polizeihauptmeister Robert Zwickenpflug.

Polizeihauptmeister Robert Zwickenpflug.

Polizeihauptmeiser Robert Zwickenpflug rät

  1. Gesundes Misstrauen: Sei beim Chatten immer wachsam. Skeptisch sein, ist keine Unhöflichkeit, sondern schützt vor Betrug.
  2. Verifizierte Dating-Plattformen nutzen: Die Gefahr von Fake-Profilen ist dort deutlich geringer.
  3. Online-Recherche: Verdächtige Angaben deines Chatpartners kannst du überprüfen. Suche nach Namen, Telefonnummern oder Bildern und füge den Begriff „Scammer“ hinzu.
  4. Bilder-Rückwärtssuche: Nutze Suchmaschinen, um erhaltene Fotos zu prüfen.
  5. Keine Geldüberweisungen: Sende nie Geld oder Gutscheincodes an Menschen, die du nie persönlich getroffen hast.
  6. Identität schützen: Gib nicht zu viele persönliche Infos preis und sende nie Bilder deines Personalausweises oder Reisepasses. Diese werden von Betrügern bei weiteren Betrugsopfern zur Verifizierung benutzt.
  7. Keine privaten Bilder teilen: Vermeide es, intime Fotos oder Videos auszutauschen.
  8. Erstes Treffen immer in der Öffentlichkeit: Teile Familie oder Freunden mit, wo das Treffen stattfindet.
  9. Anzeige erstatten: Scheue dich nicht, zur Polizei zu gehen, wenn du Opfer eines Betrugs geworden bist.

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