Serie „Real Cybercrime“

Vorsicht bei freizügigen Bildern: Wenn die ganze Klasse das Nacktfoto sieht

Dem Freund ein aufreizendes Foto snappen: Für eine 13-Jährige hat das schlimme Folgen. Folge 6 unserer Crime-Serie.

Nacktbilder verschicken kann schwere Folgen haben.

Nacktbilder verschicken kann schwere Folgen haben.

Von Redaktion Freistunde

Der Fall

Eine 13-jährige Schülerin versendet freiwillig ein Foto auf Snapchat, auf dem sie oberkörperfrei zu sehen ist. Der Empfänger: ein 13-jähriger Mitschüler. Die Schülerin macht sich beim Versenden des Fotos zunächst keine Gedanken, da sie zu diesem Zeitpunkt mit dem Mitschüler in einer Beziehung ist.

Außerdem geht die Schülerin davon aus, dass durch die Funktionsweise von Snapchat das Bild nur angezeigt wird, aber nicht gespeichert werden kann. Ein Irrtum. Denn der 13-Jährige fertigt von dem Foto einen Screenshot an und sichert so das Bild.

Passiert das, informiert Snapchat den Absender darüber, so auch die Schülerin. Sie fordert ihren damaligen Freund auf, den Screenshot zu löschen. Er möchte dieser Aufforderung zunächst nicht nachkommen. Erst nach mehrfachem Nachfragen schreibt er ihr, dass er das Foto nun gelöscht habe.

Nach einer gewissen Zeit, als die Beziehung zwischen den beiden bereits beendet ist, schauen plötzlich mehrere Mitschüler die 13-Jährige komisch an und tuscheln über sie. Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass der 13-jährige Ex-Freund das Foto herumgezeigt hat, auf dem sie nackt zu sehen ist. Er hatte es doch nicht gelöscht. Als die Schülerin zuhause ihren Eltern davon erzählt, erstatten diese Anzeige bei der Polizei.

Was ist genau passiert?
Gegen die beiden Schüler wird ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts einer Straftat wegen Verbreitung, Erwerb und Besitz kinderpornografischer Inhalte eingeleitet.

Polizeihauptmeister Robert Zwickenpflug.

Polizeihauptmeister Robert Zwickenpflug.

Polizeihauptmeister Robert Zwickenpflug rät

  • Schieße nie leichtfertig oder gedankenlos Fotos, insbesondere freizügige Bilder, von dir.
  • Speichere solche Bilder nie auf digitalen Geräten, da die gehackt werden können. Deine Bilder könnten somit im Netz landen.
  • Versende nie freizügige Fotos von dir, denn bei Bildern, die sich bei einer anderen Person befinden, hast du keinen Einfluss mehr darauf, wie diese weiterverwendet werden.
  • Bedenke immer, dass sich das persönliche Verhältnis zu deinen Mitmenschen mit der Zeit ändern kann und dann gut gemeinte Bilder schnell missbraucht werden können.
  • Versende auch andere Fotos von dir nie gedankenlos, denn auch hier hast du keinen Einfluss mehr darauf, was mit den Bildern geschieht, die sich bei einer anderen Person befinden.
  • Falls du dir bei Fotos unsicher bist, halte Rücksprache mit deinen Eltern. Diese stehen dir immer mit Ratschlägen zur Seite.
  • Sollte es dir doch passieren, dass du unbedacht ein bestimmtes Foto versendet hast und dich nun unwohl fühlst oder Angst bekommst, wende dich auch an deine Eltern.
  • Sollte ein Foto von dir ohne deine Zustimmung herumgezeigt werden oder im Internet landen, sprich mit deinen Eltern und erstatte, wenn notwendig, eine Anzeige bei der Polizei. Selbst wenn es im ersten Moment ziemlich peinlich sein mag, nur so kann dir geholfen werden.
  • Solltest du von jemandem ein Foto erhalten, behandle es immer mit Respekt. Denn auch du möchtest nicht, dass ein Foto von dir ohne deine Zustimmung verbreitet oder herumgezeigt wird.
  • Schalte den automatischen Download von Medien aus, zum Beispiel bei WhatsApp. Das ist möglich unter „Einstellungen“, dann „Speicher und Daten“. Hier kannst du festlegen, dass Videos und Bilder, die dir geschickt werden, nicht automatisch heruntergeladen werden. Dadurch kannst du vermeiden, dass du strafbare Inhalte auf deinem Smartphone hast, wenn diese zum Beispiel in den Klassenchat geschickt werden.
  • Wenn dir Bilder oder Videos mit strafbarem Inhalt geschickt werden, wende dich umgehend an deine Eltern oder an deine Lehrer. Diese sollten dann Anzeige bei der Polizei erstatten. Dadurch können dir zwar, wenn du schon 14 Jahre alt bist, strafrechtliche Konsequenzen drohen. Wenn die Sache aber gleich der Polizei gemeldet wird und du diese Medien nicht weitergeschickt hast, schützt du dich vor einer Strafe.
  • Es gilt also: Inhalte nicht einfach löschen und vor allem nicht weiterverbreiten. Melde das der Polizei.
  • Wenn von dir Bilder verbreitet werden und du dich nicht deinen Eltern anvertrauen willst, dann kannst du auch beim Kinder- und Jugendtelefon (Telefon: 116111) anrufen und deine Situation schildern. Dort wird dir geholfen.
  • Weitere Informationen zu diesem Thema kannst du auch bei folgenden Internetseiten finden:
    bayern-schützt-kinder.de
    machdeinhandynichtzurwaffe.de
    bayern-gegen-gewalt.de

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