Schlechte Anbindung
Folge sechs: Wenn der Bus die Landshuter ausbremst | Podcast mies keck

Landshut ist eine Autoregion, hat aber ein Mobilitätsproblem. Bus und Bahn bringen hier kaum voran, das bestätigen nicht nur Studien. Folge sechs kommt in lahmen Microcars und muffigen Dieselloks dahergerattert – aber macht Hoffnung, dass junge Menschen in Zukunft auch ohne Auto zuverlässig vom Dorf zu Schule, Arbeit oder Party fahren.

Es ist 18 Uhr abends, irgendwo im Landkreis Landshut: Hin und wieder rauscht ein Auto an der hölzernen Bushaltestelle vorbei, der aufgebrezelte Jugendliche wartet derweil vergebens auf den Bus, der ihn zur Hausparty in die Stadt bringen soll. So ähnlich ist es wohl schon einigen jungen Menschen in der Region ergangen. Denn der Landkreis Landshut hat eine der schlechtesten Nahverkehrs-Anbindungen in ganz Deutschland. Wie das die gesellschaftliche Teilhabe junger Menschen gefährdet, erleben die Moderatoren Laura Mies und Matthias Keck in Folge sechs „Kein Bus, kein Bock“ des LZ-Podcasts „mies keck“.
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Dass sich vor allem Landkreisbürger darauf einstellen müssen, selbstständig von der Einöde in die nächste Stadt zur Schule zu kommen, ist schon seit Jahrzehnten der Fall, erzählt Fahrlehrer Harald Wendel im Interview. „Wir sind damals aufgewachsen mit dem Gedanken: Das Auto gehört dazu. (…) Das war selbstverständlich. (…) In meiner Generation war der Führerschein extrem wichtig.“ Schaut man sich heute auf den Straßen rund um Landshut um, scheint sich an der Relevanz des eigenen Autos nicht viel geändert zu haben. Auch, weil sich an der Anbindung bis heute nicht wirklich etwas gebessert hat.
Schlechteste Note bei der Anbindung
Eine Studie der Agora-Verkehrswende aus dem Jahr 2023 erteilt dem Landkreis Landshut - einschließlich Gemeinden direkt am Stadtgebiet wie Ergolding, Kumhausen und Altdorf - die schlechteste Note. Damit liegt die Region zwar im bayerischen Durchschnitt, doch Bayern ist deutschlandweit auch das am zweitschlechtesten angebundene Bundesland.
Eine Befragung vor dem Landshuter Hauptbahnhof macht diese Zahlen spürbar. Zwei junge Frauen, die aus dem Landkreis angereist sind, um an diesem Tag auf die Dult zu gehen, steigen zwei Stunden später als geplant am Hauptbahnhof aus. „Ich wohne sehr ländlich, da gibt es eigentlich kaum Bus und Bahn, ich wurde heute zum Bahnhof mit dem Auto gebracht“, erzählt die Dultgängerin. Am Startbahnhof sei erst der eine Zug ausgefallen und der andere dann mit satter Verspätung eingetrudelt. Nichts Neues für sie und ihre Freundin: „Wir fahren deswegen selten mit den Öffentlichen und sind wenn dann auf Dorfpartys unterwegs.“
Was bedeutet das für junge Menschen, wenn sie die fehlende Nahverkehrs-Anbindung von Veranstaltungen wie der Dult oder Ausflügen raus aus dem Landkreis abhält? „Für Jugendliche ist das ein echtes Problem. Viele sind auf Schulbusse angewiesen. Freundschaften über Gemeindegrenzen hinweg zu pflegen, ist kaum möglich, wenn es nachmittags oder am Wochenende keine Verbindung mehr gibt. Das schränkt soziale Teilhabe massiv ein“, ordnet Marius Otto, Professor für sozialräumliche soziale Arbeit an der Hochschule Landshut, im Podcast ein. Otto erzählt in der Folge sechs außerdem, warum fehlende Anbindung die Mentalität von jungen Menschen gegenüber dem Nahverkehr nachhaltig gefährdet.
All das sind Anzeichen, dass sich an der aktuellen Lage dringend etwas bessern muss. Das diskutieren die Moderatoren Laura Mies und Matthias Keck anhand eigener Erfahrungen - die sie auch an Landrat Peter Dreier und Oberbürgermeister Alexander Putz im Podcastinterview weitergeben. Die Politiker überraschen im Gespräch mit guten Nachrichten wie der Einführung eines Rufbussystems und dem Ausbau der ländlichen Anbindung. Aber appellieren auch an die Bevölkerung, das Anspruchsverhalten abzulegen.
Gerade im ländlichen Raum würden einige Bürger gern allein von A nach B fahren, ohne auf andere angewiesen zu sein, sagt Peter Dreier. „Aber man braucht ja bloß schauen, wie’s in den Morgen- oder Abendstunden im Berufsverkehr ausschaut: Wie viele Autos fahren einzeln besetzt oder maximal zu zweit. (…) Da müsste man ein bisschen umdenken.“