„Hin und weg“
Folge eins: Warum Landshut wehtut, bevor es heilt | Podcast mies keck

Langweilig und zu klein für große Träume: Jugendliche verlassen Landshut - aber warum ziehen umso mehr junge Erwachsene hierher? Darüber sprechen wir mit zwei Landshuterinnen, die heute in Berlin ihre Freiheit suchen, und mit zwei Ex-Großstädtern, die ihre Freiheit ausgerechnet in Landshut gefunden haben.

Landshut zieht junge Menschen stärker an als die meisten deutschen Metropolen. Warum wollen sie alle hierher? Was drängt andere aus der Region weg? In der ersten Folge des neuen LZ-Podcasts „mies keck“ erzählen junge Menschen, warum sie Landshut einerseits verletzt, was sie in Großstädten wie Berlin finden - und warum sie dort auf der anderen Seite lernen, sich neu in Landshut zu verlieben.
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Die beiden LZ-Redakteure Laura Mies (selbst 22 Jahre alt) und Matthias Keck (23) moderieren durch Fernweh, Heimatliebe und Großstadtmüdigkeit. Die Folge beginnt auf einem Altstadtbalkon in Landshut mit Blick über die roten Dächer, wo die erste Protagonistin der Folge, ebenfalls namens Laura, von ihrer Kindheit erzählt. Ihre Wochenenden oder Ferien verbrachte die gebürtige Münchnerin oft in Frauenberg, einem Ortsteil Landshuts, „wo man einfach rausgehen konnte und irgendwen traf“. Für sie war das „ein Paradies“.
Aus Landshut weggezogen und „so frei wie noch nie“
Protagonistin Elli hingegen wollte weg aus Landshut, so schnell wie möglich. Darum zog sie noch vor ihrem Abi nach Berlin. In Landshut habe sie das Gefühl gehabt, jeder kenne jeden - „und die Geschichte von jedem“. Gerüchte, Zuschreibungen, gemeine Spitznamen - all das wollte sie nicht weiter aushalten. In Berlin war sie anonym, fand Vielfalt. „Ich war so frei wie noch nie.“
Genau das ersehnte Toni, die dritte Protagonistin. Sie machte noch in Landshut den Schulabschluss und ging dann nach Berlin. Doch gerade im ersten Berliner Winter fühlte sie sich einsam. Sie denkt zurück an Landshut, das sie früher als „eng und nervig“ empfand, und sagt heute: „Ich habe Berlin gebraucht, um Landshut wieder schätzen zu lernen.“
Offizielle Zahlen belegen: Das junge Landshut wächst. Pro 10.000 Einwohner ziehen mehr als 1.000 junge Männer und über 750 junge Frauen in die Region - doppelt so viele wie im bundesweiten Durchschnitt. München, Berlin, Hamburg? Bei diesem Wert: abgehängt. Das zeigt ein Blick in den Regionalatlas Deutschland der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Professor Marius Otto von der Hochschule Landshut - der in jeder Folge des Podcasts als Experte spricht - nennt Gründe: kurze Wege, vergleichsweise günstiger Wohnraum, eine starke Wirtschaft mit Arbeitsplätzen.
Und der Landkreis zieht ausgerechnet wegen einer - selbst für Podcast-Moderator Matthias Keck unerwarteten - Qualität Großstädter an: seiner kulturellen Fülle. So wie Künstler Paul, den vierten und letzten Protagonisten der Folge eins. Ausgebildet zum Bildhauer an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, lebt Paul heute am Hofsyndikat in Angersdorf bei Landshut, Gemeinde Kröning. Hier entstehen Skulpturen aus Granatapfelkernhäusern, Körper-Installationen mit Tiefgang - und ein alternatives Wohnprojekt, das Paul in der Form in der Bundeshauptstadt nicht mehr fand - „in Berlin lief alles ins Leere. Hier ergibt alles Sinn“.
Jungsein in einer unterschätzten Region
Die Macher Laura Mies aus der LZ-Stadtredaktion und Matthias Keck aus der Landkreisredaktion liefern keinen nostalgischen Heimat-Podcast. Sie erkunden in Folge eins „Hin und weg“ ehrlich, was es bedeutet, jung zu sein in einer unterschätzten Region.
Kommende Woche erscheint Folge zwei, „Reingeboren, rausgelebt?“ zum Klischee: Niederbayern heißt Tradition, also Kirche und Lederhose - nichts für junge Menschen, oder? Ein Brauchtumspfleger und ein Ministrant, beide Anfang 20, erzählen, warum ihnen das Alte so viel bedeutet und wie sie es genau darum erneuern. Denn: Wer könnte den herzlichen Charakter der Region in die Zukunft retten, wenn nicht die Jugend?