Kein Tag wie jeder andere

Nicht nur Halloween-Party: Auch Allerheiligen ist den Jugendlichen wichtig

Von Tanja Pfeffer

Allerheiligen ist ein Tag, der bei vielen unterschiedliche Gefühle und Gedanken hervorruft. Gerade Jugendliche tun sich oft schwer mit dem religiösen Gedenktag. Wichtiger ist für sie inzwischen Halloween. Mit diesem geselligen Brauch können sie mehr anfangen. Oder? Freistunde hat nachgefragt und herausgefunden, dass junge Menschen doch noch mehr von dem nachdenklichen Feiertag halten als man meinen könnte.

Klar gehen auch die Schüler der 10a des Hans-Leinberger-Gymnasiums Landshut auf Halloween-Partys - ob privat oder zu öffentlichen Veranstaltungen. Das schließt aber offenbar nicht aus, dass ihnen auch das religiöse Fest Allerheiligen beziehungsweise Allerseelen wichtig ist. Viele aus der Klasse werden am Sonntag wie jedes Jahr mit ihren Eltern und ihrer Familie zu den Gräbern gehen oder an Gottesdiensten teilnehmen. Außerdem treffen sich viele mit Verwandten und Familienangehörigen. Die 16-jährige Maike etwa macht das von sich aus und gerne. Auch Tobias, 15, sieht an diesem Tag Verwandte, mit denen er während des Jahres nicht so oft zusammenkommt, und findet das schön. Zuerst isst seine Familie gemeinsam und anschließend geht es zum Friedhof, sagt er.

Ans Grab gehen, gehört dazu

Für den 15-jährigen Laurin ist das sogar eine Selbstverständlichkeit. Zum Grab zu gehen, das macht er nicht jeden Tag. Deshalb findet er es wichtig, dass es einen Tag im Jahr gibt, an dem genau dafür Zeit ist. Viele der Jugendlichen haben selbst verstorbene Großeltern oder Bekannte, an die sie an diesem Tag besonders denken möchten. Manche aber haben selbst noch keinen nahestehenden Menschen verloren. Judith, 16, aber geht trotzdem mit zum Friedhof. Sie will einfach ihre Eltern begleiten, sagt sie. Das ist ihr an diesem Tag wichtig. Im Unterricht habe man über diesen Feiertag eigentlich nicht gesprochen, überlegt der 16-jährige Moritz. Das findet er aber auch okay. Die Trauer und das Gedenken an liebe Menschen sollte seiner Meinung nach Privatsache bleiben. Überflüssig ist dieser Tag in den Augen der Jugendlichen aber keineswegs.

Auch den Schülern der Klasse 10b der Staatlichen Realschule in Landshut ist das Fest Allerheiligen und das Gedenken zu Allerseelen nicht egal. Für Christopher etwa, dessen Opa kürzlich starb, hat der Feiertag dieses Jahr eine besondere Bedeutung. Früher habe er mit seiner Familie zwar teilgenommen. Dabei hat er sich aber nicht so viele Gedanken über den Tag gemacht. Der 16-Jährige findet es wichtig, dass er für sein Gedenken an einen bestimmten Ort fern des Alltags kommen kann, nämlich zum Friedhof und ans Grab.

Gedenken, so stellt die Klasse fest, findet für sie aber auch oft außerhalb von bestimmten Orten fest. Oft seien es eher Tageszeiten, alltägliche Orte, Lieder oder Düfte, bei denen man an die Menschen denken muss, die man verloren hat. Obwohl man diese Momente vielleicht intensiver erlebt, sei ein Tag, der nur dem Gedenken gewidmet ist, gleichwohl notwendig. Christopher etwa, der diese Momente aus seinem Alltag auch kennt, schätzt an Allerheiligen das Gedenken fern von Hektik und Stress. Auch Nikolas, 17, findet es wichtig, dass man an diesem Tag speziell dafür Zeit hat. Weihnachten sei auch an einem bestimmten Tag im Jahr und wäre nicht mehr dasselbe, wenn es von jedem gefeiert wird, wenn er gerade Zeit dafür hat. Man gedenkt also zusammen. Selin (15) ist muslimischen Glaubens und berichtet der Klasse, dass im Islam den Verstorbenen sogar jeden Freitag gedacht wird. Das finden einige erstaunlich und nachahmenswert.

Vielen geht es vielleicht auch wie Franziska. Sie schätzt den Tag aus einem anderen Grund. Während des Jahres schafft sie es nicht so oft zum Friedhof. An Allerheiligen aber fühlt sie mit ihrer Großmutter, die 50 Jahre mit dem mittlerweile verstorbenen Großvater verheiratet gewesen sei. Und Christopher ergänzt: "Je älter man wird, desto wichtiger wird dieser Tag vielleicht."

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