Buchtipp
In „Das Haus der Bücher und Schatten“ verschwindet eine Lektorin
Darum geht’s: Kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs reist die Lektorin Paula Engel in ein einsames Herrenhaus. Dort soll sie das Manuskript des mysteriösen Schriftstellers Aschenbrand einsehen und zurück in die Bücherstadt Leipzig bringen. Knapp 20 Jahre später trifft der ehemalige Kommissar Cornelius Frey auf die Spur eines ermordeten Mädchens, das er am Abend zuvor noch kennengelernt hat. Bei seinen Recherchen begegnet er Fanatikern und Okkultisten und der Geschichte von Paula und ihrem Verlobten, die nie aus Aschenbrands Herrenhaus zurückgekehrt sind.
Das Besondere: Wie schon die beiden Bücher „Die Bibliothek im Nebel“ und „Die Bücher, der Junge und die Nacht“ zieht auch „Das Haus der Bücher und Schatten“ einen Großteil seiner Faszination aus dem Graphischen Viertel, das bis Ende des Zweiten Weltkriegs in Leipzig existierte. Noch in den 1910er-Jahren war dieser Stadtteil in der Nähe des Hauptbahnhofs einer der wichtigsten Verlagsstandorte Europas. Ende des Zweiten Weltkriegs zerbombten die Alliierten die Verlagshäuser, Buchbindereien und Druckstandorte komplett. Heute erinnern Straßenschilder, Geschichtsbücher und historische Stadtrundgänge an das Viertel. Und Erzählungen wie die von Kai Meyer.
Fazit: Es ist immer schön, einen Autor in der Phase seines Schaffens zu lesen, in der er niemandem mehr etwas zu beweisen hat und im Grunde nur noch das macht, was er will. Kai Meyer möchte definitiv Bücher über das Graphische Viertel in Leipzig und alte Bibliotheken schreiben und das merkt man auch bei „Das Haus der Bücher und Schatten“.
Das ganze Buch tropft vor Atmosphäre und gerade Bücherfans werden jede der Seiten in sich aufsaugen. Auch sehr schön: Die anderen Bücher über das Graphische Viertel sind zwar lose miteinander verbunden, könnten aber auch für sich gelesen werden.