[Frei]stunde!

"Dealing" auf dem Schulhof

Die Armbänder 'Crazy Bandz' begeistern Kinder und Jugendliche. Foto: Julia Gabauer

Die Armbänder "Crazy Bandz" begeistern Kinder und Jugendliche. Foto: Julia Gabauer

Von Julia Gabauer

Crazy Bandz, Silly Bandz, Funky Bandz: Hinter all diesen Namen versteckt sich der neueste Sammeltrend. Es handelt sich dabei um verschieden geformte, bunte Gummi-Armbänder, die sich in ihre ursprüngliche Form zurückverwandeln, sobald man sie abnimmt. Der Trend stammt - man ahnt es fast - aus Amerika und erfasste in den vergangenen Monaten deutsche Kinder und Jugendliche wie eine aktuelle Grippewelle.

Rebecca Koenicke aus Straubing holt stolz ihre persönliche Schatzkiste hervor. Als die Zwölfjährige die blaue Box öffnet, kommt eine bunte Gummimasse zum Vorschein. Bei genauerem Hinsehen entpuppt sie sich als ein Durcheinander aus vielen bunten Armbändern. "Ich habe insgesamt über 60 davon", erklärt das Mädchen. "Am begehrtesten sind welche mit Glitzer, Special Editions oder Glow-in-the-Darks, die im Dunkeln leuchten. Um die zu bekommen, rückt jeder gern ein paar andere schöne Bandz heraus."

Was sich für Unwissende jetzt vielleicht nach Schwarzmarkt anhört, ist in Wahrheit der derzeitige Sammeltrend bei Kindern und Jugendlichen. Die Sammelobjekte nennen sich "Crazy Bandz" (nicht etwa "Bands"!), sind aber auch unter anderen Namen verschiedener Hersteller auf dem Markt.Dahinter verbergen sich bunte Armbänder aus Silikon. "Und das ist alles?", fragt sich jetzt bestimmt der eine oder andere. Nein, denn wie so oft steckt der Teufel im Detail. Die Besonderheit an den Bändern kommt erst zum Vorschein, wenn man sie abnimmt. Dann nehmen sie nämlich sofort wieder ihre ursprüngliche Form an. Und da findet sich von Hunden über Buchstaben bis hin zu Comic-Helden praktisch alles.

Idee aus Amerika
Die Geschäftsidee geht auf einen Amerikaner namens Robert J. Croak zurück. Er sichtete 2007 auf einer Handelsmesse in China ähnliche Armbänder. Daraufhin hatte er den Einfall, viele verschiedene Arten dieser Bänder herzustellen. Kinder könnten sie dann wie Pokémon-Karten tauschen. Im Sommer 2008 begann Croak, die Bänder bei Facebook und YouTube zu bewerben. In den USA schlug der Armbandtrend sofort ein wie eine Bombe. Wegen dieses Erfolges weitete sich der Markt im letzten Jahr dann auf andere Länder aus. Auch bei uns sind thematisch zusammengestellte Sets erhältlich. Ein Päckchen enthält zwölf bis 24 Bänder. Der Farbpalette ist keine Grenze gesetzt. Das Motto lautet "Sammeln und Tauschen". Die Kids tragen am Handgelenk bis zu zwanzig dieser Bänder. "Am schönsten sieht es aus, wenn man sie am Arm nach Farben sortiert", findet Rebecca. Fans der Kultarmbänder tüftelten aber noch ganz andere Formen der Verwendung aus. Sie benutzen die Bänder zum Beispiel als Geschenkverzierung, Haargummis und zum Sandwich zusammenhalten am Pausenhof.

Wer jetzt aber glaubt, die Armbänder wären nur bei Kindern im Trend, liegt falsch. Das unterstreicht Rebeccas 19-jährige Schwester Marina: "Ich kannte die Armbänder schon vorher aus Zeitschriften. Als ich dann in London Urlaub gemacht habe, gab es sie dort in jedem Souvenirladen. Auch Erwachsene trugen dort eine ganze Reihe dieser Bänder am Arm. Ich habe mir gleich welche in der Form des Big Ben gekauft."

Die Wünsche älterer Kunden deckt der Crazy-Bandz-Markt mit schlichteren Farben wie schwarz oder blau ab. Dass die Bänder zurzeit für jede Alterklasse und auch für Jungs in sind, bestätigt der zehnjährige Robert Maier aus Straubing. "Ich und meine Freunde sammeln Bänder mit Mottos wie Autos oder Piraten. Außerdem gibt es jetzt schon die ersten Crazy Bandz in Vereinsfarben bekannter Sportteams aus New York. Hoffentlich verkaufen sie solche auch bald in Deutschland."

Neuer Modetrend
Das Massenphänomen begeisterte die Kinder dermaßen, dass genau wie viele amerikanische Schulen auch Schulen in Deutschland die Bänder bereits verboten haben, weil der Tauschwahn die Kinder zu sehr vom Unterricht ablenkte. In kurzer Zeit haben sich die Crazy Bandz auch den Titel "Modetrend" verdient. Dazu beigetragen haben Stars wie Sarah Jessica Parker und Shakira, die die Bänder ebenfalls tragen. Und den Herstellern fällt immer noch etwas Neues ein. Mittlerweile gibt es bereits Ringe und Halsketten im Crazy-Bandz-Stil. Die Erfolgswelle scheint derzeit noch weiterzugehen. Die Glibber-Bänder haben momentan über eine Million Facebookfans und damit mehr Anhänger als Paris Hilton. Und wer jetzt in Erinnerungen an frühere Sammeltrends wie Diddl-Blätter und Sticker schwelgt, kann sich freuen. Die ersten Crazy-Bandz-Fans verlangen nämlich schon nach Bändern in Form von Pokémon-Figuren.

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