„Macht einfach Spaß“
Wolfgang Stark: Vom Rekordschiri zum Mentor der neuen Referees
Olympia 2008, Weltmeisterschaft 2010, Europameisterschaft 2012, Finale in der Europa League 2012, 51 Spiele in der Champions League und mit 344 Einsätzen der Bundesliga-Rekordreferee vor Aufhebung der Altersgrenze - keine Frage: Wolfgang Stark war in seiner Karriere ein Meister seiner Zunft. Nur in Erinnerungen schwelgen, ist freilich nicht gerade sein Ding. Also kümmert sich der gebürtige Landshuter schon seit geraumer Zeit als Coach und Mentor akribisch um Bundesliga-Schiris. „Man ist weiterhin dabei, kann den Jungs ziemlich viel vermitteln von der eigenen Erfahrung“, sagt der 55-Jährige: „Das macht mir einfach Spaß.“
In der vergangenen Saison coachte Wolfgang Stark neben Florian Badstübner (34), Bastian Dankert (45) und Patrick Ittrich (46) auch den Zweitliga-Unparteiischen Lars Erbst (30). Mit welchen und wie vielen Schützlingen er in der Spielzeit 2025/26 arbeiten wird, ist bis dato noch nicht entschieden. „Wechsel sind durchaus sinnvoll“, findet der Sparkassenkaufmann: „Etwa im Zwei-Jahres-Rhythmus, um frische Impulse reinzubringen.“
Grenzüberschreitendes Coaching
Der Niederbayer ist jedoch nicht nur auf Beobachtungstour in den Bundesligastadien unterwegs. Er arbeitet auch grenzübergreifend - in Österreich. In der Alpenrepublik kümmert er sich um FIFA-Referee Stefan Ebner (31) aus St. Peter am Hart im Innviertel. Diesen Nebenjob hat Wolfgang Stark übrigens der Initiative eines alten Schiri-Spezls zu verdanken: Viktor Kassei (49). Der Ungar ist - wie’s auf der Verbandshomepage recht hochtrabend heißt - „Technical Director im Referee Department des ÖFB“. Vulgo: Schiri-Boss bei den „Ösis“. „Viktor will für seine Top-Schiedsrichter zusätzliche Impulse von internationalen Mentoren“, sagt der Landshuter.
Und selbstredend beschäftigt sich Wolfgang Stark laufend mit aktuellen Regeländerungen. Dass es jetzt Eckball statt indirekten Freistoß gibt, wenn ein Torhüter das Zeitspiel übertreibt, ist für ihn „absolut sinnvoll, weil es leichter zu handeln und zudem die fairere Strafmaßnahme ist“. Bisher wurden derlei Verstöße eher großzügig ausgelegt und kaum sanktioniert.
Geteilte Meinung zu Stadion-Durchsagen
Bei den Durchsagen im Stadion nach Urteilen mit VAR-Hilfe kommt er dagegen ins Grübeln. „Da bin ich ein bisserl geteilter Meinung. Einerseits ist das positiv, der Schiri kann die Zuschauer und Fans aufklären, andererseits ist das wieder eine zusätzliche Aufgabe und Belastung für die Unparteiischen, die ja auch trainiert werden muss“, erklärt der 55-Jährige: „Die Entscheidung könnte man auch über die Videowand kommunizieren - und zwar zeitnah.“ Sollte rein technisch in der heutigen Zeit eigentlich kein Problem sein.