Abschied vom FC Bayern
Wie der Landshuter Tim Hoffmann in Ingolstadt wieder Spaß am Fußball fand

Alfred Brumbauer
Ab durch die Mitte: Tim Hoffmann - hier beim Testkick gegen die „Spiele“ - fühlt sich beim FCI pudelwohl.
Es klingt abgedroschen, aber manchmal muss man einen Schritt nach hinten gehen und Anlauf nehmen, um weiter nach vorne zu kommen. Wobei es im Fall von Tim Hoffmann nicht wirklich ein Rückschritt war, sondern allenfalls ein Schritt zur Seite. Geografisch wie sportlich. 70 Kilometer sind es von Landshut bis zum Campus des FC Bayern München in Fröttmaning, genauso viele von Landshut nach Ingolstadt. Und die dortige U19 des FCI spielt in derselben Nachwuchsliga wie der FCB. Mehr als sieben Jahre kickte der Landshuter im Nachwuchs des Rekordmeisters. Bis zum vorigen Winter. Den Schlussstrich zog Tim Hoffmann selbst. Nach recht erfolgreichen Spielzeiten fand sich die jahrelange Stammkraft urplötzlich bloß noch auf der Bank wieder, kam in der Hinrunde 2024/25 auf drei Kurzeinsätze und insgesamt 90 Minuten: „Es ist schon schade, dass es dort nicht mehr weitergeht“, sagt der 18-Jährige.
Selber fahren statt Shuttle-Service
Umso größer war am Ende die Erleichterung, dass mit dem FC Ingolstadt ein Club Interesse zeigte, wo’s auf Anhieb passt. Binnen einer Woche war der Wechsel Ende Januar 2025 eingetütet - und Tim Hoffmann sofort wieder eine Stütze seiner neuen Mannschaft. Wenngleich das Ganze schon mit Umstellungen einherging: Statt bequemem Shuttle-Service zwischen Wohnort und Trainingszentrum heißt die Devise nun: selber fahren. Und zwar zu fünf Übungseinheiten pro Woche statt wie bisher vier. „Da war ich zuerst ganz baff, weil nun noch weniger Zeit zum Lernen bleibt“, sagt der Flügelspieler.
Schließlich steht im Hause Hoffmann schon seit jeher eine fundierte schulische und berufliche Ausbildung an erster Stelle, einzig auf die Karte „Fußball“ haben sie noch nie gesetzt. Seit Sommer 2023 macht der Landshuter deshalb eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Landshut, gleich Anfang 2026 steht nach verkürzter Lehrzeit die Abschlussprüfung an. „Meine Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzten unterstützen mich jederzeit. Das ist alles andere als selbstverständlich und macht’s natürlich um einiges leichter“, sagt Tim Hoffmann.
„Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben“
Auch dadurch fand er auf und neben dem Platz schnell in den neuen Rhythmus und wieder Spaß am Kicken. Das merkten ganz offensichtlich auch die Bosse des FCI und verlängerten im Mai den Vertrag mit dem Nachwuchsspieler. „Ich fühle mich hier sehr gut aufgehoben“, sagt Tim Hoffmann. Und setzt sich ehrgeizige sportliche Ziele: „Ich hoffe schon auf Einsätze in der zweiten Mannschaft in der Bayernliga“, sagt der 18-Jährige recht selbstbewusst. Sowie auf vereinzelte Trainingseinheiten bei der Profitruppe in der 3. Liga. Mal abwarten, wohin der Weg führt. Vorbei ist er jedenfalls noch lange nicht.