Frauenfußball
Bayern-Talent mit Landshuter Wurzeln: Celina Senftl träumt von der Bundesliga

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Mitten im Geschehen: In der Hinrunde stand Celina Senftl beim Spiel gegen Union Berlin im Stadion an der Alten Försterei vor rund 7.000 Zuschauern in der Startelf.
Schon als kleines Mädchen fiel Celina Senftl im Trikot der SpVgg Landshut durch ihr großes Talent auf. Damals trug sie relativ kurze Haare. So kurz, dass Scouts vom FC Bayern München sie bei einem Jugendturnier zunächst für einen Jungen hielten, erzählt sie heute und grinst. Doch das kleine Missverständnis war schnell geklärt - und zur Saison 2021/22 wechselte sie zu den B-Juniorinnen des FCB.
Nun sitzt die 18-Jährige in der Spielstätte am FC Bayern Campus, bereit fürs Interview. Durch eine große Fensterscheibe fällt der Blick ins leere Stadion, auf den kurz geschnittenen Rasen. Ob das für sie hier ein Traum sei? „Auf jeden Fall“, sagt sie. Bayern-Fan war sie schon immer.
Celina Senftl stammt aus Kumhausen, ihre Eltern waren dort beide Trainer, der Weg zum Fußball schien vorgezeichnet. Mit vier Jahren fing sie an zu spielen, war das einzige Mädchen unter den Jungs - aber es war ganz normal für sie, sie kannte es ja von klein auf nicht anders.
Im Internat und doch daheim verwurzelt
Heute wohnt Senftl unter der Woche im „Haus der Athleten“, einem Internat unter anderem für Bayern-Spielerinnen, etwa eine Viertelstunde vom Campus entfernt. Bis zu sechsmal in der Woche geht’s auf den Trainingsplatz, dazu lernt sie fleißig fürs Abitur. Am Wochenende stehen Spiele an - Heimspiele im Sportpark Aschheim, auswärts geht’s durch ganz Deutschland. Und doch: Wenn sich’s ausgeht, schaut sie gerne bei der SpVgg Landshut oder in Kumhausen vorbei, unterstützt alte Freunde und ehemalige Mitspieler.
Der Wechsel vom Burschen- zum reinen Frauenfußball sei anfangs eine Umstellung gewesen. „Jungsfußball ist einfach anders. Und als einziges Mädchen ist man manchmal doch ein bisschen allein.“ Im Frauenteam sei das plötzlich anders gewesen: Alle waren wie sie.
Zwei Jahre spielte Senftl bei den B-Juniorinnen vom FC Bayern München, seit der Saison 2023/24 gehört sie nun fest zur zweiten Frauenmannschaft in der 2. Bundesliga. Im Oktober 2023 gab sie außerdem ihr Debüt für die deutsche U 17-Nationalmannschaft, später folgten Einsätze in der U 19. „Das war schon etwas ganz Besonderes“, erzählt Celina Senftl.
Ihre Rolle: das Spiel machen
Am liebsten spielt Senftl auf der Zehn - offensiv, spielgestaltend. In der vergangenen Saison kam sie in der zweiten Liga auf 22 Einsätze, schaffte mit dem neu zusammengewürfelten Team trotz holpriger Hinrunde noch den direkten Klassenerhalt. „Am Anfang mussten wir uns ein bisschen finden“, erinnert sich Senftl, „in der Rückrunde hat man gemerkt, wie viel Qualität in uns steckt, wenn wir eingespielt sind.“
Ein Highlight: das Hinspiel bei Union Berlin. Aber nicht wegen des Ergebnisses (0:3), sondern wegen der Atmosphäre. 6.676 Fans im Stadion an der Alten Försterei - „und die waren alle gegen uns“, erzählt Senftl. Doch auch da bleibt sie ruhig: „Auf dem Feld kann ich das gut ausblenden.“ Vielleicht gerade deshalb kann sie diese Momente umso mehr genießen.
Senftl traut der Mannschaft auch in der neuen Spielzeit den Klassenerhalt in einer starken zweiten Liga zu. „Dafür wollen wir auf der Leistung der Rückrunde aufbauen“, sagt sie. Senftl selbst möchte weiter Spielpraxis sammeln - denn sie hat ein großes Ziel: Bundesliga. Noch ist Celina Senftl nicht am Ziel. Aber sie ist auf einem richtig guten Weg.