Festakt in Straubing
Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber eröffnet das Gäubodenvolksfest

Patrick Beckerle
Stoßen zusammen auf ein schönes Gäubodenvolksfest an (v.l.): Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr, Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Straubing-Bogens Landrat Josef Laumer.
Das Gäubodenvolksfest kann mit seiner über 200-jährigen Tradition auf eine reiche Geschichte zurückblicken. An einem war diese Geschichte bislang allerdings eher nicht reich: Frauen als Eröffnungsrednern. Nur Gerda Hasselfeldt, Renate Schmidt, Barbara Stamm und Ilse Aigner wurde diese Ehre bislang zuteil. Mit Michaela Kaniber ist die Liste seit diesem Samstag zumindest ein kleines bisschen länger – und die bayerische Landwirtschaftsministerin nutzte ihren Auftritt, um den Straubingern auch an manch anderer Stelle ins Gewissen zu reden.
Für Straubings Oberbürgermeister Markus Pannermayr war es dagegen bereits die 16. Eröffnungsrede. Ein Heimspiel, könnte man meinen. Doch das Straubinger Stadtoberhaupt legte gleich zu Beginn eine Beichte ab: „Das ist das erste Mal, dass ich zur Vorbereitung meiner Rede Künstliche Intelligenz verwendet habe.“ Immerhin nicht ChatGPT, schob Pannermayr sogleich hinterher. Sondern BayernKI, die KI-Anwendung des bayerischen Behördennetzes. Das Ergebnis aber auch hier: Ausbaufähig.
Das ungeschriebene Gesetz der Volksfest-Geschenke
Die Eröffnungsrednerin Michaela Kaniber wurde von der KI etwa zur CSU-Kreisvorsitzenden im Kreis Wunsiedel im Fichtelgebirge sowie zur Staatssekretärin im Finanzministerium erklärt. Der Irrtum habe sich aber schnell auflösen lassen: „Kein Politiker aus dem Finanz-Ressort lächelt so fröhlich, wenn er aufs Gäubodenvolksfest kommt“, scherzte Pannermayr und spielte dabei auf das ungeschriebene Gesetz der Straubinger Volksfestwünsche an. Wer das Fest eröffnen will, der muss auch liefern und Geschenke mitbringen.
Als guter Gastgeber kam Pannermayr der Ministerin hier mit drei Vorschlägen entgegen: Ein Modellprojekt für energieautarke Bauernhöfe in der Region, das sich mit Fördergeldern unterstützen ließe. Ein Prüfzentrum für elektrische Antriebssysteme, angesiedelt beim TFZ Straubing. Sowie Unterstützung (und vielleicht auch die Schirmherrschaft) bei mehreren Projekten mit Bezug zur Landesausstellung „Römerland Bayern“ im Jahr 2028, auf die Straubing als Teil des Unesco-Welterbes bereits jetzt hinarbeitet.
„Wenn du uns diese Wünsche erfüllst, dann singen wir auch gerne für dich. Jeder Tag ist so schön, weil wir zwei uns verstehen, Michaela“, sagte Pannermayr mit Blick auf den Schlager-Song „Michaela“ von Bata Illic. Und blieb auch im Rest seiner Rede durchaus musikalisch: Dank seinen bewährten Abgeordneten und dem neuen Bundesminister Alois Rainer habe Straubing zum Glück „keinen Wackelkontakt nach oben“ zu fürchten. Aber auch nachdenkliche Töne schlug der OB in seiner Rede an: So erinnerte er etwa an den verstorbenen Christoph Kämpf, Direktor der Karmeliten Brauerei, und an Raven-Wirt Fred Dick, die das diesjährige Volksfest leider nicht mehr miterleben konnten.
Zum Abschied von Josef Laumer wird es emotional
Wehmut kam an mancher Stelle auch bei Landrat Josef Laumer auf: Für ihn war es die letzte Rede auf dem Gäubodenvolksfest, bekanntlich will er im kommenden Jahr nicht mehr zur Wahl antreten. Freimütig bekannte er, dass ihm seine eigenen Volksfest-Reden nicht unbedingt fehlen würden. „Befreundete Stadträte haben mir geraten: Fass dich kurz, wünsch allen ein schönes Fest, dazu viel gutes Essen und Trinken – dann ist alles gesagt.“ Doch freilich wollte es der Landrat in seiner letzten Rede nicht dabei belassen – und erntete trotzdem (oder vielleicht genau deswegen?) am Ende langen Applaus und stehende Ovationen.
Michaela Kaniber wurde im Anschluss mit dem bayerischen Defiliermarsch auf der Bühne begrüßt. „Wenn das der Ministerpräsident mitkriegt, dann gibt’s Ärger“, scherzte sie in Richtung der Stadtkapelle. Weniger Spaß verstand sie bei der Wahl ihres Getränks: „Jetzt hat man mir hier nur ein Wasser hingestellt. Könnte ich noch ein Bier bekommen, damit ich gescheit anstoßen kann?“, fragte sie ins Publikum. So schnell wie hier wurde im Festzelt Wenisch wohl noch nie eine Maß ans Ziel gebracht.

Patrick Beckerle
Michaela Kaniber nutzte ihre Rede, um den Straubingern an manchen Stellen ins Gewissen zu reden. Fünf Frauen in über 200 Jahren Gäubodenvolksfest? Schon etwas wenig.
Kaniber findet die perfekte Bierzelt-Balance
Ihre Rede nutzte die Ministerin gleich an mehreren Stellen für Appelle an die Stadt. „Statistisch gesehen nur alle 40 Jahre eine Frau für die Eröffnung? Da muss ich schon schimpfen“, sagte sie gleich zum Auftakt. Wobei die 47-Jährige die perfekte Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Bierzelt-Tonfall fand. Nicht von oben herab, nicht belehrend – doch die gesetzten Spitzen trafen ihr Ziel. Die Tradition der Volksfestgeschenke etwa. „Ist bei euch eigentlich im August Weihnachten?“, fragte sie. Markus Pannermayr habe die Hartnäckigkeit eines gewieften Gebrauchtwagenhändlers, sei mit allen Wassern gewaschen, aber gleichzeitig ein Charmeur, dem man nichts abschlagen könne. „Hubert, warum bist du eigentlich nie so zu mir?“, fragte sie an Aiwanger gewandt. Applaus aus dem Publikum, Treffer, versenkt.
Aber natürlich wollte sich die Ministerin mit Blick auf die Straubinger Tradition auch nicht als Spielverderberin präsentieren. Und so verkündete sie bei ihrer Rede: „2,5 Millionen Euro an Fördergeldern für das geplante Prüfzentrum am TFZ kann ich bereits hier und heute versprechen.“ Und schob schelmisch hinterher: „Vegesst’s as ned. Zweieinhalb Millionen sind kein Pappenstiel.“ Auch für die anderen beiden Wünsche kündigte Kaniber ihre Unterstützung an, ehe sie um 11.47 Uhr das diesjährige Gäubodenvolksfest offiziell für eröffnet erklärte. Sollte es noch eines Beweises bedurft haben, dass die Eröffnung des Festes in Zukunft gerne öfter in Frauenhände gelegt werden dürfte: Die Landwirtschaftsministerin hat ihn mit ihrer schlagkräftigen und unterhaltsamen Rede erbracht.
Das Gäubodenvolksfest in Straubing
Beim Gäubodenvolksfest 2025 waren vom 8. bis 18. August rund 1,25 Millionen Besucher in Straubing. Warum ist es ein Trumm vom Paradies? Hier der Versuch einer Erklärung.
Bilanz: Trotz geringerem Bierdurst als 2024 spricht der Gäubodenvolksfest-Veranstalter von einem guten Jahr. Die Aussteller der Ostbayernschau, die parallel zum Fest stattfindet, haben ein gemischtes Fazit gezogen. Die Polizei sprach in ihrer Bilanz von einem großteils friedlichen Fest.
Alles zum Fest: Alle Artikel zum Fest finden Sie auf unserer Überblicksseite zum Gäubodenvolksfest.