Vilsbiburg
"Pro B15 neu": Befürworter melden sich zu Wort
Die Unternehmer der Region wollen die Diskussion um den zügigen Weiterbau der B15neu von der Autobahn A 92 bis Rosenheim nicht länger allein den Gegnern überlassen. Zwei Jahre vor der neuerlichen Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans meldeten sich gestern die Befürworter der Fernstraße zu Wort: Die vierspurige Schnellstraße zwischen Regensburg und Rosenheim wäre für viele Menschen in Stadt und Landkreis Landshut ein Segen: für die Anwohner, die Pendler, für die Warenversorgung und nicht zuletzt für die Freizeitsportler. "Ich meine, für die B15neu gibt es mehr Befürworter als Gegner, und die müssen sich jetzt deutlich artikulieren", sagte Dr. Ernst Pöschl, in dessen Unternehmen die Pressekonferenz stattfand.
Karl Zollner, Geschäftsführer des gleichnamigen Premium-Hotelwäscheherstellers, erinnerte an den Bau der A 92 Anfang der 80er Jahre. Zuvor war Niederbayern das Armenhaus der Republik mit hohen Arbeitslosenzahlen und niedrigen Löhnen. Die Autobahn brachte den Anschluss an die europäischen Verkehrsadern und trug dazu bei, dass sich in den von ihr verbundenen Orten hohe Prosperität entwickelte. Erst vor kurzem bezeichnete Ministerpräsident Horst Seehofer Niederbayern erneut als erfolgreiche Aufsteigerregion.
Betrachtet man das Fernstraßennetz im südlichen Deutschland, dann fehlt vor allem eine schnelle Straßenverbindung von Regensburg bis Rosenheim zum Inntaldreieck. Dies merken vor allem die Anlieger der Bundesstraßen B299 und B15, auf denen der Verkehrsdruck inzwischen so stark gewachsen ist, dass tagsüber ein schnelles Vorwärtskommen nicht möglich ist. Insbesondere in der Stadt Landshut steht man während des Pendlerverkehrs im Osten und im Westen durchschnittlich eine halbe Stunde im Stau - eine Situation, die sich mit Fertigstellung der B15neu bis Essenbach weiter verschärfen wird, denn durch dieses Nadelöhr müssen alle durch.
"Stadt und Landkreis Landshut werden vom zügigen Weiterbau der B15neu in Richtung Süden am meisten profitieren", erklärte Zollner gestern. Er nannte die Anwohner der staugefährdeten Straßen und der Schleichwege, weniger CO2-Ausstoß durch weniger Staus und die Minderung von Unfallgefahren. Gleichzeitig sprachen sich alle Sprecher gegen eine Stückelung aus: Die B15neu werde erst im Endausbau ihre volle Wirkung entfalten. "Für Taufkirchen, Dorfen, Haag oder Rosenheim selbst gilt alles entsprechend", ergänzte Pöschl.
Wichtiger Standortvorteil...
Einen Schwerpunkt der Ausführungen nahm das Thema Arbeitnehmer ein. Allein im südlichen Landkreis Landshut sitzen mit Dräxlmaier, Flottweg, Hiller, Bulthaup, der Veldener Präzisionstechnik, Pöschl, Zollner und anderen eine Vielzahl von international agierenden Unternehmen, die gut ausgebildete Mitarbeiter benötigen. Angesichts der Vollbeschäftigung im engeren Umfeld müssen neue Mitarbeiter längere Anfahrten in Kauf nehmen: "Da ist eine gute Verkehrsanbindung ein echter Standortvorteil", erläuterte Vorstandssprecher Fritz Colesan von der Flottweg SE. Man dürfe nicht vergessen, dass man bei der Mitarbeitersuche mit dem Großraum München in Konkurrenz trete, und Florian Anzeneder von der Dräxlmaier-Group wies darauf hin, dass man die Kontakte mit Werkstudenten aus den Hochschulen von Rosenheim und Regensburg auch leichter knüpfen könnte, wenn es eine gute Straßenverbindung gäbe. "Und ein nicht zu unterschätzendes Thema bei den Bewerbungsgesprächen ist es, wie schnell man von hier in die Berge kommt."
... im europäischen Wirtschaftsraum
Auch der Warentransport benötige dringend eine bessere Anbindung nach Süden: "Es geht um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Region", sagte Zollner. Die Verbindung zu den südlich gelegenen Auslandsmärkten in der EU - Italien, Slowenien und demnächst auch Kroatien - sei von hier derzeit eine Katastrophe. "Das ist in Zeiten des europäischen Wirtschaftsraums und der wachsenden internationalen Handelsbeziehungen ein gravierender Standortnachteil." Wenn eine Region auch in Zukunft in Wohlstand leben wolle, müsse sie Produkte nach außen liefern und dadurch einen wirtschaftlichen Überschuss erzielen, sagte Zollner.
Hans Graf, Vorsitzender des IHK-Gremiums Landshut, verwies auf die demografische Entwicklung, die sich längst bei den zum Teil drastisch rückläufigen Lehrlingszahlen bemerkbar mache. Diese Entwicklung sei nur durch Zuzüge aufzuhalten, wobei Regionen mit einer guten (Verkehrs-) Infrastruktur im Vorteil seien. Und es sei besser, wenn der Bund diese Straße finanziere und damit die Kassen der Gemeinden geschont würden, "die der Stadt Landshut ist ohnehin bis zum Boden leer."
Das von den Gegnern oft ins Feld geführte Argument, man könne auch einzelne Ortsumgehungen zur Entlastung bauen, ließen die Befürworter gestern nicht gelten. "Die Straße bleibt nach allen Erkenntnissen auch langfristig der Verkehrsträger Nummer 1", sagte Karl Wittmann von der gleichnamigen Geisenhausener Entsorgungsfirma. Für den Güterfernverkehr werde bis 2025 eine Zunahme um 25 Prozent prognostiziert, in Richtung Süd- und Südosteuropa sogar um 100 Prozent. Dazu reichten die schon jetzt überlasteten Bundesstraßen B299 und B15 nicht. "Wenn jemand mit Hilfe des schnellen Internets zum Beispiel einen Pullover aus Bio-Wolle bestellt, dann wird dieser am Ende doch auf der Straße zugestellt", sagte Dr. Werner Weigl vom Ingenieurbüro BBI.











