Flugblatt-Affäre

Aiwangers Heimatort Rottenburg froh über Söder-Entscheidung


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Die Kundgebung am Volksfestgelände in Rottenburg.

"Schluss mit der Hetzjagd" und "Hubert, wir stehen hinter dir!", sind Sätze, die Sonntagmittag bei einer Kundgebung im Heimatort des stellvertretenden Ministerpräsident Hubert Aiwanger in Rottenburg fallen. Der FW-Ortsvorsitzende schwörte die laut Polizei gut 400 Teilnehmer ein "gemeinsam schaffen wir alles!". Der Landshuter Landrat dankte für die Unterstützung "für Hubert Aiwanger und auch die Demokratie".

1.500 Teilnehmer gemeldet - rund 400 laut Polizei da

"Wir zeigen Solidarität für Hubert Aiwanger" steht auf dem Werbebild mit Landrat Peter Dreier als Redner der Kundgebung, das am Samstagnachmittag in sozialen Medien verbreitet wurde. Eine Stunde vor deren Beginn der Kundgebung am Sonntag um 12 Uhr verkündet Ministerpräsident Markus Söder in einer Pressekonferenz, dass eine Entlassung Hubert Aiwangers aus dem Amt des stellvertretenden Ministerpräsidenten angesichts der Fakten und Beweise nicht verhältnismäßig wäre. Die Teilnehmer der Kundgebung sind sich ohnehin einig: "Söder hatte keine andere Wahl!" oder "Schluss mit der Hetzjagd" erklärten sie.

Gut 400 sind es, das hat die Polizei Rottenburg grob überschlagen, wie Inspektionschefin Annette Hartl berichtet. Mit 1.500 Teilnehmern war die Versammlung angemeldet worden, erzählt sie.

Unterstützung aus der Bevölkerung

Landrat Peter Dreier blickte auf eine unglaubliche Woche zurück. In der hatte er wie auch der Parteichef selbst von einer Schmutzkampagne gesprochen. Er kritisierte nochmal das Vorgehen. "Wir habens schon gehört. 35 Jahre später ist was ausgegraben worden. Die Frage, ob sowas überhaupt statthaft ist, oder ob es da nicht auch Vorschriften wie die Lehrerdienstverordnung gibt, dass es sowas überhaupt nicht geben darf, auch diese Frage muss man vielleicht auch noch aufarbeiten." Respekt sagte er Hubert Aiwanger zu, für das, was diese Woche alles über ihn gegossen wurde: "Respekt, dass man trotz allem noch so standhaft ist", sagte Dreier.

Das könne man nur machen, wenn man diese Unterstützung aus der Bevölkerung hat. Und "die hat er, weil er genau das anspricht, was die Leute bewegt". Dreier verwies dabei auf Themen, die Aiwanger bei der Regierung in Berlin kritisiert hat, zum Beispiel das Holz kein nachwachsender Rohstoff mehr sein darf, die Kernenergie, oder auch das Thema Wasserstoff. Dreier schlug auch einen Bogen zum Thema Politikverdrossenheit. Denn wie sollen junge Leute dazu bewegt werden, in die Politik zu gehen, wenn solche Kampagnen geführt werden.

Nicht Hubert Aiwanger habe diese schwierige Woche ausgelöst oder zu verantworten. Das hätten andere, so Dreier. Aber er sei froh, dass Söder nach einem Abwägungsprozess hinaus zu dem Ergebnis gekommen sei, über den 8 Oktober hinaus eine bürgerliche Koalition für Bayern zu schmieden. "Wir müssen jetz nach vorne schauen", sagte Dreier.

Zustimmung auch außerhalb der Parteigrenzen

Auch die Teilnehmer der Kundgebung, nicht nur FW-Parteimitglieder, bestätigen bei einer Umfrage, dass sie Hubert Aiwanger als einen Mann sehen, der zuhört, auch über die Parteigrenzen hinaus. Das findet beispielsweise Angelika Wimmer. Sie sitzt für die SPD im Stadtrat und hat sich als Vertreterin der Bauernmärkte an Hubert Aiwanger gewandt und immer Hilfe erhalten. Die Befragten sahen die Geschehnisse der Woche als Hetzjagd an. "Wer unbequem wird, soll weg", ärgert sich Stefan Petke aus Mallersdorf, dem Ort, in dem Aiwanger aufs Gymnasium ging. "Aiwanger ist der Einzige, der sich für uns einsetzt", erklärt Karola Stadler aus Landshut, die kein Parteimitglied ist, wie sie betont. Die Stimmung ist klar: Die Teilnehmer wollen Solidarität zeigen, nach vorne schauen.