Interview

„Wir junge Menschen sind gefragt“: Die Hosts über ihren Podcast „mies keck“

Wie jung ist Landshut? Dieser Frage geht der neue Podcast „mies keck“ der Landshuter Zeitung nach. In acht Folgen beleuchten Laura Mies und Matthias Keck verschiedene Aspekte des Jungseins in Landshut. Ein Interview.

Podcast-Hosts und Journalisten der Landshuter Zeitung: Laura Mies (22) und Matthias Keck (23).

Podcast-Hosts und Journalisten der Landshuter Zeitung: Laura Mies (22) und Matthias Keck (23).

„In Landshut ist nichts los.“ Dieses Klischee hält sich hartnäckig. Laura, Matthias, ihr macht das nun zum Thema für euren Podcast. Wie viel ist dran an dem Vorurteil?

Laura Mies: Wenn man der Stadt eine Chance gibt, hat Landshut viel zu bieten.

Matthias Keck: Der Zusatz unseres Podcasts ist ja „Wie sich Jungsein in Landshut anfühlt“ und da kann ich nur sagen: spritzig, lebendig und warm.

Was meinst du mit warm?

Matthias: Landshut ist keine Großstadt, da ist man eben näher beieinander. Das kann einengend sein, aber es wird einem auch viel gegeben als junger Mensch.

Wie ist denn überhaupt die Idee für euren Podcast entstanden?

Laura: Ich fand, dass es einen Podcast für Landshut braucht.

Matthias: Und in mir schlummerte schon ewig das Thema. Denn Jungsein in Landshut ist ja eine Auseinandersetzung mit dem, was wir gerade tun.

Wie ging es dann weiter?

Matthias: Wir sind schnell auf die acht Themen der Folgen gekommen und haben ein Dokument erstellt, das alle Episoden grob beschreibt.

Laura: Das habe ich dann ausgedruckt, auseinandergeschnitten und die Themen an einer großen Pinnwand so sortiert, dass sie zusammenpassen.

Matthias: Und dann sind wir rausgegangen, haben Termine vereinbart, sind rumgefahren, haben Interviews geführt und einfach das gesamte Material für die Folgen gesammelt.

Hier Folge 1 anhören:

Wie waren denn die Reaktionen darauf, dass es einen jungen Landshuter Podcast geben soll?

Laura: Von Anfang an sehr positiv. Wir sind bei der Recherche oft auf den Vorwurf gestoßen, in Landshut sei nichts los. Und viele waren dankbar, dass daraus endlich ein Thema gemacht wird.

Warum?

Laura: Eine Gesprächspartnerin kommt aus Landshut, ist fürs Studium nach Regensburg gezogen und hat das Gefühl, nicht cool genug zu sein, nur weil es sie nicht in eine große Stadt wie Berlin verschlagen hat. Sie findet es schade, dass man einen Stempel aufgedrückt bekommt, nur weil man die Region gerne mag und sich hier zuhause fühlt. Dieses Vorurteil, Landshut sei so langweilig, überträgt sich auf das Selbstbild von jungen Menschen, die hier groß werden. Und das ist schade.

Wie lief dann die Produktion eures Podcasts?

Laura: Wir hatten bald Unmengen an Material, das wir erst sortieren mussten. Dabei haben wir viel gelernt und mussten ein Gespür dafür finden, was für jede Folge passt.

Matthias: Wir haben bei der Arbeit auch gemerkt, wie gut wir zusammen funktionieren. So konnten wir sehr ehrlich zueinander sein, auch wenn wir mal nicht einer Meinung waren. Aber die Grundrichtung und der Anspruch an uns, da waren wir uns immer einig.

Was habt ihr durch den Podcast Neues über eure Heimat gelernt?

Matthias: Ich bin vom kulturellen Angebot erstaunt. Da sind zum Beispiel die Trachtler und Volksmusikanten. Mit denen hatte und habe ich wenig Berührungspunkte, habe aber großen Respekt vor dem, was sie machen und gelernt, dass das keine Leute sind, die irgendwo verstaubt etwas hinterherhecheln. Sondern die nehmen ihre Tradition und machen was Cooles und Eigenes daraus.

Oder auch die Kunsthandwerkerkultur. Die hat im Landkreis eine große Geschichte und ist durch die Keramikschule sehr jung und lebendig.

Laura: Ich fand es spannend, zu sehen, dass das niederbayerische Klischee, dass alle nur am Granteln sind, gar nicht stimmt. Wer als junger Mensch hier Lust hat, Sachen auszuprobieren, dem stellt sich wenig in den Weg. Es ist aber nicht alles rosig.

Inwiefern?

Matthias: Wir haben in den Folgen schon ein paar scharfe Aussagen drin. Ein paar nun erfolgreiche Projekte haben einen langwierigen Weg hinter sich. Denn manches stellt sich der Jugend dann doch in den Weg. Da wird Landshut seinem Ruf als träge Beamtenstadt gerecht. Bei all dem Lob für die Region, wir bleiben laut und kritisch. Und noch ein Punkt ist wichtig.

Welcher denn?

Matthias: Es sind nicht nur die alten, langweiligen Landshuter, die uns junge Menschen nicht laut sein lassen, sondern es sind auch die Jungen, die weniger unterwegs sind und sich nicht mehr so stark einbringen. Das ist auch ein großes Thema im Podcast. Wir zeigen deutlich mit dem Finger von uns weg auf andere, aber auch auf uns selbst als Jugend Landshuts. Wir müssen uns ranhalten, wenn wir wollen, dass sich in der Stadt was rührt.

Laura: Ein paar Fragen im Podcast bleiben auch offen. Denen gehen wir dann in Artikeln in der Landshuter Zeitung nach, die begleitend zu den einzelnen Folgen erscheinen.

Der Podcast heißt „mies keck“. Das sind eure Nachnamen, aber da steckt noch mehr dahinter, oder?

Matthias: Ja! „Mies“ bedeutet ja im jugendsprachlichen Sinne auch so was wie „sehr“. „Keck“ steht für „frech“ oder „spritzig“. Wir hoffen, dass wir als Moderatoren auch so wirken.

Wie also ist es nun, in Landshut seine Jugend zu verbringen?

Laura: Es kann widersprüchlich sein, aber nicht auf eine negative Art. Einmal ist es gemütlich, in Landshut, gerade im Umland, groß zu werden. Aber Landshut ist nicht klein und eine Stadt fordert einen manchmal auch heraus.

Matthias: Es ist so ein Zwischendrin. Es ist nicht nichts los, aber eben auch nicht zu viel. Und das bewirkt, das zeigen auch unsere Recherchen, dass wir junge Menschen gefragt sind. Es kommt eben nicht alles auf uns zu. Wir müssen Initiative ergreifen. Landshut lebt, wenn wir leben.

Hier gibt es den Podcast zum Anhören:

„mies keck“ auf Spotify

„mies keck“ auf Apple Podcasts

„mies keck“ auf Amazon Music

„mies keck“ auf YouTube

Übersichtsseite zum Podcast „mies keck“

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