Filmtipp

In „Napola – Elite für den Führer“ werden naive Buben zu Nazis

Der Film „Napola – Elite für den Führer“ erzählt erschreckend realistisch, wie zu Kriegszeiten hinter den Mauern einer „Eliteakademie“ lebensfrohe Jugendliche zu kalten, skrupellosen Soldaten geformt wurden.

„Napola – Elite für den Führer“ ist ein Film, der bis zur letzten Sekunde fesselt.

„Napola – Elite für den Führer“ ist ein Film, der bis zur letzten Sekunde fesselt.

Mit leeren Versprechungen einer glorreichen Zukunft wurden zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs Buben an die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten gelockt. Verlassen sollten sie die Schulen als „Führernachwuchs“, gebrochene Männer, ergebene Soldaten. „Napola – Elite für den Führer“ thematisiert die grausame Lebensrealität Heranwachsender im Jahr 1942 – und das Schicksal all derjeniger, die sich dem System nicht schnell genug fügen konnten.

Darum geht’s: Friedrich Weimer (gespielt von Max Riemelt) ist ein 17 Jahre alter, begabter Boxer im Jahr 1942. Durch Zufall wird er bei einem Kampf von einem Lehrer der (fiktiven) Erziehungsstätte „Napola Allenstein“ entdeckt und angeworben. Friedrich sieht diese Schule als seine große Chance: Nicht nur kann er seinem Land dienen, danach stehen ihm auch in der Sport- und Arbeitswelt Türen offen, von denen seine arme Familie kaum zu träumen wagt. Entgegen dem Verbot seines Vaters schreibt er sich an der Schule ein und wird sofort mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die sich kaum echt anfühlt.

An der Schule ist der Alltag von regelmäßigen Waffenübungen und tyrannischen Lehrern geprägt. Die missbrauchen die Buben, bis sie psychisch brechen. Es gibt Kinder, die beim Abendessen die Nachricht bekommen, dass ihre Väter an der Front gefallen sind, und trotzdem nicht weinen dürfen. Und es gibt Nachteinsätze, bei denen willkürlich auf „Feinde“ geschossen wird, ohne Befehle zu hinterfragen.

Mittendrin: Albrecht. Albrecht Stein (gespielt von Tom Schilling), der sensible Sohn eines wohlhabenden Gauleiters, wird zu Friedrichs einzigem Freund. Und obwohl er von allen am meisten zu verlieren hat, ist er dennoch der Einzige, der sich traut, zu rebellieren. Aber die Welt zeigt im Krieg wenig Erbarmen für zartbesaitete Dichter.

Das Besondere: Die Handlung des Films „Napola – Elite für den Führer“ geht unter die Haut. Anfangs wirkt es noch unverständlich, wie aus einer lebensfrohen Jugend ein Haufen herzloser Männer wird, der schießt, ohne Fragen zu stellen – gegen Ende des Filmes ist der emotionale Werdegang nachvollziehbar. Es wird anhand Friedrichs und Albrechts Geschichte ein beunruhigender Einblick in die Erziehung der Jugend im Zweiten Weltkrieg gewährt, die psychischer Folter glich.

Fazit: Ein Film, der bis zur letzten Sekunde fesselt. Kaum ein Werk lässt seine Zuschauer so sprachlos zurück. Kein Wunder, dass er online als „dramatisch und aufrüttelnd“ gelabelt ist – es fällt schwer, sich nach dieser vor Emotionen strotzenden Handlung nicht tief in den eigenen Gedanken zu verlieren.

Bis Ende Mai war der Film auf Netflix abrufbar, jetzt kann man ihn nur in der ZDF-Mediathek kostenlos schauen. Schade, dort wird er vermutlich nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten. Die wäre bei der großen zeitgeschichtlichen Rolle des Werkes wichtig.

„Napola – Elite für den Führer“, Drama/Kriegs-Film, Dauer: 110 Minuten, verfügbar auf Amazon Prime Video, empfohlen ab zwölf Jahren.

Folgen Sie Themen dieses Artikels:

Alle Artikel zu gefolgten Themen und Autoren finden Sie bei mein Idowa

Kommentare


Neueste zuerst Älteste zuerst Beliebteste zuerst
alle Leser-Kommentare anzeigen
Leser-Kommentare ausblenden

Dieser Artikel wurde noch nicht kommentiert.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.