Film-Tipp
Die Haftbefehl-Doku „Babo“ gibt spannende Einblicke in das Rapper-Leben

IMAGO / Future Image
Paco-Luca Nitsche, Aykut Anhan aka Haftbefehl, Nina Anhan und Elyas M Barek (von links).
Einzigartige Karriere, einzigartiger Absturz: Rapper Haftbefehl, mit richtigem Namen Aykut Anhan, ist wieder in aller Munde. Aber nicht, weil der Künstler, der durch „Chabos wissen, wer der Babo ist“ berühmt wurde, etwas Neues veröffentlicht hat, sondern durch die Doku „Babo – Die Haftbefehl-Story“, die gerade auf Netflix läuft.
Die kommt dem Rapper ganz nahe und zeigt nicht nur minutiös, wie „Hafti“ seinen Durchbruch in der deutschen Hip-Hop-Szene geschafft hat, sondern auch, wie er sich selbst zugrunde richtet. Aykut Anhan, aufgewachsen in einer Hochhaussiedlung unter schwierigen Umständen, kämpft sein Leben lang mit der Beziehung zu seinem Vater: einem Lebemann, der als Teil der organisierten Kriminalität viel Geld verdient, doch nie für seine Familie da ist. Umso tragischer, dass „Hafti“, der nie so werden wollte wie sein Vater, ebenfalls drogenabhängig wird und eine Familie gründet, die ohne den Einsatz seiner Frau wahrscheinlich schon längst zerbrochen wäre.
Doch genau hier beginnen auch die Probleme der Doku: Haftbefehl als Kind einer Familie, die perfekt als Negativbeispiel in die „Stadtbild“-Diskussion passt, die die Politik gerade beherrscht. Haftbefehl als leidender Künstler, Ehefrau Nina als sich aufopfernde Familienmanagerin, die damit ganz traditionelle Rollenbilder bedient. Haftbefehl als das Drogenopfer, das am Ende gezeichnet und geläutert aus dem Entzug kommt und dem der Bruder das Leben rettet. Klar, dass sich da schnell die Frage stellt: Wo endet die Begleitung und wo beginnt die Inszenierung?
Wem die zum Teil sehr drastischen Darstellungen und Zitate nicht zu viel sind, bekommt mit „Babo – Die Haftbefehl-Story“ einen Dokufilm, wie man ihn nur selten sieht: rau, unverblümt und nichts beschönigend. Aber auch einen, über den man viel diskutieren kann. Und genau diese Debatten sollte man sich direkt im Anschluss reinziehen, denn die sind mindestens genauso spannend.
„Babo – Die Haftbefehl-Story“, Länge: 92 Minuten, verfügbar auf Netflix, freigegeben ab 16 Jahren.









