Regensburg

Sie verhinderten eine Vergewaltigung: Das sind die Helden von Regensburg


am Tatort. "Es fühlt sich seltsam an, wieder hier zu stehen", sagt Martina Fuchs. (Foto: mj) Zwei Tage danach: Andreas Bach (li.) und Martina Fuchs (re.) sind zurück

am Tatort. "Es fühlt sich seltsam an, wieder hier zu stehen", sagt Martina Fuchs. (Foto: mj) Zwei Tage danach: Andreas Bach (li.) und Martina Fuchs (re.) sind zurück

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Der Ruf nach mehr Zivilcourage ist laut in der Gesellschaft. Sehr laut. Und doch, wenn es darauf ankommt, sehen viele weg. Umso bemerkenswerter sind daher die Fälle, in denen Menschen selbstlos einschreiten. Sie überwinden die eigene Angst und helfen - weil ein anderer Mensch in Not ist.

Eben so ein Fall ereignete sich in der Nacht von Dienstag in einer Parkanlage in der Albertstraße in Regensburg. Dort fiel ein 47-jähriger Grieche im Schutz der Dunkelheit über eine 33-jährige Frau her. Laut Polizei mit der Absicht, sein wehrloses Opfer zu vergewaltigen. Doch dazu kam es nicht - weil zwei Menschen eben nicht tatenlos zugesehen haben: der 57-jährige Andreas Bach und die 17-jährige Martina Fuchs.



Andreas Bach ist Busfahrer. Auch an diesem Abend sitzt er am Steuer der Linie 18 und wartet gerade am Busbahnhof in der Albertstraße. Als Martina Fuchs den Bus betreten will, werden beide Zeuge eines lautstarken Streits an der Haltestelle. Dort belästigt ein Mann unaufhörlich eine junge Frau. Gegen 22 Uhr nachts lungern dort viele gewaltbereite Menschen rum, wie Andreas Bach bestätigt: "Das wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich habe deshalb sofort die Polizei über die Leitstelle informiert."

Gerade, als sich die Situation zu beruhigen scheint, läuft plötzlich alles aus dem Ruder. Wie von der Tarantel gestochen, springt der Grieche auf und stürmt der 33-Jährigen in die Grünanlage am Busbahnhof hinterher. Martina Fuchs beobachtet das Szenario und weiß, jetzt zählt jede Sekunde: "Ich bin sofort in den Bus und habe Herrn Bach gesagt, was gerade passiert."

Sekunden später, die ersten Hilfeschreie aus dem Park: "Lass mich los!" Andreas Bach und Martina Fuchs fackeln nicht lange und laufen hinterher. Angst haben beide nicht in dem Moment. "Das geht alles so schnell. Du bist da so voller Adrenalin. In dem Moment spürst du keine Angst", erinnert sich der Busfahrer. Er greift sofort beherzt zu und zerrt den 47-jährigen Angreifer von der am Boden liegenden Frau. Auch Martina Fuchs ergreift sofort die Initiative und zückt ihr Handy, um den Vorfall zu filmen - Bildmaterial, das für die Ermittlungen der Polizei nun eminent wichtig ist. "Im Nachhinein wundert es mich, dass ich in der ganzen Aufregung überhaupt noch daran gedacht habe, das Ganze zu filmen, aber man funktioniert da irgendwie automatisch", erinnert sich die 17-Jährige.

Und doch, auch hier zeigte sich wieder die Schattenseite der Gesellschaft. "Im Bus waren locker zehn weitere Fahrgäste und auch am Busbahnhof befanden sich etliche Leute. Keiner hat Anstalten gemacht, zu helfen", bedauert Andreas Bach. Lediglich ein Passant fühlte sich bemüßigt einzugreifen. Allerdings eher kontraproduktiv. Bach: "Zu dem Zeitpunkt hatte ich den Mann im Park schon im Griff, als ein Passant dazukam und ständig auf ihn losgehen und ihn schlagen wollte. Dadurch kochte das Ganze noch einmal hoch und ich hatte alle Mühe, beide voneinander zu trennen, bis die Polizei eintraf."

Dank der Zivilcourage von Andreas Bach und Martina Fuchs konnte eine Vergewaltigung verhindert werden. Beide betonen unisono: "Wir würden jederzeit wieder so handeln!" Trotzdem hat dieser Vorfall auch bei den beiden Helfern Spuren hinterlassen. Andreas Bach ließ sich erst einmal zwei Tage von seinem Dienst freistellen und auch Martina Fuchs brauchte einen Tag Pause, um das Geschehene zu verarbeiten. Eines ist ihnen aber immer gewiss: der ewige Dank einer 33-jährigen Frau. Und auch Regensburg kann stolz sein auf die beiden couragierten Retter in der Not.

Genau hier - nur wenige Meter von der Bushaltestelle entfernt - fiel der Angreifer über sein Opfer her. Während andere tatenlos wegsahen, kamen Andreas Bach (li.) und Martina Fuchs (re.) der jungen Frau zu Hilfe. (Foto: mj)

Genau hier - nur wenige Meter von der Bushaltestelle entfernt - fiel der Angreifer über sein Opfer her. Während andere tatenlos wegsahen, kamen Andreas Bach (li.) und Martina Fuchs (re.) der jungen Frau zu Hilfe. (Foto: mj)