Basketball-EM
„War klar, dass wir es können“: Deutschland bezwingt Doncic
Basketball-Weltmeister Deutschland spielt bei der EM-Endrunde nach einem Nervenkrimi um die Medaillen. Trotz einer gigantischen Show von NBA-Star Luka Doncic setzte sich das deutsche Team im Viertelfinale gegen Slowenien mit 99:91 (45:51) durch und steht damit wie 2022 bei der Heim-EM im Halbfinale. Dort wartet am Freitag in Riga das Überraschungsteam aus Finnland. Im anderen Halbfinale stehen sich Griechenland und die Türkei gegenüber.
Auf den Tag genau zwei Jahre nach dem sensationellen WM-Triumph in Manila war Franz Wagner trotz schwacher Quote mit 23 Zählern bester Werfer in der deutschen Mannschaft, die ein großes Comeback in der hitzigen Partie schaffte.
Doncic von den Los Angeles Lakers kam zwar neben 39 Punkten auch auf zehn Rebounds und sieben Assists, erhielt aber vor allem nach der Pause von seinem Team zu wenig Unterstützung. Deutschland hat bei der EM bislang alle sieben Spiele für sich entschieden und gilt nach dem Aus von Serbien und Frankreich als Topfavorit auf die Goldmedaille.
„Luka wird seine Punkte machen, wir müssen auf uns schauen und Slowenien als Team stoppen“, hatte Interims-Bundestrainer Alan Ibrahimagic vor der Partie gesagt. „Es wäre ein großer Fehler, nur auf Luka zu schauen.“
Und doch drehte sich von Beginn an alles um den slowenischen Spielmacher. Doncic handelte sich schnell zwei Fouls ein, übernahm danach aber dennoch das Zepter und sorgte dafür, dass auch der für seine Verteidigung zuständige Isaac Bonga zwei schnelle Fouls auf dem Konto hatte.
Doncic markierte vor 9.038 Zuschauern schon im ersten Viertel zehn Punkte. Da sich an seiner Seite auch andere im Turnier bislang nicht sonderlich überzeugende Spieler steigerten, lag Deutschland nach den ersten zehn Minuten mit elf Punkten zurück (21:32).
In den Tagen vor dem Duell mit Doncic und Co. hatte es im deutschen Lager ungewöhnlich viel Unruhe gegeben. Zunächst war versucht worden, das Teamhotel zu wechseln, da die Unterkunft in der lettischen Hauptstadt zu laut und vor allem das Essen nicht gut genug sei. Aus Kostengründen kam ein Umzug nicht zustande.
Dann hatte der Teilrückzug von Bundestrainer Alex Mumbru die Schlagzeilen bestimmt. Der gesundheitlich nach seiner Bauchspeicheldrüsenentzündung nach wie vor angeschlagene Spanier hatte am Montag verkündet, das Coaching während der Spiele wie schon während der erfolgreichen Vorrunde im finnischen Tampere seinem Assistenten Ibrahimagic zu überlassen.
Als Cheftrainer war Mumbru aber weiter beim Team und in die Vor- und Nachbereitung eingebunden. Die Mannschaft versammelte sich bei einer Medienrunde geschlossen hinter dem Nachfolger von Weltmeister-Coach Gordon Herbert und stärkte dem sichtlich angeschlagenen Spanier so den Rücken.
Während des Spiels war es Ibrahimagic, der das Team coachte. Mumbru saß hinter ihm auf der Bank und verfolgte das Spiel im Sitzen. Nur gelegentlich stand der Spanier auf, um ein paar Anweisungen zu geben.
Der Trubel in den Tagen von Riga schien dem Team nicht gutgetan zu haben. Richtiger Spielfluss wollte auch im zweiten Viertel keiner aufkommen. Doch immerhin kämpfte sich der Weltmeister zurück und machte einen 13-Punkte-Rückstand wett. Zum 39:39 gelang Schröder der Ausgleich, zur Halbzeit lag Deutschland dennoch mit sechs Punkten zurück. Doncic hatte nach 20 Minuten bereits 22 Punkte gesammelt.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit kassierte Doncic schnell sein viertes Foul. Doch Profit schlagen konnte Deutschland daraus zunächst weiter nicht. Schröder und Co. wirkten hektisch, fanden nie zu ihrem schnellen Spiel. Der Weltmeister lief immer weiter einem Rückstand hinterher.
Mit der Schlusssirene des dritten Viertels gelang Tristan da Silva mit einem spektakulären Wurf von hinter der Mittellinie ein Dreier, durch den Rückstand vor dem Schlussabschnitt auf vier Punkte schmolz (70:74). Nun war das deutsche Team endlich hellwach. Im Schlussviertel wirkte der Gold-Favorit gelöst und drehte das emotionale Duell mit dem Europameister von 2017.