Enttäuschung nach Derby-Fight

TSV 1860: Plötzlich ist der Aufstieg in weiter Ferne


Frustriert und enttäuscht: Die Löwen müssen ihre Aufstiegs-Träume nach der Pleite gegen die kleinen Bayern wohl begraben.

Frustriert und enttäuscht: Die Löwen müssen ihre Aufstiegs-Träume nach der Pleite gegen die kleinen Bayern wohl begraben.

Von Bernhard Lackner

Die kleinen Bayern sichern sich durch ein 2:1 gegen den TSV 1860 die Münchner Stadtmeisterschaft. Für die Sechzger rückt der Aufstieg damit in immer weitere Ferne. Köllner: "Wir sind richtig tief enttäuscht."

München - Dieser Moment war es, der alle Löwen-Träume nährte: Traumpass Dennis Dressel genau in den Lauf von Sascha Mölders, der die Murmel geschmeidig mit der Fußspitze runterholte - und in den Bayern-Kasten hämmerte. Dumm nur für Sechzig: Die Amateure des FC Bayern schlugen doppelt zurück.

Der TSV 1860 hat es vermurkst: Die Blauen verloren gestern Abend in einem hochspannenden, rassigen und teils wilden Drittliga-Derby gegen die Roten. Die dürfen sich damit auch in der Dritten Liga Nummer eins der Stadt nennen. "Wir sind richtig tief enttäuscht", sagte Trainer Michael Köllner. Nach der Führung durch den 15. Saisontreffer von Mölders (34.), besorgte Kwasi Okyere Wriedt unter den Augen von Profi-Sportdirektor Hasan Salihamidzic in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit den Ausgleich (45.). "Das war der Genickbruch", urteilte Dressel: "Das wären heute sehr wichtige drei Punkte gewesen, vor allem gegen Bayern."

Am Ende setzten sich deren individuelle Klasse durch gegen die Leidenschaft und Wucht der Sechzger: Malik Tillman köpfte spät mittein hinein ins Löwen-Herz (79.). Heißt: 1860 hat weiter 52 Punkte auf dem Konto, die Bayern-Amateure sind mit der neuen Rekordpunktzahl einer Zweitvertretung von 61 Zählern wieder Spitzenreiter. Während der Derby-Dreier und die Stadtmeisterschaft in dieser Spielzeit an den FCB gehen, gilt für die Giesinger: ausgeträumt.

Mölders jubelt mit seiner VIP-Tribüne

Köllner, der die Bayern im Vorfeld als stärkste Mannschaft der Liga bezeichnete, überraschte schon vor Anpfiff mit seiner Aufstellung: Ausgerechnet den Ex-Bayer Daniel Wein ließ der 50-Jährige nach zuletzt wechselhaften Leistungen auf der Bank schmoren, er setzte in der Innenverteidigung auf das Mentalitäts-Duo Aaron Berzel und Dennis Erdmann. Und versprach kurz vor Spielbeginn trotz der fehlenden Kulisse: "Wir müssen mit der bitteren Pille umgehen können, dass dieses Feeling fehlt. Aber wir haben immer gefightet bis zum Schluss. Wir werden uns voll reinhauen."

Auf Seiten des Rivalen der Neffe von Ex-Präsident Uli Hoeneß formte seine Startelf um Torjäger und Hinspiel-Elfmetertorschütze Wriedt ohne die teuren Jungstars wie Michaël Cuisance, Jan Fiete Arp oder Joshua Zirkzee. Und so war es Wriedt, der schon nach 14 Sekunden und noch ohne jeglichen Ballkontakt der Sechzger die Führung auf dem Kopf hatte - aber kläglich vergab.

Nun schlug die Zeit der Löwen-Kämpfer, die das Mittelfeld mehrfach mit langen Bällen überbrückten: Mölders für Efkan Bekiroglu ab - kein Treffer (2.). Stefan Lex war gleich mehrfach durch, wurde aber im letzten Moment geblockt (7.) und verdaddelte die Kugel (21.). Musste also Routinier Mölders herhalten, seine Sechzger gekonnt in Führung zu schießen. Der 35-Jährige jubelte im menschenleeren Grünwalder fast genauso schön wie Comedian Simon Pearce auf der inoffiziellen VIP-Loge in einer Wohnung gegenüber des Stadions.

FC Bayern nach dem Seitenwechsel besser

Anfangs bärenstarke Löwen, die sich sichtlich auch spielerisch in Szene setzen wollten, waren wohl schon in der Kabine, als Wriedt einen schnellen Vorstoß vollendete. "Ärgerlich" fand Geschäftsführer Günther Gorenzel in der Pause, denn er wusste: "Wir haben alle Möglichkeiten nochmal oben anzugreifen, wenn wir dieses Spiel gewinnen."

Nach dem Seitenwechsel wurden die brandgefährlichen Bayern besser, schnelle Konter und gewiefte Steckpässe häuften sich - zuerst ohne Ertrag. Köllner sah, dass er etwas ändern musste: Prompt hatte Joker Noel Niemann nach Vorarbeit des starken Dennis Dressel das 2:1 auf dem Fuß, vergab aber freistehend (72.).

Es folgte das Finale furioso: Als die TSV-Fans vor der Spielstätte ein Feuerwerk zündeten, köpfte Tillman die Bayern zu Derbysiegern - und zerstörte damit alle Hoffnungen der Sechzger.