Landkreis Regensburg

Organisierte Gruppen machen Menschen mit Behinderung zu Bettlern für ihre Zwecke


Ein Bild, das man eigentlich nur aus Großstädten kennt: Ein Bettler bittet einen Passanten um Geld. Doch auch auf dem Stadtplatz waren in den vergangenen Wochen bettelnde Männer unterwegs. (Foto: Arno Burgi, dpa)

Ein Bild, das man eigentlich nur aus Großstädten kennt: Ein Bettler bittet einen Passanten um Geld. Doch auch auf dem Stadtplatz waren in den vergangenen Wochen bettelnde Männer unterwegs. (Foto: Arno Burgi, dpa)

"Bitte, bitte", fleht der Mann und hält den Passanten einen Pappbecher entgegen. Er stützt sich zitternd auf einen Gehstock, seine Beinhaltung lässt auf eine schwere Behinderung schließen. In den vergangenen zwei Wochen haben Männer auf diese Art auf dem Stadtplatz um Geld gebettelt. Viele Straubinger machte das betroffen, andere hingegen reagierten skeptisch und fühlten sich bedrängt. Wir wollten von Ordnungsamt, Polizei und Caritas wissen, wie gegen Bettelei vorgegangen wird und wie den Menschen geholfen werden kann.

"Wir erhalten fast täglich Anrufe, dass Personengruppen unterwegs sind, die betteln", erklärt Polizeihauptkommissar Dieter Kluske. Wenn die Polizei ausrückt, seien die Bettler oft nicht mehr anzutreffen, sagt er. Die Bettler, die in den vergangenen Wochen Passanten nach Geld fragten, blieben nicht unbemerkt. Wohl deshalb riefen am Mittwochvormittag Bürger die Polizei. Einer der Bettler sei angetroffen worden, berichtet Kluske. Es habe sich herausgestellt, dass der Mann, der eine Gehbehinderung hat, bereits polizeilich in Erscheinung getreten sei.

Betroffen aufgrund des offensichtlich schlechten Gesundheitszustandes der Bettler warfen Passanten Geld in die Pappbecher. "Ich persönlich", sagt Kluske, "würde aber kein Geld geben." Der Polizeihauptkommissar würde hingegen an Organisationen spenden, bei denen man sicher sein kann, dass das Geld für die richtigen Zwecke verwendet wird. Denn man könne nie gänzlich ausschließen, dass diese Bettler von organisierten Gruppen ausgenutzt werden. "Das ist schlimm", fügt er hinzu und seufzt.

Das Sozialsystem in Deutschland sei lückenlos, betont Michael Born von der allgemeinen Sozialberatung der Caritas: "In Deutschland muss niemand betteln." Bedürftige können entweder über das Sozialamt oder das Jobcenter Leistungen beantragen. "Die Grundvoraussetzung ist jedoch, dass jemand zum Arbeiten hier ist", fügt er hinzu. Wenn Menschen nach Deutschland kommen und mit dem Jobcenter möglicherweise nichts zu tun haben wollen, greife das Amt für soziale Sicherung. "Dort wird die Aufenthaltsberechtigung angeschaut."

Dennoch: Wenn jemand völlig mittellos aus einem anderen Land nach Deutschland kommt, muss dieser nicht hungern - wenn er sich zum Beispiel an die Caritas wendet. "Wir hören uns die Geschichte an, hinterfragen sie aber auch", erklärt Born, "dann rufen wir in der Tafel an und organisieren, dass geholfen wird." Ein Hilfsbedürftiger erhalte ein einmaliges Lebensmittelpaket, das eine Woche ausreicht. Der nächste Schritt sei das Sozialamt oder das Jobcenter. Bei den Männern, die in den vergangenen Wochen bettelten, geht er jedoch von einer organisierten Gruppe aus, "die das Mitleid der Leute erregen will".

Wichtig ist laut Michael Born von der Caritas die Unterscheidung, dass Straßenmusiker oder Künstler - wie Pantomime -, die ihr Geld durch Musik oder ihre Einlagen verdienen, keine Bettler sind. Auch Karin Meyer vom Ordnungsamt betont: "Straßenmusiker brauchen zum Beispiel eine Erlaubnis. Sie bieten etwas für das Geld, das sie bekommen."