Regensburg

"Akte Isarstraße" geschlossen: Vermeintliches Vergewaltigungsopfer schweigt noch immer


Symbolbild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Symbolbild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Ende Juli 2014. Eine Meldung über eine besonders abartige Vergewaltigung sorgt nicht nur in Regensburg für Wut und blankes Entsetzen. Dann stellt sich raus: Die Tat kann so nicht stattgefunden haben.

Die damals 22-jährige Frau gibt gegenüber der Polizei an, dass sie in der Isarstraße von drei unbekannten Männern in ein Auto gezerrt und danach brutal vergewaltigt worden sei. Anschließend sei sie splitterfasernackt beim "Alex-Center" aus dem Wagen geworfen worden. Wie immer in solchen Fällen werden seitens der Polizei sofort alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die abscheuliche Tat schnellstmöglich zu klären. Es werden Phantombilder von drei Männern angefertigt, eine SOKO gegründet, der Tatort tagelang abgesucht. Zunächst schenkt den Schilderungen der 22-Jährigen natürlich jeder Glauben.

Im September dann ein erster Ermittlungserfolg: drei Tatverdächtige werden festgenommen, verbringen eine Nacht in Polizeigewahrsam. Doch dann nimmt die Geschichte eine schier unglaubliche Wendung, die in der Bevölkerung für noch mehr Empörung sorgt, als der ursprünglich geschilderte Tatablauf. Zwar weist die 22-Jährige erhebliche Verletzungen auf, muss deshalb mehrere Tage im Krankenhaus verbringen, dennoch kommen den Ermittlern bei der Regensburger Kripo immer mehr Zweifel. Besonders eine Frage drängt sich immer stärker auf: Kann diese Tat in der Isarstraße tatsächlich so abgelaufen sein, wie von dem Opfer geschildert? Die Antwort lautet schließlich: Nein! Im September gesteht die 22-Jährige, dass die Vergewaltigung in dieser Form nicht stattgefunden hat. Sie wird vom Opfer zur Angeklagten.

Es ergaben sich immer mehr Ungereimtheiten an den Aussagen der 22-jährigen Auszubildenden. Zudem konnten keine Täter ermittelt werden. "Für uns stand dann fest, dass die Vergewaltigung so nicht stattgefunden haben konnte", erinnert sich Theo Ziegler, Sprecher der Staatsanwaltschaft Regensburg. Die "Akte Isarstraße" wurde daraus resultierend folgerichtig geschlossen, eine neue Akte geöffnet. "Wir mussten gegen die Frau Anklage wegen Vortäuschens einer Straftat erheben", so Ziegler gegenüber idowa.

Woher stammen die Verletzungen?

Doch auch weiterhin gab die junge Frau Ermittlern und Staatsanwaltschaft Rätsel auf. Plötzlich machte sie von ihrem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch, legte über ihren Anwalt Beschwerde ein, weil das Verfahren wegen der Verwaltigung in der Isarstraße eingestellt wurde. Auch die Frage, woher die teils schwerwiegenden Verletzungen kamen, bleibt zumindest vorerst ein Mysterium. Ziegler: "Es war für uns nicht ersichtlich, woher die Frau die Verletzungen haben konnte. Wir können nicht ausschließen, dass diese tatsächlich von einer Straftat stammen, aber das ist nur spekulativ." Auch zu den Verletzungen hüllt sich die junge Frau nach wie vor in Schweigen. Die Ermittlungen wegen Vortäuschens einer Straftat dauern also auch ein halbes Jahr nach der vermeintlichen Tat noch an. Eine umfängliche Aufklärung dürfte sich schwierig gestalten, denn bis zum heutigen Tage macht die junge Frau keinerlei Anstalten, ihr Schweigen zu brechen.