Unschöner Vorfall

Verdächtige nach Attacke auf Claudia Roth bei Landshuter Hochzeit ermittelt

Der Festzug am Sonntag endet mit einem Eklat im Bereich der Ehrentribüne. In der Stadt herrscht Empörung nach dem Angriff. Die Polizei hat nun eine Verdächtige ermittelt.


sized

Claudia Roth (Zweite von links) am Sonntag auf der Ehrentribüne in der Altstadt. Rechts im Bild: Landshuts Oberbürgermeister Alexander Putz und Ministerpräsident Markus Söder. Nach dem Hochzeitszug wurde Roth von einer Frau aus der Menge mit einer Flüssigkeit überschüttet.  

Von Uli Karg, Daniel Haslsteiner und Redaktion idowa

Nach dem Hochzeitszug ist am Sonntag die Grünen-Politikerin Claudia Roth von einer zunächst unbekannten Frau mit einer Flüssigkeit überschüttet worden. Die Attacke sorgt deutschlandweit für Schlagzeilen, die Polizei konnte mittlerweile eine Verdächtige ermitteln. Oberbürgermeister Alexander Putz (CSU) verurteilte derweil nicht nur die Tat aufs Schärfste, sondern auch den Beifall, der ihr in den sozialen Netzwerken gespendet wird.

Der Vorfall selbst hat sich laut Franz Hundhammer, Pressesprecher der Polizeiinspektion Landshut, wie folgt abgespielt: "Nachdem sich der Hochzeitszug am Sonntag aufgelöst hat, ist aus der Menge eine Frau auf Claudia Roth zugekommen und hat sie mit einer Flüssigkeit überschüttet. Da diese farb- und geruchsfrei war, gehen wir aktuell davon aus, dass es sich bei der Flüssigkeit um Wasser gehandelt hat - gesichert ist dies allerdings nicht." Claudia Roth habe die Veranstaltung danach relativ schnell verlassen. Verletzt wurde die 68-Jährige bei dem Vorfall nicht.

Wie die Polizei am Dienstag mitteilt, konnten die Ermittler mittlerweile eine Verdächtige ausmachen. Dabei handele es sich um eine 58 Jahre alte Frau. Warum sie die Politikerin mit einem Getränk überschüttete, ist derzeit noch nicht klar. Die Polizei hatte nach dem Vorfall mehrere Zeugen befragt und kam im Lauf der Ermittlungen auf die Spur der mutmaßlichen Täterin.

OB entschuldigt sich bei Kulturstaatsministerin

Nachdem die Meldung über die Attacke auf der Facebookseite der "Landshuter Zeitung" gepostet war, fanden sich innerhalb kürzester Zeit Kommentare, in denen die Tat bejubelt und die Kulturstaatsministerin schwer beleidigt wurde. Einige Kommentare musste entfernt werden. "Ich schäme mich zutiefst für viele hier gepostete Beiträge!", schrieb OB Putz daraufhin auf Facebook. "Dass ein Mitglied der Bundesregierung und Ehrengast bei unserer Landshuter Hochzeit in dieser Form attackiert und behelligt wird, ist inakzeptabel. Dass hier Leute mit Klarnamen so eine Aktion kleinreden oder sogar Beifall dafür spenden, ist für mich ebenso völlig daneben. Ich kann mich nur in aller Form im Namen der Stadt bei Frau Roth entschuldigen und wir werden den Vorfall im Rahmen unserer Sicherheitsgespräche natürlich diskutieren."

Gegenüber unserer Redaktion ergänzte Putz: "Solche Attacken auf gewählte Amts- und Mandatsträger sind eine Gefahr für die Demokratie und dürfen nicht geduldet werden. Ich hoffe, dass die Täterin ermittelt und bestraft wird."

Claudia Roth teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit: "Angriffe gegen Politikerinnen und Politiker sind niemals legitimer Protest, sondern stehen immer außerhalb unseres demokratischen Grundkonsens'." Die "Verrohung der Debatte, den Hass und die Hetze", spürten viele Menschen mittlerweile am eigenen Leib: "Lokalpolitiker vor Ort, Journalistinnen, die über Demonstrationen berichten, die vielen Menschen, die sich zum Beispiel gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit aussprechen." Dem müssten sich alle demokratischen Kräfte lautstark entgegenstellen. "Erst kommt das Sagbare, dann das Machbare. Dem Angriff auf die Menschlichkeit folgt der Angriff auf den Menschen."

"Traurigerweise keine Überraschung"

Mit Claudia Roth auf der Ehrentribüne saßen am Sonntag Johannes Hunger, Landtagskandidat der Grünen, und Iris Haas, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat. In einer Pressemitteilung wird Johannes Hunger wie folgt zitiert: "Leider müssen wir seit Monaten eine Verrohung der politischen und gesellschaftlichen Debatten feststellen, die auch im bayerischen Landtagswahlkampf weiter befeuert wird. Da ist es traurigerweise keine Überraschung, dass aus Worten irgendwann Taten folgen."

Die Landshuter Grünen-Bundestagsabgeordnete Marlene Schönberger erklärte ihre "volle Solidarität" mit Claudia Roth, während Stefan Gruber, zusammen mit Iris Haas Vorsitzender der Landshuter Grünen-Fraktion und als Mitglied der Fürstengruppe Teilnehmer der Landshuter Hochzeit, sagte: "Die Landshuter Hochzeit ist ein großes Fest. Ein Moment des freudigen Beisammenseins und deswegen schmerzt es mich um so mehr, dass es im Rahmen dieses schönen Ereignisses zu einem solchen Angriff gekommen ist."

Die Landshuter Polizei hat nun Ermittlungen wegen Beleidigung aufgenommen. Die Täterin konnte nach der Attacke unerkannt in der Zuschauermenge verschwinden. Es liegen allerdings mehrere Zeugenaussagen vor, die jetzt ausgewertet werden. Weitere Hinweise werden unter der Telefonnummer 0871/92520 entgegengenommen.

2 Kommentare:


Bitte melden Sie sich an!

Melden Sie sich an, um kommentieren zu können.

Anmelden

Günter F.

am 05.07.2023 um 07:55

Dismal war's Gott sei Dank nur Wasser. Aber wenn man wie Herr Aiwanger und Herr Söder die "stille Mehrheit" aufhetzt, sich die Demokratie vom Erzfeind den Grünen wiederzuholen, braucht man sich nicht wundern, wenn bald mehr passiert.



Christian L.

am 04.07.2023 um 15:44

Tätliche Angriffe sind ein NoGo, auch wenns nur Wasser war und ich Frau Roth sicher nicht besonders schätze, dazu sehe ich einfach keinen Grund. Aber es sollte niemals in Tätlichkeiten münden.



Kommentare anzeigen