Landkreis Landshut

Frischer Wind für einige zu stürmisch


Prof. Stoffel will die Hochschule zukunftsfähig machen.

Prof. Stoffel will die Hochschule zukunftsfähig machen.

Es brodelt ein wenig im Dampfkessel Hochschule. Seit Präsident Prof. Dr. Karl Stoffel vor knapp zwei Jahren sein Amt von seinem Vorgänger Prof. Dr. Erwin Blum übernommen hat, bleibt kein Stein mehr auf dem anderen - so lautet zumindest der Vorwurf seiner Kritiker in den Hochschulgremien sowie in der Verwaltung. Teilweise herrsche unter den Mitarbeitern ein "Klima der Angst", ist zu hören. Stoffels Führungsstil sei "diktatorisch". Der Präsident selbst leugnet nicht, dass es in den vergangenen 24 Monaten zu einschneidenden Änderungen in der Struktur der Hochschule gekommen ist. Er sagt aber zugleich: "Diese Veränderungen waren auch unbedingt notwendig."

Selbst seine schärfsten Kritiker, die jedoch allesamt ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen, geben zähneknirschend zu, dass Stoffel durchaus frischen Wind in die zuvor etwas eingestaubte Institution am Landshuter Stadtrand gebracht habe. Allerdings sei die Geschwindigkeit, mit der der Präsident vorgegangen sei, völlig übertrieben gewesen. Unter anderem wird kritisiert, dass der Kanzler wie auch die Vizepräsidenten ihre Posten räumen mussten. "Stoffel hat eigene Leute auf diese Positionen geholt, er will sich eine Hausmacht aufbauen", so lautet ein Vorwurf.

Einer dieser ehemaligen Vizepräsidenten ist Prof. Joachim Knappe. Er war auch zu einer Stellungnahme bereit, taugt aber nicht unbedingt als Kronzeuge für die Stoffel-Gegner: "Es war der richtige Zeitpunkt, von meinem Amt zurückzutreten. Ich wollte einem Generationenwechsel nicht im Wege stehen", sagt er. Er stellt ausdrücklich klar, dass er dazu nicht gezwungen worden sei: "Das war allein meine Entscheidung." Dass ein neuer Mann an der Spitze der Hochschule Veränderungen vornimmt, ist für Knappe zunächst einmal ein völlig normaler Vorgang. Allerdings habe es an der Hochschule schon einen extrem starken Umbruch in den leitenden Gremien gegeben: "Dadurch herrscht eine große Unruhe, und ich fürchte auch, dass dadurch Reibungsverluste entstanden sind."

Stoffel selbst räumt unumwunden ein, dass die massiven Veränderungen manch einen überfordert haben könnten. "Aber die Vizepräsidenten sind alle von sich aus gegangen." Lediglich mit dem damaligen Kanzler (Stefan Kiermeier, Anmerkung der Redaktion) habe es größere Meinungsverschiedenheiten gegeben. "Da hat sich schnell herausgestellt, dass es sinnvoll ist, sich zu trennen." Kiermeier hat mittlerweile eine neue Aufgabe in Deggendorf übernommen. Auf Anfrage der LZ wollte er sich nicht dazu äußern, wie es zum Bruch mit Landshut gekommen war.

"Eine Hochschule muss man teamorientiert führen"

"Ich bin damals nicht angetreten mit der Absicht, alles zu verändern", sagt Stoffel. Allerdings wolle er die Hochschule nicht lediglich verwalten, sondern stetig weiterentwickeln und zukunftsfähig machen. Den Vorwurf, er sei nur bedingt teamfähig, weist der Präsident energisch zurück: "Eine Hochschule muss man teamorientiert führen. Und eins ist doch klar - auch meine Ideen werden nicht immer eins zu eins umgesetzt." Möge auch bei einigen Mitarbeitern eine gewisse Unzufriedenheit da sein - insgesamt sei, vor allem im Professorenbereich, das Klima sehr gut.

Welche Ziele verfolgt Stoffel nun an der Hochschule? "Wir sind ziemlich gewachsen, was die Zahl der Studierenden in den letzten Jahren betrifft. Aber so wird es nicht weitergehen, denke ich." Vielmehr müssten sich die Universitäten und Hochschulen mittelfristig sogar auf sinkende Studentenzahlen in Deutschland und Bayern einstellen. Dann werde unter den Einrichtungen ein Wettbewerb entstehen. "Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Hochschule Landshut dann konkurrenzfähig ist."

Dabei sieht Stoffel sein Haus schon auf einem sehr guten Weg: "Wir können interessante neue Studienangebote machen. Aktuell gab es zum Wintersemester erstmals einen Master-Studiengang in klinischer Sozialarbeit für 30 Studierende, wobei wir dafür an die hundert Bewerbungen bekamen." Auch der neue Bereich biomedizinische Technik sei sehr gut angenommen worden. "Das sind spannende Angebote, die auch sehr gut in die heutige Zeit passen", ist Stoffel überzeugt.

Ein ganz wichtiger Baustein für den Erfolg ist für ihn die positive Vertretung nach außen: durch den Relaunch der Homepage (die LZ berichtete) ebenso wie durch öffentliche Veranstaltungen. "Wir werden noch mehr Angebote für die gesamte Bevölkerung machen. Gerne auch mal im Salzstadel. Denn unsere Präsenz in der Stadt ist sicher noch ausbaufähig." Auch die Zusammenarbeit mit den Unternehmen und sozialen Einrichtungen in der Region will Stoffel intensivieren.

Wie lautet seine "Vision 2020" für die Hochschule? Stoffel überlegt kurz, dann sagt er: "Wir müssen dafür bekannt werden, dass bei uns interdisziplinäres Lernen einen Schwerpunkt bildet." Die fünf bestehenden Fakultäten will der Präsident wesentlich mehr miteinander verzahnen - in der Forschung wie in der Lehre. Das werde über gemeinsame Vorlesungen sowie fakultätsübergreifende Projekte geschehen. Davon gebe es heute - abgesehen vom Sprachenzentrum - noch zu wenig. "Auch dafür werden wir ein schlüssiges Konzept erarbeiten."

Für all diese ambitionierten Ziele benötigt Stoffel natürlich die Unterstützung aller Professoren und Mitarbeiter in der Verwaltung. Geradezu sehnsüchtig hoffen deshalb auch seine Kritiker, dass nun der personelle Umbau abgeschlossen ist und endlich Ruhe einkehrt. Ludwig Zellner, der Vorsitzende des Freundeskreises Hochschule, wollte sich auf LZ-Anfrage zu den ganzen Querelen nicht äußern. Aber er spricht sicherlich vielen aus der Seele, wenn er eindringlich appelliert: "Ich hoffe, dass wir jetzt eine gut funktionierende Mannschaft haben. Denn wir alle wollen ja die Hochschule Landshut weiter voranbringen." Professor Stoffel wird diesem Wunsch sicher nicht widersprechen.