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Fesche Madl

Kathrin Hollmer (20) macht zurzeit Praktikum bei der Online-Redaktion von Cosmopolitan, Shape und Joy in München . Ab September wird sie an der AMD München Modejournalismus und Medienkommunikation studieren.
Wir Bayern sind von Grund auf äußerst kosmopolitisch, den Trends weit voraus - und jederzeit experimentierfreudig. Ist ja klar. Eine Ausnahme gibt es allerdings, und da hört der Spaß wirklich auf: unsere allseits beliebte Tracht. Schockierende Entdeckungen musste ich schon in den ersten Tagen auf dem Gäubodenvolksfest machen. Diese Sünden werden von Jahr zu Jahr schlimmer. Also, liebe Styling-Verbrecher und Fashion-Victims: zehn Last-Minute-Tipps im Umgang mit der bayerischen Tracht - für alle Dirndl-Dearndl - und die, die es werden wollen:
1. Das richtige Schuhwerk
Mein wichtigstes Anliegen zuerst: Flip-Flops, Lackstiefel, Peep Toes oder dergleichen zum Dirndl oder gar zu Lederhosen (welch ein Graus) sind in Bayern (und vermutlich nicht nur dort) ein absolutes No-Go! Selbst wenn man keine richtigen Trachtenschuhe tragen will, muss man sich ja nicht gleich so weit aus dem Fenster lehnen. Auch Chucks oder Vans sind nicht gerne gesehen, genauso wie (im schlimmsten Falle bunte) Leggins unter dem Dirndl.
Hübsche High-Heels oder Pumps sind meist akzeptabel (aber nicht in pinkem Lackleder, versteht sich). Tipp: Nicht zu hohe Absätze wählen, denn wir wollen ja auch die ganze Nacht auf den Bierbänken tanzen.
2. Beauty
Zugegeben, Smokey Eyes sehen bei Keira Knightley, Rihanna und Co. echt toll aus. Aber habt ihr die schon mal im Dirndl gesehen? Eben. Und abgesehen davon: Kriegsbemalung ist beim Volksfest gar nicht notwendig! Was die Frisur angeht, habe ich gute Nachrichten: Girlie-Style ist ausnahmsweise erlaubt, denn Zöpfe sind zur Tracht absolut stilecht!
3. Die Tasche
Clutchs, Big- und andere It-Bags bitte zu Hause lassen. Wer seine Siebensachen nicht in der Dirndltasche (versteckt sich im Rock) unterbringt, sucht sich am besten eine passende, unauffällige Tasche oder ein typisches Trachtentascherl. Zu Gürteltaschen (ich war überrascht, dass es die noch gibt) über der Lederhose erspare ich mir an dieser Stelle jeden bösen Kommentar...
4. Wenn's abends kühl wird
Im besten Falle legt unser Begleiter einen schützenden Arm um uns. Falls gerade keiner in greifbarer Nähe ist: Blazer oder gar Jeans-Jacken gehen gar nicht! Ein großer Schal oder eine hübsche Trachtenjacke sollten Dirndl-Dearndl an kühlen Abenden wärmen.
5. Schmuck
Grundsätzlich gilt: Weniger ist mehr! Eine Kette oder Ohrringe, dazu eine Uhr, reichen voll und ganz. Also, keine Riesen-Klunker, lange Perlenketten oder Kreolen etc. Stilecht sind natürlich original "Kropfbandl" aus Samt.
6. Die Schürze
Dringend zu beachten ist, auf welcher Seite die Schleife gebunden wird: Ist man vergeben, dann (von sich aus) rechts, wenn solo, links. Damit das Schleiferl auch schön wird: Wenn ihr auch so eine liebe Oma habt wie ich, lasst sie euch von ihr binden!
7. Kopfschmuck
Sonnenbrillen, Kopftücher, Hüte oder ähnliche Accessoires sind mit Vorsicht zu genießen. Das Dirndl wird dadurch nämlich nicht zur Tracht, sondern vielmehr zur Verkleidung! Das heißt im Klartext: Die Preußen-Tarnung droht aufzufliegen ...
8. Drunter und drüber
Eine Dirndl-Bluse ist natürlich Pflicht. T-Shirts, Tops oder ein Bikini-Oberteil unter dem Dirndl sind eine echte Styling-Sünde. Für ein verführerisches Dekolleté sorgt ein Dirndl-BH. Und Mädels, vergesst Diäten und Dauersport: Kurven gehören zur Tracht!
9. Oide, magst an Kaas?
Auch die Ess- und Trinkgewohnheiten müssen sich an die Tracht anpassen. Also, greift zum Hendl, zur Brezn und zum Kaas statt Pizzastück oder Essiggurke und genießt statt Caipi eine erfrischende Radlermaß! Bei der Bierwahl ist alles erlaubt außer Becks! Das tut einem bayerisch schlagenden Herz mehr als weh!
10. Der richtige Begleiter
Wer auch immer uns zum Volksfest ausführen darf, der muss schon einige wichtige Kriterien erfüllen: Zur Lederhose trägt man nicht irgendein T-Shirt. Auch keine Turnschuhe oder Chucks ( auch bei Männern sind Flip-Flops tabu!).
Kleiner Tipp zum Schluss: Lasst euch doch mal im Medienzelt blicken. Vielleicht werdet ihr ja das/der neue Trachtenmadl oder -bursch! Ich wünsch Euch viel Glück!