Time-Warp Oktober 2012

Berlin hat den Größten


Andrea Limmer.

Andrea Limmer.

Von Redaktion idowa

Heute springen wir zum 3. Oktober 1969. An diesem Tag ist das höchste Bauwerk in Deutschland eingeweiht worden: der Berliner Fernsehturm. Seit der Wiedervereinigung steht er stolz als Wahrzeichen eines geeinten Deutschlands gegenüber vom Alexanderplatz.

Vier Jahre lang hat man in der DDR an den 368 Metern gebaut und über 31000 Tonnen Material verwendet. Auf 207,53 Meter Höhe befindet sich das Turmrestaurant, das sich am Tag zweimal pro Stunde dreht und am Abend ein Mal. Seit 2003 sendet der Berliner Fernsehturm Tatort, Nachrichten und Co. im Gleichwellenbetrieb, was damals eine absolute Innovation war.

Der SED-Parteichef Walter Ulbricht bestimmte maßgeblich den Standort und die Errichtung des Turms, weswegen die Berliner das Gebäude unter anderem "St. Walter" nennen. Andere Spitznamen sind: "Imponierkeule" und "Protzstängel". Doch der populärste ist nach wie vor: "Rache des Papstes".

Denn wenn die Sonne auf den Turm scheint, reflektiert die Sputnik-Kugel ein Kreuz, was für die atheistische DDR-Regierung freilich eine Provokation darstellte.

Die Architekten des Turms wurden nicht zur Einweihung eingeladen. Angeblich, weil die Regierung ihnen böse Absicht hinsichtlich des Lichtkreuzes unterstellte. Und angeblich soll die Stasi auch große Spiegel gegen das Kreuz eingesetzt haben.

Ronald Reagan machte noch mehr Lärm ums Licht, als er in seiner Rede am 12. Juni 1987 vor dem Brandenburger Tor behauptete, dass die DDR-Regierung ständig versuche, die Reflexion mit Chemikalien und Farbe zu unterbinden.

Wer nun von Bayern aus nach Berlin fährt und etwas Heimat sucht, kann vom Fernsehturm aus sogar die Radiosender Bayern2 und Bayern Plus empfangen. Nicht-Berliner outen sich übrigens dadurch, dass sie zum Fernsehturm "Alex" sagen. Wenn dieser jemand auch noch etwas dazu sagt, wie: "Aber größer ist er nicht, wie der unsere in Minga", kann man als Niederbayer sicher sein, dass man dort einen Landsmann getroffen hat.