Bayern

Nockherberg 2023: Trittsichere Gratwanderung

Die Stellvertretende Chefredakteurüber Maxi Schafroths Salvator-Predigt.


Von Thomas Müller

Die Grundbedingungen für einen Salvator-Redner sind ja denkbar schlechte: Grundsätzlich derbleckbar in der bayerischen Landespolitik sind nur Söder und Aiwanger - einfach, weil wenigstens die noch Kanten bieten. Die Bundespolitik glänzt überwiegend mit Abwesenheit. Und trotzdem soll sie lustig sein, die große Bier-Polit-Show - bei der ein Getränk kredenzt wird, das man - seien wir ehrlich - zwar mögen kann, aber sicherlich nicht muss.

Kein Zweifel: Der Unterallgäuer ist eine echte Rampensau mit viel Gespür für Timing und Pointen, mal nachdenklich, mal woke, klamaukig, geistreich wie zeitgeistig, hinterfotzig, einfach lustig. Mal aber auch wenig lustig, die Rede hatte auch Längen.

Immerhin hat er keine ermüdend wie erwartbare Söder-Aiwanger-Show abgezogen. Wobei - "Hubsi" war schon stark päsent. Der "ländliche Raum", hier kennen sich beide ja gut aus, verbindet halt.

Vielmehr hat Themen gesetzt - und das politische Scheitern seziert - ohnehin reine Realsatire. Und auch die Themen Krieg und Demokratie nicht ausgespart. Ja, das war dann weniger lustig. Eine meist trittsichere Gratwanderung, für die der Kabarettist mit Standing Ovations belohnt wurde. Eine Premiere beim Salvator-Anstich.

Insgesamt weniger Schenkelklopfen, eher - back to the roots - mahnende Worte. Ein Fastenprediger ohne Mönchskutte. Wie er die AfD diesmal eingebaut hat - Chapeau! Wenngleich der Gag noch besser funktioniert hätte, hätte er ihn nur ein Mal verwendet.

Darf man ein bisserl mäkeln? Man darf. Das allgäuerische Idiom auf einer Ur-Münchner Traditionssause - für einen Altbayern immer noch ein hartes Brot. Aber das wirklich nur ganz nebenbei.