Schaden in Millionenhöhe
Anlagenbetrug im Netz: Fälle aus fünf niederbayerischen Landkreisen

Silas Stein/dpa
Verlockende Anlagemöglichkeiten sind aktuell eine erfolgreiche Betrugsmasche. (Symbolbild)

Die Hoffnung auf schnelles Geld lässt auch Menschen in Niederbayern unvorsichtig werden. Wie das Polizeipräsidium Niederbayern mitteilte, haben Menschen aus fünf Landkreisen in Niederbayern alleine im Mai und Juni 2025 über zwei Millionen Euro an betrügerische Investmentseiten im Internet verloren. Dabei würde es sich jedoch nur um die bekannt gewordenen Fälle handeln.
Folgende Fälle wurden in den beiden Monaten aus Niederbayern bekannt:
Ein besonders hoher Schaden entstand nach Polizeiangaben einem Mann aus dem Kreis Dingolfing-Landau. Dieser hätte über einen vermeintlichen Finanzexperten, den er über Social Media entdeckte, von Anfang April bis Mitte Juni 2025 über 250.000 Euro an verschiedene Trading-Apps überwiesen.
Einen ähnlich hohen Verlust von insgesamt 200.000 Euro musste ein Mann aus dem Kreis Kelheim hinnehmen. Von Ende April bis Mitte Mai soll er die Anlagensumme auf Anraten einer angeblichen Beraterin für virtuelle Währung aus Großbritannien, auf ein zuvor eröffnetes Konto überwiesen haben. Auch dieser Mann wurde über eine Online-Plattform auf die Anlagenmöglichkeit aufmerksam.
Ein Mann aus dem Landkreis Landshut soll nach Angaben der Polizei zunächst in Kryptowährung investiert haben - oder glaubte das zumindest. Nachdem ihm eine angebliche Brokerin einen Gewinn seines „Investments“ in Höhe von über einer halben Million Euro mitgeteilt habe, habe er zur Auszahlung des vermeintlichen Kursgewinnes Anfang Mai 2025 „Gebühren“ von rund 35.000 Euro auf ein maltesisches Konto überwiesen. Der Kontakt zu der Brokerin ist seither abgebrochen.
Ein Internetvideo zu einer Vermögensanlage, in dem eine Rendite von 100 Prozent versprochen wurde, habe zudem einen Mann aus dem Landkreis Rottal-Inn Ende Juni 2025 veranlasst, mehrere Zahlungen in Höhe von insgesamt 30.000 Euro auf ein maltesisches Konto auszuführen.
Der letzte bekannt gewordene Fall aus Niederbayern betrifft der Polizei zufolge eine Frau aus dem Landkreis Regen. Sie wurde demnach mit einer gefälschten Anlageplattform getäuscht, die unter anderem mit Prominenten den Anschein von Seriosität erweckte. In der Annahme, in eine lukrative Geldanlage zu investieren, überwies die Frau, nach Polizeiangaben, Mitte Juni 2025 über 17.000 Euro auf ein österreichisches Konto.
Warnung vor vermeintlichen Finanzberatern
Besondere Vorsicht sei nach Angaben des Präsidiums bei scheinbar verlockenden Anlagemöglichkeiten geboten, die häufig durch die Werbung von Prominenten unterstützt wird. Diese suggeriert, dass diese in der Vergangenheit bereits in diese Investmentseiten investiert hätten.
Das Polizeipräsidium Niederbayern schildert eine mögliche Vorgehensweise der Betrüger wie folgt:
Nach Eingabe der persönlichen Daten nimmt ein vermeintlicher Finanzberater Kontakt mit dem potenziellen Opfer auf. Der Berater täuscht den Opfern durch eine geschulte Gesprächsführung eine vertrauensvolle und individuelle Beratung sowie Betreuung der Geldanlage vor.
Tatsächlich werden die investierten Einlagen, zu Beginn meist mit einer geringen Anlagesumme, aber nicht zur Geldanlage verwendet, sondern sind für die „Anleger“ verloren. Auf den betrügerischen Internetplattformen werden von den Tätern unter anderem Anlageprodukte wie Aktien, binäre Optionen, Devisen und Kryptowährungen zum Handel angeboten, die keinen realen Hintergrund haben.
Die Vorgehensweise der Betrüger ist vergleichbar mit sogenannten Fake-Shops, in denen nicht existente Waren angeboten werden. Die Anlagegelder werden nie in eine tatsächlich existierenden Kapitalanlage einbezahlt und erzielen somit keine der vorgetäuschten Renditen.
Die Möglichkeiten für Anleger, das investierte Geld wiederzuerlangen, sind sehr gering, da die Täter die vereinnahmten Gelder in der Regel Auslandskonten transferieren. Die Betreiberfirmen der Handelsplattformen wechseln häufig, bei den Firmensitzen handelt es sich nicht selten um Offshore-Briefkastenadressen.