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Neuer Bär gesucht

Der Sechzig-Abschied des Torschützenkönigs der Vorsaison ist offiziell. Maurizio Jacobacci hat schon Alternativen im Sinn und dabei geht der Blick in die Schweizer Wahlheimat. Kommt Shkelqim Demhasaj?


Torjäger außer Dienst: Marcel Bär (r.) kann auch unter Maurizio Jacobacci (l.) nicht an die Verfassung der Vorsaison anknüpfen.

Torjäger außer Dienst: Marcel Bär (r.) kann auch unter Maurizio Jacobacci (l.) nicht an die Verfassung der Vorsaison anknüpfen.

Von Ruben Stark

München - Einen Spieler solchen Formats sucht quasi jeder Klub, ob in der Bundesliga, der Dritten Liga oder in den Tiefen des Amateurfußballs. Einen Spieler, wie man so sagt, mit eingebauter Torgarantie, einen Spieler, der die größten Offensivsorgen schon mal lindert.

Der TSV 1860 hatte in der vergangenen Saison jemanden gefunden, der dieses Profil erfüllte. Das Problem: Er erfüllte es eben nur in dieser besagten Spielzeit - und auch deshalb verabschiedet er sich jetzt.

Marcel Bär ist ab der kommenden Saison nicht mehr Teil der Sechzger. Was sich seit Wochen abgezeichnete, machten die Löwen mit ihrer Nachricht am Mittwoch auch offiziell. "Ich bin froh, dass ich mich vor zwei Jahren für den Schritt aus Braunschweig nach München entschieden habe", erklärte der 30-Jährige, "auch wenn es nun an der Zeit ist, eine neue Herausforderung anzunehmen."

Seltener Jubel: Shkelqim Demhasaj (r.) kommt in Zürich nicht über eine Ergänzungsrolle hinaus, was ihn zu einem 1860-Kandidat macht.

Seltener Jubel: Shkelqim Demhasaj (r.) kommt in Zürich nicht über eine Ergänzungsrolle hinaus, was ihn zu einem 1860-Kandidat macht.

Wie erwähnt, überrascht ist von diesem Schritt niemand - weder im Klub noch im Umfeld. Und deshalb läuft die Fahndung nach einer neuen Nummer neun mit eingangs beschriebenen Qualitäten längst.

Trainer Maurizio Jacobacci wünscht einen Stoßstürmer mit Vollstreckermentalität. Warum, wird allein beim Blick auf die Bilanzen der vorhandenen Profis klar. Fynn Lakenmacher (23) - Typ jung, wuchtig, aber noch mit Ecken und Kanten - hat sieben Mal getroffen. Gar nicht schlecht für einen Youngster.

Der Haken ist jedoch, dass er sechs seiner sieben Tore bis Mitte September erzielte, danach nur noch eines im Januar und keiner der Treffer bei seinen bislang 32 Einsätzen gelang ihm auswärts.

Dazu kommt Meris Skenderovic (25) - Typ technisch veranlagter Schlaks mit gutem Schuss, aber ausbaufähigem Spielverständnis. Er hat vier Mal getroffen bei 27 Einsätzen, zuletzt allerdings im Oktober.

Der Handlungsdruck an der Grünwalder Straße 114 ist angesichts dieser Fakten unumstößlich. Auf die offensiven Außen kann und will man sich nicht verlassen, zumal Stefan Lex (sechs Tore) aufhört und eine Vertragsverlängerung bei Joseph Boyamba (auch sechs Tore) unwahrscheinlich erscheint.

Jacobacci, der in Zug wohnhafte Italiener mit den Schweizer Wurzeln, hatte bereits angekündigt, sich auch in seiner Heimat nach Verstärkungen umschauen zu wollen.

Und siehe da: Nach AZ-Information hat nun Shkelqim Demhasaj das Interesse der Löwen auf sich gezogen. Der 27-jährige Schweizer kosovarischer Abstammung steht noch bis zum Sommer bei den Grasshoppers Zürich unter Vertrag. Er war dort in dieser Saison nur eine Randerscheinung, hatte aber zuletzt beim Züricher Überraschungscoup bei Meister Young Boys Bern (4:1) einen starken Auftritt.

Stärker beteiligt war er 2021 an der Erstliga-Rückkehr der Hoppers. Der "Tagesanzeiger" schrieb über diese Phase Demhasajs: "Er schoss zehn Tore und begeisterte mit seiner unverblümten Art und seinem unbändigen Einsatz. Er war nie der Mann des Spektakels, aber einer, der kämpfte. Das kam an."

Das klingt nach einem, der auf Giesings Höhen gut ankommen könnte. Ob es klappt, liegt sicher auch den finanziellen Rahmenbedingungen. Wenn Demhasaj der neue Bär wird, der aus der Torschützenkönig-Saison jedenfalls, dürfte den alten keiner vermissen.