VfB Straubing

Gregor Mrozek: "Wir rudern gemeinsam in eine Richtung"


Gregor Mrozek ist seit Sommer Trainer des VfB Straubing.

Gregor Mrozek ist seit Sommer Trainer des VfB Straubing.

Der VfB Straubing ist auf dem besten Weg Richtung Landesliga. Aktuell führen die Gäubodenstädter die Tabelle der Bezirksliga West mit drei Punkten Vorsprung vor dem ersten Verfolger FC Dingolfing an und haben dabei noch ein Spiel weniger absolviert. Am vergangenen Sonntag ist der VfB mit dem Derbysieg über Türk Gücü Straubing (1:0) erfolgreich in die Frühjahresrunde gestartet. Im idowa-Interview spricht Trainer Gregor Mrozek über sein erstes halbes Jahr beim VfB, eine ausgedehnte Wintervorbereitung und die Ambitionen des Vereins.

Herr Mrozek, hinter dem VfB Straubing liegt mit den Abgängen von Teammanager Bert Hierl und dem Co-Spielertrainer Lucas Altenstrasser wieder einmal ein turbulenter Winter. Wie haben Sie als Trainer die Zeit erlebt?
Gregor Mrozek: Es hat sich einiges getan. Aber ich will mich zu dem Thema gar nicht groß äußern. Das ist der Zuständigkeitsbereich unserer Verantwortlichen, ich bin in erster Linie für das Sportliche zuständig. Grundsätzlich ist im Verein aber alles in Ordnung und ich blicke positiv in die Zukunft.

Sie sind seit dem vergangenen Sommer beim VfB. Wie haben Sie den Verein bislang kennengelernt?
Mrozek: Mein Eindruck war von Anfang an positiv. Es ist wirklich hervorragend, was hier drumherum geleistet wird, alle sind sehr engagiert. Das hatte ich in der Form nicht erwartet. Die Leute sind sehr fokussiert und wollen gemeinsam etwas bewegen, dennoch kann man auch über alle Punkte eine sachliche Diskussion führen.

Und wie bewerten Sie die sportliche Seite?
Mrozek: Es war sicherlich ein kleiner Umbruch im Sommer. Mit einem neuen Trainer kommt immer auch eine neue Art rein, da musste man sich erst ein bisschen gegenseitig beschnuppern. Aber im Großen und Ganzen wissen alle, dass das "Wir" im Vordergrund steht. Daran arbeiten wir gemeinsam, die Mannschaft ist top-motiviert und engagiert. Nach einer gewissen Zeit haben alle verstanden, was wir wollen. Wir rudern alle gemeinsam in eine Richtung.

Die Mannschaft hatte im vergangenen Jahr einen großen Vorsprung noch verspielt und dadurch den Aufstieg in die Landesliga verpasst. In welchem Zustand haben Sie die Mannschaft im Sommer vorgefunden?
Mrozek: Es ist unabhängig von der Situation schwierig, eine Mannschaft komplett in eine Richtung zu bekommen. Nichtsdestotrotz habe ich hier viele tolle Menschen und Charaktere kennengelernt. Am Ende muss aber jeder Spieler verstehen, dass der Trainer die Richtung vorgibt und es nur diesen einen Weg gibt. Man kann mit mir dennoch über alles reden - und es ist mir auch wichtig, dass sich die Spieler einbringen. Aber im Endeffekt haben sich die Spieler an unsere Vorgaben zu halten, denn das Team steht über jedem Einzelnen. Hier freut mich besonders, dass wir auch neben dem Platz als Mannschaft einiges zusammen unternehmen. Man merkt, hier wächst etwas zusammen. Dazu haben neben dem Grundfundament auch unsere Neuzugänge beigetragen. Hier haben Tobias Forster und Bert Hierl einen tollen Job gemacht. Jetzt haben wir eine kompakte Truppe, die ein klares Ziel vor Augen hat.

Sie sind im Sommer angetreten und wollten sehr aktiven Fußball spielen. Etwas, das nicht jedem Spieler auf Anhieb gefallen haben dürfte.
Mrozek: Wir haben es einigermaßen in die Mannschaft reinbekommen, allerdings noch nicht so, wie wir es eigentlich wollen. Aber das ist immer auch ein längerer Prozess, das geht im Fußball nicht von heute auf morgen. Natürlich war es für den einen oder anderen anfangs eine Umstellung. Die meisten Fußballer sind von Haus aus eher faul und wollen nur das Nötigste machen. Wir haben uns aber vorgenommen, dass wir hoch verteidigen und Angriffspressing spielen, dass wir viel antizipieren und bei Ballverlusten sofort ins Gegenpressing kommen. Dass ein Spieler bei Ballverlust nicht im ersten Moment zurückläuft, sondern nach vorne verteidigt, das muss sich in den Köpfen verfestigen. Wir versuchen im Training konsequent daran zu arbeiten, dass wir die Automatismen reinbekommen und die Spieler einfach aktiv werden.

Besonders positiv fällt die gute Defensive auf. Mit erst 13 Gegentreffern hat Ihre Mannschaft die mit Abstand wenigsten der Liga kassiert und spielte in den letzten zwölf Spielen neunmal zu Null. Woran machen Sie das fest?
Mrozek: Auch hier ist das Kollektiv der Schlüssel, das auch im Spiel gegen den Ball sehr gut funktioniert. Es ist ein Pluspunkt unserer Spielweise, dass die Stürmer schon sehr viel gegen den Ball arbeiten. Wir haben aber auch ein kompaktes Mittelfeld und eine Viererkette mit Tsvetan Antov als Abwehrchef, der viel Erfahrung mitbringt. Dazu kommt mit Basti Lerch ein Torhüter, der sehr aktiv ist und immer agiert statt zu reagieren und der für unsere Liga natürlich eine extreme Klasse mitbringt.

Ein alter Fußballerspruch lautet: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive Meisterschaften. Ist das auch das Motto beim VfB in dieser Saison?
Mrozek: Ich bin bei dieser Aussage immer zwiegespalten. Eine gute Defensive ist natürlich die Basis, aber keine Garantie für Erfolge. In aller erster Linie kommt es darauf an, dass man viel investiert. Wir haben in der Winterpause insgesamt neun Wochen trainiert. Das war die längste Vorbereitung, die ich je gemacht habe. Die Spieler waren bereit und nehmen das an. Wir haben ein Ziel und haben deswegen länger und intensiver trainiert, damit wir topfit sind. Das zahlt sich dann am Ende auch aus, wenn andere Mannschaften drei oder vier Wochen trainieren.

Der VfB steht aktuell ganz oben in der Tabelle. Ist es inzwischen das klare Ziel, aufzusteigen?
Mrozek: Der Verein hat ein Ziel, ganz klar. Aber man hat auch aus dem letzten Jahr gelernt, als ein solider Vorsprung noch verspielt worden ist. Wir haben uns intern vorgenommen, nicht groß zu überlegen, was die Konkurrenz macht. Wir wollen einfach Punkte sammeln. Wenn es am Ende reichen sollte, dann sind wir überglücklich. Wir werden keine großen Ansagen nach außen geben, aber jeder kann die Tabelle lesen und es schaut ganz gut aus. Aber es kann noch viel passieren und erst am Schluss wird abgerechnet.

Wie wichtig war der Sieg am vergangenen Sonntag gegen Türk Gücü Straubing, damit man mit einem positiven Gefühl in die Restsaison geht?
Mrozek: Man darf das nicht überbewerten, auch dafür gab es nur drei Punkte. Aber es war schon wichtig für den Kopf, dass wir mit einem Erfolgserlebnis gestartet sind und nicht umsonst neun Wochen trainiert haben. Jetzt wollen wir die Euphorie mitnehmen. Wichtig war es natürlich auch, weil es ein Stadtderby war. Für mich persönlich ist das nicht so entscheidend, aber für einige Spieler, die sich gegenseitig kennen, ging es schon auch ums Prestige.

Eines Ihrer Ziele, als Sie zum VfB gekommen sind, war es, dem Verein ein anderes, ein bodenständigeres Image zu verpassen. Das ist natürlich ein langwieriger Prozess. Inwieweit konnten hier dennoch schon Schritte gemacht werden?
Mrozek: Eines der Ziele des Vereins ist es, immer wieder Spieler aus der eigenen Jugend zu integrieren, auch wenn das als Bezirksligist nicht so einfach ist. Aber wir haben immer wieder Jugendspieler im Training dabei, wollen nächste Saison vielleicht auch einen fest in den Kader aufnehmen. Wir wollen auch mehr Spieler aus der Umgebung. Hier ist es allerdings schwierig, Spieler zu finden, die den Mut haben, bei uns zu spielen. Wir haben hier aber einiges geschaffen und sind auf einem guten Weg. Wir haben ein tolles Stadion, eine gute Infrastruktur. Im Sportlichen versuchen wir Spieler zu holen, die auch charakterlich zu uns passen.

Sie haben nun auch schon über die kommende Saison gesprochen. Heißt das im Umkehrschluss, dass Sie auch nächstes Jahr Trainer des VfB sind?
Mrozek: (lacht) Die Gespräche haben bereits stattgefunden, es waren gute Gespräche. Ich denke, wir werden in Kürze sicherlich etwas dazu sagen können.

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