Cham

Ein ganz besonderer Saft: 650 Milliliter Leben


Lucas mit seinen Eltern vor einige Wochen daheim in Waffenbrunn. Am Montag hat er die Stammzellen seines Spenders übertragen bekommen. (Foto: privat)

Lucas mit seinen Eltern vor einige Wochen daheim in Waffenbrunn. Am Montag hat er die Stammzellen seines Spenders übertragen bekommen. (Foto: privat)

Von Redaktion idowa

Lucas hat seine mögliche Rettung verschlafen. Als am Montagabend ab halb zehn 650 Milliliter Blut mit den Stammzellen seines genetischen Zwillings über einen Katheter in seinen kleinen Körper fließen, liegt der Fünfjährige selig in Morpheus' Armen. "Die Ärzte haben ihn partout nicht wach bekommen", erzählt sein Vater Stefan Schmaderer. Sechs Stunde lang dauerte es, bis die Flüssigkeit vollständig übertragen war. Nun ist vor allem Geduld gefragt. Erst in zwei, drei Wochen wird sich zeigen, ob die Transplantation erfolgreich war, Lucas' Körper die neuen Stammzellen angenommen hat und diese fleißig gesundes Blut produzieren.

Lesen Sie hier: Der kleine Lucas (5) hat einen Knochenmarkspender gefunden!

Seit Sonntag vergangene Woche war der Leukämie-kranke Lucas jetzt wieder in der Kinder-Uniklinik KUNO in Regensburg. Sein Immunsystem wurde die Woche über mit starker Chemotherapie auf Null heruntergefahren. "Lucas ist es dabei gut gegangen", sagt sein Papa, der den kleinen Mann zusammen mit Mama Nicole in die Klinik begleitet hat. Alles sei ohne Komplikationen verlaufen. Auch die Übertragung des neuen Knochenmarks, das erst am Abend aus Köln geholt worden war, habe bestens funktioniert.

Am Dienstagmorgen sei es Lucas gut gegangen, sagt Stefan Schmaderer. Lucas liege isoliert in einem Zimmer, seine Eltern können dort bei ihm sein. "Wir müssen halt Kittel, Handschuhe und Mundschutz tragen, und wenn wir das Zimmer verlassen und wiederkommen, stets neue Sachen anziehen" erzählt der Vater. Lucas habe sich sehr auf sein neues Knochenmark gefreut und noch am Montag ständig gefragt, wann denn "der Fremdspender kommt", grinst Stefan Schmaderer. Am Montag haben die Waffenbrunner via Internet von der bevorstehenden Spende berichtet. Zahlreiche Freunde und Bekannte schickten daraufhin aufmunternde Kommentare an die Familie.

Nimmt der Körper die Zellen an?

Den Sohn halten die Eltern während der langweiligen Zeit im Krankenzimmer mit Spielen bei Laune: "Lucas baut gerne Lego, oder wir spielen Karten." Auch ein Fernseher steht im Zimmer. Der Fünfjährige muss weiterhin alleine im Zimmer bleiben, bis die neuen Stammzellen ihre Arbeit verrichten und neue Zellen heranwachsen, bis man sagen kann, ob sein Körper die Zellen überhaupt annimmt.
"Das dauert 15 bis 20 Tage", weiß Papa Stefan. Dann heißt es weiter warten, bis drei Tage hintereinander ein bestimmter Leukozytenwert im Blut festgestellt wird. Erst dann dürfen zumindest die Eltern ohne Mundschutz zu Lucas. Außer ihnen haben bisher nur die Oma und die Tante kurz mit Schutzkleidung Lucas Krankenzimmer betreten dürfen. "Kinder dürfen gar nicht hinein", sagt Stefan Schmaderer. Eine Prognose wagt er nicht, ebenso wenig wie die behandelnden Ärzte. Doch: "Wir sind momentan schon recht zuversichtlich, das alles gut gehen wird."
Sollte sich die Hoffnung erfüllen, müsste Lucas zuhause noch eine Weile Medikamente nehmen - könnte aber wohl schon in einigen Monaten wieder in den Kindergarten gehen und mit seinen Freunden spielen. Daumen drücken!


Auf das Spendenkonto der DKMS (Deutschen Knochenmarkspenderdatei) sind für die Typisierungsaktion von Lucas rund 212 000 Euro eingegangen. "Die Aktion ist vollständig finanziert worden", freut sich eine DKMS-Sprecherin.

8678 Menschen aus dem Landkreis sind bei der DKMS als potenzielle Stammzellenspender registriert. Nach der Typisierungsaktion in Waffenbrunn waren es 7831. Das bedeutet: Rund 850 Menschen haben sich in den letzten Wochen noch auf anderen Wegen registriert. Sehr viele Anforderungen nach dem Typisierungs-Paket für Zuhause gingen nach unserem Erfahrungsbericht bei der DKMS ein.