Schlüssel zur Zukunft
Warum Events für den Frauenfußball in Niederbayern jetzt entscheidend sind

Alfred Brumbauer
Fußball begeistert: Etwa 15.000 Mädchen und Frauen haben seit 2022 neu mit dem Kicken begonnen.
Events, Events - und am besten noch mehr Events. So bringt Henry Lindemann, Kreisbeauftragter für Frauen- und Mädchenfußball in Niederbayern West, das aktuelle Erfolgsrezept auf den Punkt. Auch wenn die Lage im Frauenfußball gemischt ist, gibt es Grund zur Hoffnung - besonders dank engagierter Vereine und kreativer Formate.
Im Erwachsenenbereich herrscht derzeit Fluktuation: „Der Frauenfußball geht zurück“, sagt Lindemann. Viele Teams wechseln zwischen Kreisliga und Freizeitliga - mal aus sportlichen, mal aus organisatorischen Gründen. Die Kreisliga Ost steht besonders unter Druck, dort sind aktuell nur vier Mannschaften gemeldet. Ein Problem: In der Kreisliga darf erst ab 16 Jahren gespielt werden, in der Freizeitliga schon ab 14 - oft ein entscheidender Unterschied, ob eine Mannschaft spielfähig ist oder nicht.
Um den Spielbetrieb überhaupt aufrechtzuerhalten, müssen Teams aus Niederbayern West auch mal in die Ost-Staffel versetzt werden, was Lindemann Bauchschmerzen bereitet: „Ich will die Landshuter nicht rüberschicken - so ein Derby wie Niederaichbach gegen Münchnerau ist einfach besonders.“
Das „Norweger Modell“ als Lösung
Dafür wächst die Frauenfreizeitliga: Sechs Mannschaften sind für das Großfeldformat elf gegen elf gemeldet, weitere 25 Teams spielen im sogenannten „Norweger Modell“ - flexibel mit sieben oder neun Spielerinnen. Das hilft, den Spielbetrieb trotz Spielerinnenmangels durch Schwangerschaft, Ausbildung oder Studium aufrechtzuerhalten.
Erfreulich sieht es bei den Juniorinnen aus. Events wie der „Tag des Mädchenfußballs“ oder der „Dorfkick“ sorgen für Aufmerksamkeit, Schnuppertrainings holen neue Spielerinnen auf den Platz - genau deshalb hält Lindemann diese Aktionen für so wichtig. Bei den B-Juniorinnen sind sechs Teams gemeldet, zwei davon (Ergolding, Kirchberg im Wald) spielen sogar Landesliga. Auch bei den C- und D-Juniorinnen (je fünf beziehungsweise vier Teams) sowie den E-Juniorinnen (drei Teams in Niederbayern West) gibt es Bewegung. Ab der F-Jugend steigen viele Mädels in eigene, reine Mädchen-Teams ein.
Schnuppertrainings? „Unheimlich wichtig“
Besonders hervortun sich zwei Vereine: FC Ergolding und TSV Sandelzhausen. Beide bieten durchgängige Mädchen- und Frauenteams und organisieren regelmäßig eigene Events und Schnuppertrainings. „Solche Aktionen sind unheimlich wichtig“, sagt Lindemann. „Und du brauchst auch die Menschen, die dahinterstehen.“ Auch in Essenbach tut sich in Sachen Frauenfußball laut Lindemann aktuell was.
Doch nicht überall sei Frauenfußball willkommen: „Einige Vereine sagen ganz klar, dass sie keinen Frauenfußball brauchen“, erklärt Lindemann. Die Folge: Mädchen werden an größere Clubs wie Ergolding verwiesen. Bei kleineren Dorfvereinen nachvollziehbar - aber auch verschenktes Potenzial. „Die Vereine haben es selbst in der Hand. Ein paar Events - und schon sind die Mädels dabei“, sagt Henry Lindemann.
Dringend gesucht: Trainerinnen und Trainer
Ein Engpass bleibt der Mangel an Trainerinnen und Trainern. Der BFV fördert deshalb gezielt: Den C-Trainerschein können Frauen kostenlos machen.
Seit 2022 sieht Lindemann einen klaren Aufschwung: 15.000 neue Spielerinnen, 150 zusätzliche Teams deutschlandweit. Nicht zuletzt sorgen Großereignisse wie die Heim-EM der Männer und die aktuelle Frauen-Europameisterschaft für echte Begeisterung.
Deshalb blickt Lindemann trotz aller Herausforderungen optimistisch nach vorn: „Ich bin gespannt, was noch kommt. Aber wenn Vereine wie Ergolding und Sandelzhausen so weitermachen - dann geht was.“ Der Schlüssel sind und bleiben Events vor Ort, da ist er sich sicher.