Die wankenden Weltmeister

Welche Bayern-Stars um ihren Platz im DFB-Team kämpfen müssen


Die Weltmeister Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller (v.l.) müssen um ihren Platz in der Nationalmannschaft bangen.

Die Weltmeister Manuel Neuer, Jérôme Boateng, Mats Hummels und Thomas Müller (v.l.) müssen um ihren Platz in der Nationalmannschaft bangen.

Von Bernhard Lackner

Bundestrainer Joachim Löw entzieht Manuel Neuer den Status als unumstrittene Nummer eins. Der Nationaltorhüter muss nun um seinen Platz im Team kämpfen - genau wie Hummels, Boateng und Müller.

München - Gleich zwei Mal innerhalb von drei Tagen ist es Marc-André ter Stegen mit dem FC Barcelona gelungen, die Erzrivalen von Real Madrid zu schlagen. Dass dabei sowohl am Mittwoch im Pokalhalbfinale (3:0) als auch am Samstag in der Liga (1:0) hinten die Null stand, hatte einmal mehr viel mit dem 26 Jahre alten Torhüter, der in Spanien als "Messi mit Handschuhen" gefeiert wird, zu tun.

Das imponierte auch Joachim Löw, der ter Stegen am Samstag in Madrid im Estadio Santiago Bernabéu zuschaute. Offenbar sogar so sehr, dass er von einem bislang unantastbaren Dogma plötzlich abrückte. "Ich habe letztes Jahr mal gesagt, dass momentan Manuel Neuer die Nummer eins ist, er ist ja auch Kapitän", sagte der Bundestrainer im Halbzeitinterview bei DAZN über die Situation im deutschen Tor, "aber in diesem Jahr haben wir sowas wie einen Neubeginn mit der Qualifikation. Da wird auch der Marc seine Chancen bekommen."

Ter Stegen will Druck auf Neuer machen

Löw entzog Neuer damit überraschend den Status als unumstrittene Nummer eins - und eröffnete das Duell mit dessen Herausforderer, der zuletzt bereits angekündigt hatte: "Ich will den Umbruch auch auf der Torwartposition vollziehen. Ich möchte Druck machen." Der Weltmeisterbonus von 2014 ist endgültig Geschichte, auch Neuer muss nun um seinen Status kämpfen.

Und damit ist er in guter Gesellschaft. Genau das müssen gleich mehrere Weltmeister- und Teamkollegen vom FC Bayern schon seit dem Vorrundenaus bei der WM im vergangenen Sommer in Russland tun.

Die AZ erklärt die Lage der anderen wankenden bayerischen Weltmeister:

Thomas Müller: Der Vizekapitän der Nationalelf hat seinen Stammplatz sowohl im DFB-Team als auch bei Bayern an Serge Gnabry, 23, verloren. Schon während der WM hatte Löw Müller das Vertrauen entzogen und ihn gegen Südkorea (0:2) nicht mehr für die Startelf nominiert. Zuletzt war der 29-Jährige in der Nationalelf nur noch als Teilzeitkraft gefragt. Bei Bayern durfte er, nachdem er vier Partien in Folge als Bankspieler erlebte, beim 5:1 am Samstag in Gladbach mal wieder von Beginn an ran - und machte mit einem Tor auf sich aufmerksam. Trainer Niko Kovac vertraut momentan eben auf die Spieler, die er im Achtelfinale der Champions League gegen Liverpool einsetzen kann. Nach dem Hinspiel verpasst Müller aber auch das Rückspiel aufgrund einer Roten Karte.

Nationalmannschaft: Boateng zuletzt nicht nominiert

Jérôme Boateng: Der Abwehrspieler wurde nach dem 0:3 in der Nations League gegen die Niederlande bislang nicht mehr von Löw nominiert. Offiziell bekam der 30-Jährige eine abgesprochene Pause verordnet, um fit zu werden. Sky-Experte Lothar Matthäus glaubt aber, dass es "eine sehr lange Pause für Jérôme Boateng in der deutschen Nationalmannschaft wird, solange Löw dort das Sagen hat", und meint: "Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es dem Bundestrainer auch nicht gefallen hat, das Jérôme nach dem 0:3 in Holland verletzt abgereist ist, um dann, am Tag des Frankreich-Spiels, eine volle Trainingseinheit beim FC Bayern zu absolvieren." Auch dort ist Boateng aktuell nur noch Innenverteidiger Nummer drei hinter Niklas Süle und Mats Hummels.

Mats Hummels: Bei der WM 2014 bildete er noch gemeinsam mit Boateng das damals wohl beste Innenverteidigerduo der Welt. In München hat Süle, 23, beiden mittlerweile den Rang abgelaufen und ist Kovacs Abwehrboss. Hummels spielt momentan neben ihm und konnte nach einigen Patzern in dieser Saison vor allem beim 0:0 in Liverpool überzeugen. In Benjamin Pavard hat Bayern ab Sommer allerdings bereits einen weiteren Abwehrspieler und potenziellen Hummels-Konkurrenten verpflichtet. Löw setzt bislang weiter auf den 30-Jährigen. Noch. Denn auch in der Nationalelf hat Hummels neben Süle in Antonio Rüdiger (26), Matthias Ginter (25) oder Jonathan Tah (23) gleich mehrere jüngere Herausforderer.

Lesen Sie auch: "Thiago oder nix" - Pep Guardiola baggert erneut an Bayern-Star

Lesen Sie auch: Wie sich der FC Bayern wieder an den BVB herankämpfte

Lesen Sie auch: Timo Werner zum FC Bayern? Der Ton wird rauer