Watschn für früheren Arsenal-Coach

Das steckt hinter der Bayern-Absage an Wenger


München wird nicht seine neue Trainer-Heimat: Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge erteilt dem früheren Arsenal-Coach Arsène Wenger eine Absage.

München wird nicht seine neue Trainer-Heimat: Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge erteilt dem früheren Arsenal-Coach Arsène Wenger eine Absage.

Von Sven Geißelhardt

Der frühere Arsenal-Coach, der den Job auch gerne wollte, war der Favorit auf die Nachfolge von Niko Kovac, doch Vorstandsboss Rummenigge sagt ihm ab. "Er ist keine Option für den FC Bayern".

München - Die Bayern gehen in die Offensive, mit einer deutlichen Absage an Arsène Wenger, der sein Interesse am Trainerjob an der Säbener Straße in den letzten Tagen sehr proaktiv verkündet hatte. Laut "Bild" hatte es bereits am Mittwoch ein Gespräch zwischen dem 70-Jährigen und Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge gegeben. Am Donnerstagnachmittag teilte der Verein auf Anfrage von "Bild" mit: "Arsène Wenger hat Karl-Heinz Rummenigge am Mittwochnachmittag angerufen und grundsätzlich Interesse am Trainerposten beim FC Bayern signalisiert. Der FC Bayern schätzt Arsène Wenger für seine Arbeit als Trainer bei Arsenal London sehr, aber er ist keine Option als Trainer beim FC Bayern München."

Eine deftige Absage. Interessant auch, dass die Bayern den Elsässer auf diese Weise bloßstellen, weil sie öffentlich machen, dass er sich direkt angeboten hat. Was in der Tat ungewöhnlich ist in diesem Geschäft. Nach Informationen der AZ hat es der Münchner Führungsetage missfallen, dass sich Wenger, der als Experte beim katarischen TV-Sender "beIN Sports" arbeitet, an den Champions-League-Abenden so intensiv und detailliert über den FC Bayern geäußert hat.

Wenger kokettierte mit einem möglichen Engagement bei FC Bayern

Zum Beispiel so: "Die Bayern versuchen, immer zu agieren. Und sie übernehmen die Verantwortung. Bayern ist die Mannschaft, die immer versucht in Ballbesitz zu sein. Sie fürchten sich nicht davor zu sagen: Ja, wir wollen den Ball, ja wir zwingen dem Gegner unser Spiel auf. Wir wollen das Spiel dominieren. Das haben sie immer in ihrer Geschichte so gemacht."

Nach 22 Jahren beim FC Arsenal (drei Meisterschaften, sieben Pokalsiege, aber kein Champions-League-Titel) wäre dieser Job für sechseinhalb Monate Bestätigung wie Herausforderung für Wenger zugleich gewesen. Er kokettierte mit einem möglichen Engagement in München, er erklärte, es sei eine "schwierige Entscheidung" für ihn, überhaupt wieder als Trainer zu arbeiten.

Mannschaft soll vorerst in Ruhe arbeiten

Nun sind ihm die Bayern zuvorgekommen. Womit natürlich auch der Portugiese José Mourinho aus dem Spiel ist, momentan ebenfalls ohne Trainerjob. Auch der 56-Jährige hat in den letzten Tagen via seines Beraters mehrmals sein Interesse und seine Bereitschaft verlauten lassen. Zunächst will man an der Säbener Straße die Mannschaft und Interimstrainer Hansi Flick, der mit einem soliden, aber unspektakulären 2:0 gegen Olympiakos Piräus das Achtelfinale der Königsklasse gebucht hat, in Ruhe arbeiten lassen.

Vor allem, weil am Samstag der Bundesliga-Klassiker gegen Borussia Dortmund ansteht, "eines der wichtigsten Spiele der Saison", wie Thomas Müller erklärte. Denn: Der geplante Festakt zum Rückzug von Präsident Uli Hoeneß am Freitag darauf, pompös und emotional inszeniert auf der Mitgliederversammlung, soll auf keinen Fall zur Trauerbewältigung nach einer Pleite gegen den BVB verkommen.

Wird Hansi Flick zur mittelfristigen Lösung?

Kurzfristige Impulse spielen bei den Bossen seit jeher eine große Rolle in der Entscheidungsfindung. Sollte Interimscoach Flick (54), der bei den Spielern wie Bossen mit seiner ruhigen, sachlichen Art gut ankommt, gegen Dortmund überzeugend gewinnen, darf er sein Zwei-Spiele-Engagement fortführen und würde damit zur mittelfristigen Lösung. Was dem Verein zumindest bis zur Winterpause Zeit verschaffen würde.

Für Verhandlungen. Thomas Tuchel (Paris St.Germain), Erik ten Hag (Ajax Amsterdam) oder Massimiliano Allegri (im Sabbat-Jahr, zuvor Juventus Turin) gelten als die nach der Absage von Ralf Rangnick, ehemals bei RB Leipzig Chefcoach, verbliebenen Kandidaten für die langfristige Trainerlösung.

Außenseiterchancen hat auch Ex-Bayern-Kapitän Mark van Bommel (42), aktuell Coach bei PSV Eindhoven. Den könnte man sicher für ein Comeback beginnend nach der Länderspielpause gewinnen und aus Eindhoven gegen eine entsprechende Ablöse loseisen. Doch erstmal darf sich Flick, an der Seite von Joachim Löw für den WM-Titel der Nationalelf 2014 verantwortlich, beweisen. Was für eine Chance!

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