Besser machen
Frühkindliche Bildung im Fokus bei der SPD Stadt und Land Regensburg

Beim digitalen Fachgespräch der SPD in Stadt und Landkreis Regensburg stand am 14. Oktober die Situation in den bayerischen Kindertageseinrichtungen im Mittelpunkt. Als Ansprechpartnerin war Doris Rauscher, SPD-Landesabgeordnete und Vorsitzende des Ausschusses für Arbeit und Soziales, Jugend und Familie im Bayerischen Landtag, zugeschaltet.
Rauscher ist selbst ausgebildete Erzieherin und gilt seit Jahren als eine der profiliertesten Sozial- und Bildungspolitikerinnen ihrer Fraktion. Begrüßt wurde sie von der Kreisvorsitzenden Gaby Griese-Heindl, moderiert wurde der Abend von der Bildungsbeauftragten des Kreisverbands, Nicole Rempter, die selbst seit über 15 Jahren in einem großen Kindergarten im Landkreis Regensburg tätig ist und im Fachgespräch immer wieder Einblicke aus der Praxis einbrachte.
Kritik an verpflichtenden Sprachtests
Rauscher skizzierte zu Beginn die aktuelle Lage in Bayerns Kitas: Der Personalmangel sei weiterhin eine der größten Herausforderungen. „Unsere Erzieherinnen und Erzieher leisten täglich Großartiges - aber sie stoßen an ihre Belastungsgrenzen“, so Rauscher. Zusätzlich fehle es an Anerkennung, Zeit und verlässlicher Finanzierung.
Neben der Personalnot sprach sie auch die angespannte finanzielle Situation vieler Kommunen an. „Steigende Betriebskosten und sinkende Zuschüsse führen dazu, dass Träger in Bedrängnis geraten. Wenn freie Träger ihre Defizite durch die Kommunen nicht mehr ausgeglichen bekommen, geben sie die Einrichtungen zurück an die Kommunen, was dann zu großen Problemen führt“, erläuterte Rauscher. Besonders ärgerlich aus ihrer Sicht: Der Freistaat schiebe die Verantwortung zusätzlich den Kommunen zu.
Ein weiteres Thema waren die in Bayern eingeführten verpflichtenden Sprachtests für Vierjährige. Das Setting sei für die Kinder schwierig - getestet von fremden Personen und in fremder Umgebung. Zudem zeige der erste Anlauf der Testungen, dass der Test nicht so viele Kinder mit Defiziten in der deutschen Sprache aufweist, wie durch die erprobten Spracherfassungsbögen, die in den Kindergärten etabliert sind. Zudem seien noch viele Regelungen zu der neuen verpflichtenden Teilnahme am Vorkurs Deutsch offen. Zwischen dem Familien- und Kultusministerium seien viele Details bislang nicht abschließend geklärt, was in den Einrichtungen aktuell für Unsicherheit sorge. Auch die Rolle des Bundes und der Länder in der frühkindlichen Bildung wurde diskutiert. Auf Nachfrage aus dem Publikum erklärte Rauscher, dass Bildung grundsätzlich Ländersache sei - Bayern sich aber immer wieder zu Unrecht als alleingelassen darstelle. Rauscher meinte damit das Hin und Her um die Weiterfinanzierung der Sprach-KiTas, heißt es in einer Pressemitteilung. Selbige seien eine hervorragende Initiative des Bundes gewesen. Nach elf Jahren Projektförderung durch den Bund wurde das Programm an die Länder übergeben - Bayern habe lange gezögert, die Verantwortung zu übernehmen. Grundsätzlich sei Bayern beim KiTa-Ausbau viel zu spät eingestiegen. Eigentlich bräuchte es jährlich mindestens eine Milliarde Euro mehr, um den Bedarf wirklich zu decken.
Zuständigkeitschaos beim Ganztag
Mit Blick auf die für Herbst angekündigte Reform des Bayerischen Kinderbildungs- und betreuungsgesetzes (BayKiBiG) zeigte sich Doris Rauscher zurückhaltend. Sie glaube nicht an eine große Reform, sondern eher an kleine Nachjustierungen. Genau jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, die Strukturen wirklich zukunftsfähig zu machen.
Auch bei dem bevorstehenden Recht auf Ganztagsbetreuung bei Grundschulkindern wird die Situation sehr unübersichtlich. Während zum Beispiel Horte dem Familienministerium unterstehen, fällt die Mittagsbetreuung in den Zuständigkeitsbereich des Kultusministeriums. Zu diesem Thema meldete sich Matthias Jobst zu Wort und meinte, dass sich die Ganztagsbetreuung von Grundschulkindern zu einem regelrechten Wildwuchs entwickle, bei dem Zuständigkeiten hin und her geschoben werden. Bayern brauche endlich eine einheitliche Strategie für den Ganztag.
Zum Abschluss betonte Rauscher die gesellschaftliche Bedeutung von frühkindlicher Bildung. Wer hier investiere, lege den Grundstein für Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit. Der Abend machte deutlich, wie dringend Bayern handeln muss, um Kitas, Fachkräfte und Familien zu entlasten - und wie wichtig es ist frühkindliche Bildung endlich als zentrales Zukunftsthema zu begreifen.