Hürden am Arbeitsmarkt

Regensburger Unternehmer: "Geflüchtete sind nicht das Problem"

Unternehmen wollen bei der Integration helfen. Davon würden sowohl die Gesellschaft als auch die neuen Arbeitskräfte profitieren. Die Hürden sind dabei aber oft groß.

Artikel vorlesen
Von links: Viktoria Baumann (Workeer, Berlin), Muk Röhrl (Gaststätte Röhrl, Eilsbrunn), Gerhard Hain (Bürgerinitiative Asyl), Alexander da Silva Sebö (Best Carwash, Regensburg), Andreas Eckl (Eckl Architektur und Klinikplanung, Regensburg)

Von links: Viktoria Baumann (Workeer, Berlin), Muk Röhrl (Gaststätte Röhrl, Eilsbrunn), Gerhard Hain (Bürgerinitiative Asyl), Alexander da Silva Sebö (Best Carwash, Regensburg), Andreas Eckl (Eckl Architektur und Klinikplanung, Regensburg)

Teile der Regensburger Unternehmenslandschaft haben sich bereits im Februar zur Initiative "Unternehmen für Vielfalt" zusammengeschlossen (wir berichteten). Am Dienstagabend lud nun einer der Gründer, Gerhard Hain, der auch Mitglied der Bürgerinitiative Asyl ist, zur Podiumsdiskussion im Evangelischen Bildungswerk ein. Diese fand im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus statt und trug den Titel "Geflüchtete in Deutschland - Chancen für Arbeitsmarkt und Sozialsysteme".

Im Vorfeld der Diskussion fand ein Pressegespräch statt. In diesem stellte Hain, zusammen mit vier anderen Unternehmern, klar: "Geflüchtete sind nicht das Problem, sondern die Lösung." Was die Unternehmer feststellten, ist nicht neu: Arbeitskräfte würden benötigt, um den demografischen Wandel auszugleichen. Geflüchtete könnten durch Arbeit gut integriert werden. Dabei gebe es aber einige Hürden.

Ein unsicherer Aufenthaltsstatus belastet

Eine davon sahen die Unternehmer im Asylsystem selbst angelegt. Es sei kompliziert und verursache unnötige Belastungen. Andreas Eckl beschäftigt in seinem Architekturbüro unter anderem Personen mit Migrationshintergrund und Flüchtlingsstatus. Er berichtete von einer Geflüchteten, die in ihrem Herkunftsland Äthiopien einen Master in Architektur absolviert habe und seit eineinhalb Jahren in seiner Firma arbeitet.

Ihre Aufenthaltsgenehmigung sei in der Zeit immer nur um ein paar Monate verlängert worden. Das sei für die Frau ein enormer Stressfaktor und führe bei ihr zu Konzentrationsproblemen. "Es ist ein Jammer", sagte Eckl, "weil sie eine gute Mitarbeiterin ist."

Neben der Politik, die Voraussetzungen ändern könne, müssten sich auch Arbeitnehmer um Integration bemühen, sagte Viktoria Baumann, die in Berlin eine Online-Jobplattform für Menschen mit Migrationshintergrund und Geflüchtete betreibt. Gerhard Hain, mit dem sie schon länger vernetzt ist, hatte sie zur Podiumsdiskussion eingeladen. Baumann sagte, dass man zum Beispiel auch Menschen mit weniger Deutschkenntnissen für bestimmte Berufe einstellen könne.

Strukturelle Probleme machen es aber oft auch den Arbeitgebern schwer: Ein Drittel der rund 30 Mitarbeiter der Gaststätte Röhrl hat laut Inhaber Muk Röhrl Migrationshintergrund. Bei ihm in Eilsbrunn sei vor allem der ÖPNV ein Problem: "Obwohl wir integrieren wollen, tun wir uns oft schwer, weil die Busverbindungen so schlecht sind."

Die Unternehmer beklagten zudem zu hohe bürokratische Hürden für Arbeitsgenehmigungen. Ein Beispiel: Alexander da Silva Sebö ist Geschäftsführer einer Autowäscherei. Die Geflüchteten, die er in seiner Firma beschäftigt, vermittle er nach ein paar Jahren oft weiter an andere Unternehmen.

"Extrem komplexe" Gesetzeslage

In seiner Autowäscherei sei keine Ausbildung möglich, die sich aber viele der Geflüchteten, die bei ihm angestellt seien, wünschten oder benötigten, um in Deutschland bleiben zu können. Auch wenn er seine Mitarbeitenden nach ein bis zwei Jahren oft weitervermittele, weil er ihnen helfen wolle, müsse er sich um neue Arbeitskräfte keine Gedanken machen: "Das spricht sich einfach rum, dass wir Geflüchtete einstellen." Letztes Jahr habe er einen seiner Mitarbeiter für eine Ausbildung an Edeka vermittelt. Es habe allerdings sechs Monate gedauert, bis dieser die Ausbildungsgenehmigung bekommen habe. "Das ist nicht so glatt gelaufen, wie es laufen könnte", sagte da Silva Sebö. Um Arbeitsgenehmigungen für Geflüchtete zu bekommen, ziehe er oft Anwälte hinzu: "Die Gesetzeslage ist extrem komplex", erklärte der Unternehmer.

Muk Röhrl ergänzte, dass es in seiner Gaststätte einen Fall gegeben habe, in dem er für eine Ausbildungsgenehmigung bis zum bayerischen Innenminister habe gehen müssen: "Dann ging's plötzlich." Verständnis äußerte er für die Geflüchteten: Es sei frustrierend und zermürbend, in einer Asylunterkunft auf eine Arbeitsgenehmigung warten zu müssen.

Die Unternehmerinnen und Unternehmer appellierten an die Politik, die Lage der Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt zu erleichtern. Schließlich helfe das auch bei der Integration und könne den demografischen Wandel ausgleichen.

Folgen Sie Themen dieses Artikels:

Alle Artikel zu gefolgten Themen und Autoren finden Sie bei mein Idowa

Keine Kommentare


Neueste zuerst Älteste zuerst Beliebteste zuerst
alle Leser-Kommentare anzeigen
Leser-Kommentare ausblenden

Dieser Artikel wurde noch nicht kommentiert.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.