Regensburg

Gesundheitsrisiken im Profi-Sport: Das sagen Experten


Der Tod von Fußball-Profi Davide Astori im Alter von nur 31 Jahren hat weltweit Bestürzung ausgelöst. Seitdem wird wieder verstärkt über die Gesundheitsrisiken des Profi-Sports diskutiert.

Der Tod von Fußball-Profi Davide Astori im Alter von nur 31 Jahren hat weltweit Bestürzung ausgelöst. Seitdem wird wieder verstärkt über die Gesundheitsrisiken des Profi-Sports diskutiert.

Von Patrick Beckerle und Redaktion idowa

Der Tod von Fußball-Profi Davide Astori, dem Kapitän des AC Florenz, hat Anfang März weltweit Trauer und Bestürzung ausgelöst. Der italienische Nationalspieler war im Alter von nur 31 Jahren tot in seinem Hotelzimmer aufgefunden worden. Seitdem wird wieder verstärkt über die Gesundheitsrisiken im Profi-Sport diskutiert. Wir haben mit drei Ärzten aus unserer Region darüber gesprochen.

Dr. Andreas Harlass-Neuking, Dr. Bernd Meyer und Dr. Susanne Zimmermann leiten zusammen eine Gemeinschaftspraxis in Regensburg und sind Experten auf dem Gebiet der Sportmedizin. Seit vielen Jahren betreuen sie Spieler und Mannschaften unterschiedlichster Sportarten. Darunter sind zum Beispiel der SSV Jahn Regensburg und die Legionäre Regensburg. Aber auch Mannschaften außerhalb unserer Region wie den FC Ingolstadt oder die Duisburger Füchse haben sie in der Vergangenheit schon behandelt. Auch im Bereich der Leichtathletik sind die "Sportdoctors" gefragte Ansprechpartner.

Der Name zeigt bereits: Die Sportmedizin stellt einen Schwerpunkt ihrer Praxis dar. Die Behandlung von Sportverletzungen gehört hier zum Alltag. Dabei sei "vom akuten Sehnenriss bis zur chronischen Kapselentzündung an einem Gelenk" fast alles dabei, erklären die Experten: "Bei nahezu allen professionell betriebenen Sportarten besteht das Risiko von Überlastungsschäden, die sich zum Beispiel als Sehnenentzündungen oder Gelenkschwellungen bemerkbar machen können." Dazu kommt noch (je nach Sportart) das Verletzungsrisiko: Bei Ballsportarten wie Fußball kann es etwa durch Fouls zu plötzlichen Gewalteinwirkungen gegen den Bewegungsapparat kommen. Daraus resultieren dann die "klassischen" Verletzungen an Gelenken, Bändern und Sehnen. Bei Sportarten, in denen auch harter Körperkontakt erlaubt ist (z.B. Eishockey oder American Football) ist dieses Risiko noch einmal höher, zudem besteht hier auch die Gefahr von Kopfverletzungen. Bei Ausdauersportarten (etwa Marathonläufen) ist das Verletzungsrisiko zwar geringer, allerdings ist hier die Belastung für den Kreislauf besonders hoch. Das kann wiederum Folgen für das Herz oder den Blutdruck haben.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen: Der psychische Druck, unter dem Leistungssportler oft stehen. "Ein hoher psychischer Druck kann die für Profisportler eminent wichtigen Erholungsparameter wie Schlaf und Ernährung stören", so die Experten. Das kann auch eine Belastung für das Immunsystem darstellen und so das Risiko für Infekte steigern. Gleichzeitig wird von Profi-Sportlern auch stets erwartet, dass sie im Training und auf dem Platz ihre volle Leistung abrufen - unabhängig von ihrer tatsächlichen Motivation. All das sind Punkte, die die Gesundheitsrisiken für Profi-Sportler steigern können.

Deswegen finden auch in der Praxis der "Sportdoctors" regelmäßige Voruntersuchungen für Sportler statt, bei denen Anzeichen für gesundheitliche Probleme schon im Vorfeld erkannt und bekämpft werden sollen. Laut den Experten sollten Profi-Sportler vor allem darauf achten, sich in Infektsituationen nicht zusätzlich zu belasten. Das bedeutet im Klartext, dass sie auch eine einfache Erkältung oder einen leichten grippalen Infekt richtig abklingen sollten, bevor sie wieder mit dem Training beginnen. "Bei einem verfrühten Trainingsbeginn besteht die Gefahr, dass aus einer leichten Infektion eine schwerwiegende wird, oder dass sich eigentlich harmlose virale Infekte in verschiedenen Organen wie Herz oder Nieren festsetzen", so die Experten. Auf dieselbe Weise sollten auch Verletzungen komplett auskuriert werden. Belasten Spitzensportler ihren Körper zu früh, steigert das nur das Risiko von Folgeverletzungen.

Dass aber auch regelmäßige Untersuchungen nicht alles verhindern können, hat der traurige Fall von Davide Astori gezeigt. Der Kapitän des AC Florenz starb Anfang März im Alter von nur 31 Jahren in seinem Hotelzimmer an Herzversagen. Laut den bisher veröffentlichten Informationen scheint dabei eine natürliche Ursache vorgelegen zu haben. Laut den Experten könnte möglicherweise eine "spontane Herzrhythmusstörung oder ein verschleppter Infekt" aufgetreten sein. "Derartige Erkrankungen sind auch bei regelmäßigen Voruntersuchungen nicht mit Sicherheit festzustellen", erklären die Doktoren.

Ein positives Beispiel ist dagegen die Entwicklung des SSV Jahn Regensburg, der von den "Sportdoctors" schon seit Jahren medizinisch betreut wird. Dieser steht momentan in der Zweiten Fußballbundesliga mit 41 Punkten auf dem fünften Platz. Daran haben auch die "Sportdoctors" ihren Anteil: Sie sind bei nahezu allen Spielen am Feldrand präsent, um bei Verletzungen beistehen zu können. "Unsere sportmedizinische Betreuung findet an sieben Tagen in der Woche über 24 Stunden statt, was wirklich bedeutet, dass wir für unsere Profifußballer rund um die Uhr ansprechbar sind", sagen die Doktoren. Das zeigt auch: Hierbei handelt es sich um weiter mehr als nur berufliches Interesse: "Das alles geht nur, wenn man diese Aufgabe mit viel Leidenschaft und Herzblut verfolgt und neben beruflicher Kompetenz auch persönliche Begeisterung einfließen lässt", sind sich die Doktoren einig. Dementsprechend glücklich sind sie auch mit der derzeitigen Entwicklung und dem "fast sensationellen sportlichen Aufwärtstrend" des Jahn. Eine Entwicklung, bei der derzeit auch noch kein Ende abzusehen ist.