Kontakte knüpfen

Das Gegenteil von Facebook: Die Schülerverbindung SV Danubia in Straubing


Willi, Leo, Daniel und Johannes (von links) sind Mitglieder bei der SV Danubia. Als Kennzeichen tragen sie ein Band und einen Hut mit speziellen Farben. Grün steht für den Landkreis Straubing-Bogen, Gold für Freundschaft und Freiheit, Blau für die Donau und Rot für den Gründungsort Straubing. Ihr Maskottchen ist ein Fuchs. (Foto: Florian Wende)

Willi, Leo, Daniel und Johannes (von links) sind Mitglieder bei der SV Danubia. Als Kennzeichen tragen sie ein Band und einen Hut mit speziellen Farben. Grün steht für den Landkreis Straubing-Bogen, Gold für Freundschaft und Freiheit, Blau für die Donau und Rot für den Gründungsort Straubing. Ihr Maskottchen ist ein Fuchs. (Foto: Florian Wende)

Lucullus, Heinrich VIII., Hercules und Humboldt sitzen zusammen an einem Tisch im Nebenraum eines Straubinger Wirtshauses. So heißen die vier Personen natürlich nicht mit richtigem Namen. Es sind ihre Biernamen, sozusagen ihre Spitznamen. Lucullus heißt in Wirklichkeit Willi Wurm, Heinrich VIII. Leo Härtenberger, Hercules Johannes Lehner und Humboldt Daniel Goedeke. Sie sind Mitglieder bei der Straubinger Schülerverbindung SV Danubia.

Willi und Leo, beide 15, und der 14-jährige Johannes aus Straubing sind neu bei der Schülerverbindung. Neulinge werden auch Fuxen genannt. Nach einem Jahr als Fux sind sie Burschen, also volles Mitglied der Schülerverbindung. Daniel Goedeke ist 22 Jahre alt und kommt aus Regensburg. Er ist Fuxmajor. Daniel begleitet die drei während ihrer Zeit als Fuxen. "Ich bin für die Erziehung der Fuxen zuständig", erklärt er seine Aufgabe. Dabei ist der Begriff Erziehung nicht wörtlich zu nehmen. Der Fuxmajor bringt den Fuxen die Bräuche und die Traditionen der Schülerverbindung bei. Außerdem planen sie neue Projekte. Die SV Danubia ist übrigens nur für Schüler, nicht für Schülerinnen. "Das hat einen historischen Hintergrund. Früher durften nur Männer studieren, deswegen gab es die ersten Studentenverbindungen auch nur mit Männern", erklärt Daniel. Es gibt aber auch reine Damenverbindungen und gemischte Verbindungen.

Feldherr, König und Mofa

Jedes Mitglied der Schülerverbindung - insgesamt hat die SV Danubia 17 - hat dabei einen eigenen Biernamen, ein Pseudonym. "Schülerverbindungen gibt es seit vielen hundert Jahren. Zwischenzeitlich waren sie auch verboten, doch die Verbindungen wollten sich weiter treffen. Deswegen haben sie sich zum eigenen Schutz mit anderen Namen, ihren Biernamen, angesprochen", erklärt Daniel die Tradition.

Willi hat seinen Biernamen Lucullus gewählt, da er gerne isst. Denn Lucius Licinius Lucullus war ein römischer Senator und Feldherr, der für seine reichhaltigen Festessen bekannt war. Leo mag England, deswegen nahm er den Namen Heinrich VIII. an. Von 1509 bis 1547 war dieser König von England. Bei Johannes hat sein Biername keinen historischen Hintergrund. Er fährt ein Hercules-Mofa, deswegen hat er Hercules als seinen Biernamen gewählt.

Doch warum braucht es eine Schülerverbindung in Straubing? "Wir wollen eine Anlaufstelle für Schüler sein, Freundschaften stärken und ein Netzwerk aufbauen", erklärt Leo die Ziele der SV Danubia. Um sich besser kennenzulernen, organisieren die Mitglieder auch gemeinsam Unternehmungen, wie zum Beispiel mehrtägige Fuxenausflüge, Wanderungen oder auch Besuche von befreundeten Verbindungen. Nicht nur Schüler sind bei der Schülerverbindung dabei. Auch ältere, schon berufstätige Personen gehören dazu. Haben Schüler zum Beispiel ein Anliegen in einem Bereich oder Fragen zu einem bestimmten Beruf, finden sie bei der Schülerverbindung schnell Ansprechpartner.

Das Netzwerk der SV Danubia reicht dabei über Straubing und die Umgebung hinaus. "Wir haben viele befreundete Verbindungen, zum Beispiel in München, Augsburg, Marburg und Regensburg", zählt Johannes auf. Diese Kontakte können später bei Studium oder Beruf helfen. "Möchte jemand zum Beispiel in Regensburg studieren und braucht dort eine Wohnung, können unsere befreundeten Verbindungen helfen", erklärt Daniel. "Durch die Schülerverbindung halten wir zudem den Kontakt in unsere Heimat", fügt Willi an.

Ein reales Netzwerk

Etwa einmal im Monat treffen sich die Fuxen mit ihrem Fuxmajor. "Bei uns ist es sehr persönlich, nicht wie auf Facebook zum Beispiel. Wir sind ein reales Netzwerk, helfen uns gegenseitig und reden miteinander", sagt Willi. Sie sind dabei auch immer offen für neue Mitglieder. Interessierte fangen dann wie Willi, Leo und Johannes als Fuxen bei der SV Danubia an. Dabei steht die Schülerverbindung jeder politischen Richtung - bis auf extreme Ansichten - offen, genauso wie allen Religionen.

Mehr Infos zur SV Danubia gibt es auf der Facebook-Seite der Schülerverbindung sowie online unter www.schueler-danubia.de.