Straubinger Tagblatt

Beim Public Viewing wird zu laut getrötet


Lustig oder einfach nur laut? Diesem Fußballfan schien es am Sonntag in der Messehalle großen Spaß zu machen, in seine Vuvuzela zu blasen. (Fotos: mad/rac)

Lustig oder einfach nur laut? Diesem Fußballfan schien es am Sonntag in der Messehalle großen Spaß zu machen, in seine Vuvuzela zu blasen. (Fotos: mad/rac)

Von Redaktion idowa

Ein tief fliegender Düsenjäger ist nichts gegen eine Halle voller Fußballfans mit Vuvuzelas. Wer am Sonntagabend zum WM-Spiel gegen Australien beim Public Viewing in der Messehalle dabei war, wird das bestätigen können. Weil der tosende Lärm aber nicht nur lustig ist, sondern auch ziemlich nervtötend und sogar gesundheitsgefährdend, will die Ausstellungs-GmbH beim nächsten Spiel nun kostenlose Ohrstöpsel verteilen. Ein Vuvuzela-Verbot in der Messehalle steht vorerst aber nicht zur Debatte.

Bei der Frage, was er von den Vuvuzelas hält, muss Günter Reimann erst einmal tief durchatmen. Danach gibt der Leiter der Ausstellungs-GmbH zu verstehen, dass er kein wirklicher Fan der höllisch lauten Plastiktröten ist, die seit Beginn der Fußballweltmeisterschaft sprichwörtlich in aller Munde sind. "Die Vuvuzelas sind im Moment halt einfach kultig", sagt Reimann. "Mir selbst ist Klatschen und Trommeln aber lieber." Vermutlich auch deshalb, weil diese eher traditionellen Äußerungen des Fußballüberschwangs nicht ganz so lautstark sind. Auf bis zu 120 Dezibel bringt es eine einzelne Tröte.

Zum Vergleich: Ein Düsenjet, der in hundert Meter Entfernung vorbeifliegt, ist kaum lauter. Und am Sonntagabend dürften unter den rund 2000 Gästen in der Messehalle ziemlich viele Vuvuzelas im Einsatz gewesen sein. "Für mich war das die reinste Körperverletzung", sagte kurz danach ein Zuschauer, der mittendrin saß.

Zu dieser Einsicht ist man mittlerweile auch bei der Ausstellungs-GmbH gekommen. Darum sollen beim nächsten Spiel gegen Serbien am Freitag erst einmal Ohrstöpsel an jeden Gast verteilt werden. Derzeit sind Günter Reimann und seine Mitarbeiter dabei, diese Stöpsel zu besorgen. Das aber ist gar nicht so einfach, denn die Nachfrage ist derzeit offenbar groß. "Von manchen Lieferanten werden wir nur noch belächelt, wenn wir sagen, dass wir bis Freitag 3000 Ohrstöpsel brauchen", sagt Reimann. Außerdem soll an die Vernunft der Fußballfans appelliert werden. "Wir wollen die Gäste darauf hinweisen, dass sie nicht das ganze Spiel über tröten, sondern nur, wenn ein Tor fällt", so Reimann.

"Sogar manche Ehefrau ist schon genervt"
Einer, der ebenfalls nicht mehr ganz so begeistert ist von den Vuvuzelas, ist Martin Erdl, Vorsitzender des Straubinger Einzelhandelsverbandes und Inhaber eines Sportgeschäftes. Seine Mitarbeiter haben am Sonntag in der Messehalle die Tröten verkauft. "Ich hatte 50 Stück auf Lager und die waren sofort weg", sagt Erdl und fügt an: "Aber das werde ich einstellen, weil das Getröte während des Spiels zu laut und darum sehr umstritten ist." Mittlerweile seien sogar die Hausfrauen etwas angenervt, wenn ihre Männer daheim beim Fußballschauen auf der Vuvuzela tröten. Und tatsächlich war es in manchen Straßen Straubings am Sonntagabend deutlich am Vuvuzela-Chor zu hören, wenn die deutsche Mannschaft wieder ein Tor geschossen hatte.

Das Interesse an den Tröten ist unterdessen ungebrochen. Eine Nachfrage in einem Geschenkeartikel-Laden am Stadtplatz ergab, dass sich die Fußballfreunde darum reißen. Eine Verkäuferin dazu: "Die gehen weg wie warme Semmeln."