Freude durch Helfen

Jeder Euro zählt für eine Straubing-Bogener Mutter von drei Kindern

Eine alleinerziehende Mutter muss mit ihrem wenigen Geld geschickt umgehen, um über die Runden zu kommen. Sie versucht zu sparen, wo sie kann - aber nie an ihren Kindern.


Für eine alleinerziehende Mutter aus dem Landkreis sitzt der Geldbeutel alles andere als locker. Vor allen anderen Dingen wünscht sie sich eine Arbeit, damit es vor allem ihren Kindern an nichts fehlt.

Für eine alleinerziehende Mutter aus dem Landkreis sitzt der Geldbeutel alles andere als locker. Vor allen anderen Dingen wünscht sie sich eine Arbeit, damit es vor allem ihren Kindern an nichts fehlt.

Gerade so reicht das Geld für Simone Pfeifer (Name von der Redaktion geändert), doch für die alleinerziehende Mutter von drei Kindern ist jeder Monat aufs Neue eine Herausforderung. Wird das Geld reichen? Wer kann aushelfen, wenn es finanziell knapp wird? Fragen wie diese treiben die Mutter aus dem südlichen Landkreis um, aber noch mehr die Sorge, dass etwas Unvorhergesehenes dazwischenkommt und die fragile Finanzplanung durcheinanderbringt. Genau das passierte im Juli, als sie ihren Sohn von der Schule abgeholt hat und in einen Verkehrsunfall verwickelt wurde.

Mutter und Sohn hatten zwar Glück, sie bleiben unverletzt, doch das Auto war ein wirtschaftlicher Totalschaden. "Wenn der Unfall nicht gewesen wäre", sagt die junge Mutter und macht eine Pause. Sie ist frustriert, dass sie wegen eines vermeintlich "banalen Blechschadens" ohne Auto dasteht. Letztlich war es nur durch die Unterstützung der Familienhilfe des Landratsamts Straubing-Bogen und der Sozialpädagogin Kristina Schmidbauer möglich, dass die junge Familie einen guten und bezahlbaren Gebrauchtwagen gefunden hat.

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In der Küche der Familie ist einiges reparaturbedürftig: So braucht es unter anderem einen neuen Geschirrspüler und auch eine neue angepasste Arbeitsplatte ist nötig.

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Ein Neuwagen kam für die alleinerziehende Mutter nicht infrage, aber auch Gebrauchtwagen werden zunehmend teurer. Mit Unterstützung der Familienhilfe hat sich zwar ein Auto gefunden, doch für dessen Finanzierung steht noch ein Geldbetrag aus.

Das Problem: Die staatlichen Hilfen reichten nicht aus, um das Auto vollends zu finanzieren, und Pfeifer hat keine Verwandten, die ihr mit einem Zuschuss aushelfen könnten. "Man überlegt natürlich, ob es auch andere Möglichkeiten gibt", sagt Schmidbauer, die intensiv nach Finanzierungsmöglichkeiten gesucht hat und - genau wie Pfeifer - nicht vorschnell um Spenden bitten wollte. Dennoch blieb nichts anderes übrig, als genau das zu tun, und so hat Schmidbauer die Situation der jungen Mutter gegenüber "Freude durch Helfen", der Spendenaktion unserer Mediengruppe geschildert.

"An den Kindern sieht man das nie"

Auf dem Land braucht Pfeiffer das Fahrzeug, denn mit dem öffentlichen Nahverkehr klappt es nicht. Die Busse fahren nur selten und die nächste Bushaltestelle ist eine gute halbe Stunde Fußweg entfernt. Pfeifer kann zwar kleinere Notwendigkeiten mit dem Fahrrad erledigen, aber Einkaufen oder Termine mit den Kindern beim Arzt sind damit nicht möglich. "Ohne ein Auto geht es einfach nicht", sagt Pfeifer, doch sie weiß nicht, wie sie das Geld dafür aufbringen kann.

"Ich schäme mich, dass ich etwas brauche", sagt sie weiter dazu. Denn wenn es nur irgendwie möglich ist, versucht sie mit dem Bürgergeld alles Nötige zu besorgen und ohne Hilfe von weiteren Stellen den Alltag zu bestreiten. "Das ist nicht leicht, aber es geht." Dazu kauft sie in Gebrauchtwarenläden ein und sucht auf Flohmärkten nach günstigen Angeboten. Der jungen Mutter ist es aber wichtig, dass ihre Kinder den Geldmangel nicht bemerken und sich keine Sorgen machen müssen. Das bestätigt auch die Sozialpädagogin: "An den Kindern sieht man es nie."

Wenn Pfeifer an ihre Kinder denkt, strahlen ihre Augen, denn die Kleinen sind ihr Ein und Alles. Um ihnen eine sorgenfreie Kindheit zu ermöglichen, schläft die junge Mutter im Wohnzimmer. So können ihre beiden Buben und ihr Mädchen jeweils ein eigenes Zimmer haben. Gleiches gilt für Kleidung, Spielzeug und Bücher, daran mangelt es den Kindern nicht.

Dafür verzichtet die Mutter, wo sie nur kann, und fragt sich gleich mehrmals, ob sie etwas wirklich braucht oder nicht doch noch mit einer Anschaffung warten kann. Trotz ihrer Sparsamkeit bemerkt Pfeifer die an vielen Stellen gestiegenen Preise bei alltäglichen Besorgungen. "Man muss ein guter Mathematiker sein", sagt sie angesichts ihrer Versuche mit dem wenigen Geld beim Wocheneinkauf auszukommen. Schwierigkeiten bereite es ihr vor allem deshalb, weil sie - gerade mit Blick auf ihre Kinder - auf frisches Obst und Gemüse achtet. Gesunde Lebensmittel sind aber in der Regel wesentlich teurer als Fertiggerichte und Hochkalorisches. Das bringt sie finanziell gesehen immer öfter an ihre Grenzen und bisweilen sieht sie nur noch einen Ausweg: die Tafel.

Größter Wunsch: Endlich wieder arbeiten

Für diesen Gang schäme sich Pfeifer oft, berichtet Schmidbauer. "Und sie sorgt sich, dass sie anderen Menschen, denen es schlechter geht als ihr, die Lebensmittel wegnehmen würde." Die Sozialpädagogin spürt, wie sehr die Situation an der jungen Frau zehrt. Umso bemerkenswerter ist aus ihrer Sicht der Durchhaltewille von Simone Pfeifer. "Sie lässt sich nicht leicht unterkriegen und packt das an, auch wenn sie verzweifelt ist."

Der große Wunsch von Pfeifer ist es, wieder arbeiten gehen zu können. Das ist aktuell schwierig, denn sie muss Job und Kinderbetreuung unter einen Hut bringen. Und weil sie keine Verwandten hat, die auf ihre Kinder aufpassen könnten, ist sie bei der täglichen Arbeitszeit an die Betreuungszeiten gebunden. Ein langer Arbeitsweg fällt damit ebenso aus wie die Arbeit außerhalb der Kita- und Schulzeiten. Bei der Frage nach der Beschäftigung selbst, ist Pfeifer nicht wählerisch. Sie ist zwar gelernte Kosmetikerin, aber sie kann sich auch vorstellen, etwas ganz anderes zu machen - selbst eine weitere Ausbildung ist für sie denkbar. "Ich habe gute Hände", sagt sie und lacht. Eine besondere Freude wäre es aber, wenn sie im Bereich der Farbgestaltung oder auch Ernährungsberatung arbeiten könnte.

Ungeachtet davon möchte sie einfach wieder arbeiten und sich betätigen. "Ich habe kein gutes Gefühl, wenn ich zuhause sitze." Für sie ist der Austausch mit anderen wichtig und sie möchte mehr für sich und ihre Kinder erreichen. "Mir tut es leid, dass ich Hilfe annehmen muss", sagt sie und hofft stattdessen auf eine heimatnahe Arbeitsstelle, mit der sie ihre Familie versorgen kann. Damit könnte sie endlich wieder selbstständig sein und wäre nicht mehr auf andere beziehungsweise staatliche Unterstützung angewiesen. "Dann habe ich alles gewonnen."