Kollnburg
Extreme Sprünge am Bikepark Hochpröller
Mit dem Bikepark Hochpröller ist ein Eldorado für Bike-Enthusiasten entstanden. Was ihn auszeichnet: Extreme Sprünge und das Herzblut der Betreiber.
An einem Samstagvormittag am Hochpröller flitzen behelmte Gestalten, mit Brustpanzern, Arm- und Knieschützern auf ihren Mountainbikes einen Berghang herunter. Immer schneller werden die Biker, rauschen eine Rampe hinauf, dann stehen sie für Sekunden in der Luft - und verschwinden hinter dem nächsten kleinen Hügel. Hier, am Pröller-Nordhang, hat sich ein kleiner Haufen von Bike-Enthusiasten sein kleines Reich geschaffen.
Do-it-yourself-Projekt
"Ein Riesen-Sandkasten für Erwachsene” ist das, sagt Johannes Schreiner, "Jo" genannt, einer aus dem eingeschworenen Kreis von rund zehn Leuten, die den Bikepark in ihrer Freizeit betreiben. Eine Gruppe von positiv Verrückten, die sich dort selbst verwirklicht, und dabei vermutlich selbst am meisten Spaß daran hat.
Begonnen hat das Projekt vor vier Jahren. "Ein Kumpel hat zu mir gesagt: Da draußen will einer einen Bikepark machen", erzählt Wolfgang Gürster, den alle nur "Gnax" nennen. Also sei er an den Hochpröller gefahren und habe mit Schaufel und Bagger einen ersten Sprung gebaut. Der Grundstein für den heute bestehenden Park: "Als ich gesehen habe, dass das funktioniert, dass die Dimensionen stimmen, ist immer mehr hinzugekommen."
Einzigartig in der Region
Die Motivation: Einen besonderen Ort zum Biken schaffen, den es so in der Umgebung nicht gibt. "Ich springe einfach gerne und da das Angebot in der Gegend schwach war, dachte ich mir: Da muss was her", sagt Gnax. Er eignet sich Kenntnisse im Streckenbau an, schaut sich vieles von anderen Routen ab. Vorbild ist die A-Line in Whistler (Kanada), eine der bekanntesten Bike-Strecken der Welt mit vielen hohen Sprüngen.
Bis heute läuft das Projekt im kleinen Kreis. Der harte Kern von zehn Leuten kommt in seiner Freizeit an den Hochpröller, campt dort, verbringt gemeinsam das Wochenende. In jeder freien Minute wird an der Strecke gearbeitet, mit schweren Geräten - und das, obwohl die Mitglieder nebenher in Vollzeit arbeiten, studieren oder noch die Schule besuchen. Oft geht der Urlaub drauf.
Vier verschiedene Strecken
Unterstützung erhält die Gruppe von Klaus Altmann, dem Wirt vom Gasthof Hochpröller. "Wir leben voneinander. Der Klaus stellt uns die Geräte zur Verfügung und wir bekommen Verpflegung, wenn wir hier oben sind. Dafür bringen wir neue junge Leute hier rauf - und die Wirtshausgäste haben was zum Schauen", erzählt Jo schmunzelnd.
Knapp drei Jahre blieb der Bikepark zunächst nur denen zugänglich, die in eine Whatsapp-Gruppe aufgenommen wurden. Seit Juli 2019 kann nun auch die Öffentlichkeit das Areal nutzen. Vier Strecken gibt es: Eine anspruchsvolle "Big Line" - auch "Gnax Line" nach ihrem Erbauer genannt - mit hohen Sprüngen, eine "rote" Strecke (kleine Jumpline), die auch für Einsteiger geeignet ist, sowie zwei Enduro-Trails durch den Wald mit vielen Varianten und Abzweigungen.
An den Strecken bauen Gnax und Co. permanent und ändern Streckenführung wie Sprünge. Hinauf kommt man mit dem Schlepplift, der ursprünglich für den Wintersport errichtet wurde. Nun klemmen sich´Zweiradfahrer die Bügel hinter den Sattel.
Auch für Einsteiger
Nachdem ich so viel mit Jo und Gnax gesprochen habe, möchte ich mich selbst einmal an der Strecke versuchen. Ich bin kein eingefleischter Fahrer. Extreme Sprünge sind für mich noch eine Nummer zu groß - deshalb wage ich mich bei einer Testfahrt auf die leichteste Strecke, die rote Strecke. Mein Fazit: Mit ein wenig Konzentration kann man diese Route gut hinunterrollen. Sie beinhaltet mehrere kleine Sprünge (Rollers und Shark-Fins) und macht beim ersten Versuch Lust auf mehr.
Auch die Strecke durch den Wald kann man als Einsteiger fahren. Hier gilt es, die Hinterradbremse nicht zu sehr zu ziehen, damit das Rad auf den Wurzeln nicht wegrutscht. Die schmalen Wege mit engen Kehren durch den schattigen Parcours bieten einen besonderen Nervenkitzel.
Familiärer Umgang
An diesem Samstag sind bei schönem Wetter um die 20 Biker unterwegs. Wartezeiten gibt es keine. Mein Eindruck ist: Es geht ziemlich familiär zu. Beinahe jeder kennt sich. Auch Daniel Blank, 35, aus Pfaffenhofen an der Ilm ist an diesem Tag am Hochpröller unterwegs. Er kommt öfter her und kennt mittlerweile die Gruppe um Gnax. Ihm gefällt an dem Bikepark, dass die Betreiber alle selbst aktiv seien und die Strecke entsprechend ihrer Vorstellungen anlegen würden. Man merke, dass etwas von Bikern für Biker geschaffen werde: "Das ist so, wie es sein soll."
Viele Fahrer sind sehr jung. Einer davon ist Luis Hummel, 14, aus der Nähe von Landshut. Ihm gefallen die "großen Sprünge und die Landungen", die man am Pröller machen kann. "Es macht mega Spaß in der Luft", sagt der Teenager, während seine Freunde an der Strecke zustimmend nicken.
Ausrüstung mitbringen
Wer am Bikepark fahren möchte, sollte die übliche Schutzkleidung wie Fullface-Helm, Brille, Knie- und Ellbogenschoner, Oberkörperschutz und feste Schuhe selbst mitbringen. Zudem ist ein eigenes Rad nötig, angedacht ist, dass ab kommendem Jahr einige Bikes zum Ausleihen zur Verfügung stehen, berichtet Jo.
Der Eintritt zum Bikepark kostet 15 Euro für einen Tag, dann kann man unbegrenzt fahren. "Die Ausdauerndsten schaffen bis zu 80 Abfahrten am Tag", sagt Jo. Der Bikepark ist ausschließlich am Wochenende geöffnet, samstags und sonntags jeweils ungefähr von 10 bis 18 Uhr. Bei schlechtem Wetter oder wenn die Betreiber unterwegs sind, bleibt der Bikepark zu.
Besucher sollten deshalb vorab das Facebook- oder Instagram-Profil aufsuchen, auch weil in den Sommermonaten auch spezielle Angebote wie Grillabende kommuniziert werden. Ansonsten gilt: "Einfach vorbei kommen, sich alles anschauen und Spaß haben", sagt Jo.
Weitere Informationen auf www.facebook.com/Gnaxpark, auf Instagram unter @bikeparkproeller sowie www.youtube.com/channel/UC-ljgMUuhy2sseQ1kurCGWw