Goalie spricht über seinen Abschied

Dustin Strahlmeier: "Schwenningen ist der richtige Schritt für mich"


Den Blick nach vorne gerichtet: Dustin Strahlmeier verlässt die Straubing Tigers nach zwei Jahren und wechselt nach Schwenningen.

Den Blick nach vorne gerichtet: Dustin Strahlmeier verlässt die Straubing Tigers nach zwei Jahren und wechselt nach Schwenningen.

2014 ist Dustin Strahlmeier aus der zweiten Liga von den Lausitzer Füchsen zu den Straubing Tigers gewechselt. Jetzt, zwei Jahre und 37 Einsätze später, verabschiedet sich der 23-jährige Goalie wieder aus Niederbayern. Er wird in der kommenden Saison für Ligakonkurrent Schwenninger Wild Wings auflaufen. Im idowa-Interview spricht Strahlmeier über seine Zeit in Straubing, seine Erwartungen an den Wechsel nach Schwenningen und wie er die Situation von jungen Goalies im deutschen Eishockey aktuell einschätzt.

Herr Strahlmeier, nach zwei Jahren verlassen Sie die Straubing Tigers und wechseln zu den Schwenninger Wild Wings. Was sind die Gründe für Ihren Abschied?
Dustin Strahlmeier: Diese Saison lief ein bisschen schleppend für mich. Schwenningen hat schon früh Interesse gezeigt und hat sich wirklich sehr um mich bemüht. Ich war ständig mit Helmut de Raaf und Jürgen Rumrich (Trainer bzw. Manager, Anm. d. Red.) in Kontakt. Ich hatte bei der sportlichen Perspektive, die sie mir bieten, das Gefühl, dass das jetzt genau der richtige Schritt für mich ist.

Wie unterscheidet sich die Perspektive in Schwenningen von der Perspektive, die Sie in Straubing gesehen haben?
Strahlmeier: Schwenningen hat zum Beispiel einen Torwarttrainer. Sie ermöglichen mir, schon im Sommer viel zu trainieren. Ich werde wahrscheinlich nach Finnland zu Ilpo Kauhanen fliegen, um dort im Sommer schon mit ihm zu arbeiten. Ich weiß auch nicht, wie es nächste Saison in Straubing ausgesehen hätte, weil wir die Gespräche nicht weit geführt haben. Ich habe in Schwenningen mit Joey MacDonald einen erfahrenen Goalie vor mir. Aber es ist abgesprochen, dass ich auf jeden Fall meine Spiele bekomme. Außerdem wird in Schwenningen die Mannschaft verjüngt. Deshalb war für mich schnell klar, dass ich diesen Wechsel machen will.

Was erhoffen Sie sich persönlich vom Wechsel nach Schwenningen?
Strahlmeier: Einerseits natürlich, dass ich wieder regelmäßiger spiele, mich festigen und weiterentwickeln kann. Ich will dort den nächsten Schritt machen und langsam in Richtung Nummer eins starten.

Haben Sie in Straubing die Perspektive gesehen, auf lange Sicht die Nummer eins werden zu können?
Strahlmeier: Als ich hergekommen bin, wurde mir gesagt, dass man schon das Ziel hat, eine deutsche Nummer eins zu haben. Ich glaube, dass man das hier auch immer noch will, gerade auch wegen den Ausländerlizenzen. Aber ich musste für mich eine Entscheidung treffen, ob ich den Weg in Straubing weitergehe, oder eine neue Herausforderung suche. Und gerade das Konzept in Schwenningen hat mich überzeugt und ich glaube, dass ich mich dort schneller weiterentwickeln kann. Und als mein Wechsel feststand, habe ich auch sofort mit offenen Karten gespielt und den Tigers Bescheid gegeben.

Strahlmeier über die Bedeutung eines Torwarttrainers

Sie haben schon den Torwarttrainer angesprochen. Wie wichtig ist Ihnen das?
Strahlmeier: Ich denke schon, dass ein Torwarttrainer gerade für junge Spieler wie mich eine große Bedeutung hat. Meistens sind es Kleinigkeiten, die am Ende entscheidend sind. Im ersten Jahr in Straubing war zum Beispiel Bernie Englbrecht für mich ein ganz wichtiger Ansprechpartner. Er hat selbst im Tor gestanden und konnte nachempfinden, in welchen Situationen ich mich auf dem Eis befunden habe. Ein Torwarttrainer ist noch einmal etwas anderes, als wenn man zum Assistenztrainer geht.

Larry Mitchell war Stürmer, Rob Leask war Verteidiger und für die Torhüter war niemand so richtig zuständig. Haben Sie sich im letzten Jahr auch ein bisschen alleingelassen gefühlt?
Strahlmeier: Was heißt alleingelassen? David Belitski war ja auch einmal da in diesem Jahr. Ich hätte mir zwar gewünscht, dass er öfters da gewesen wäre, aber das hat sich einfach nicht ergeben. Ich habe dann Mitspieler zur Seite genommen und mit ihnen einzelne Übungen gemacht. Man hat schon gemerkt, dass die Bezugsperson ein wenig gefehlt hat. Ich habe mich mit Rob Leask auch sehr gut verstanden, aber er war mehr für die Verteidiger zuständig. Die Torhüterposition ist auch sehr komplex und du brauchst einfach einen vom Fach, der dir gute Tipps geben kann. Das fand ich ein bisschen schade.

Vier Tage lang war mit David Belitski ein Torwarttrainer da und man hat gesehen, wie viel Spaß Ihnen die Arbeit gemacht hat. Wie hat Ihnen diese kurze, aber intensive Zeit geholfen?
Strahlmeier: Als er da war, hatten Matt und ich uns beide nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Ich fand es wichtig, in dieser Phase jemanden zu haben, der mit uns noch einmal spezielle Spielsituationen durchgegangen ist. Man hat sich dadurch gerade mental natürlich wieder gestärkt gefühlt.

Haben Sie und Matt Climie versucht, durch Gespräche miteinander den fehlenden Torwarttrainer zu kompensieren?
Strahlmeier: Das Problem ist, dass Matt und ich einen sehr unterschiedlichen Style haben. Er ist ein sehr starker Butterfly-Spieler, während ich zwar auch den Butterfly-Style spiele, aber eher in Richtung Hybrid. Das heißt, ich bewege mich ganz anders. Deshalb haben wir eher getrennt voneinander versucht, Spieler zur Seite zu nehmen und spezielle Übungen zu machen.

Strahlmeier über seine Zeit in Straubing

Wie blicken Sie insgesamt auf die zwei Jahre in Straubing zurück?
Strahlmeier: Mit meinem ersten Jahr war ich sehr zufrieden. Das war mein erstes Jahr in der DEL und ich konnte auf Anhieb über 20 Spiele machen. Diese Saison war ich ein wenig unzufrieden, weil ich auch wenig gespielt habe. Aber auch mit meiner Leistung, weil ich mich eigentlich mehr steigern wollte, als ich es gezeigt habe. Insgesamt war die Zeit in Straubing für mich ein guter Anfang, um in die DEL zu starten.

Wie schwer waren speziell die letzten Wochen für Sie, in denen Matt Climie dann die klare Nummer eins war und Sie bis auf einen Kurzeinsatz gar nicht mehr zum Zug gekommen sind?
Strahlmeier: Natürlich war das nicht einfach für mich. Ich will unbedingt spielen und bin keiner, der sich gerne auf die Bank setzt und damit zufrieden ist. Ich würde es als mentale Prüfung für mich bezeichnen. Man muss sagen, dass Matt in dieser Zeit sehr stark gehalten hat. Es war die entscheidende Phase im Rennen um die Playoffs. Fürs Team war es am Ende gut, aber für mich persönlich natürlich weniger. Aber Eishockey ist immer noch ein Teamsport. Und solange wir Erfolg hatten, konnte ich mich da auch gut zurückhalten und habe mich für die Mannschaft gefreut. Ich habe in dieser Phase wieder etwas dazugelernt und hoffe, dass so etwas nicht mehr vorkommt.

Wie sind Sie mit dieser Situation umgegangen?
Strahlmeier: Wichtig ist, dass man den Fokus nicht verliert. Und natürlich habe ich auch mit Mitspielern, Freunden, meinem Agenten oder andern Torhütern gesprochen, die mir gut zugeredet haben.

Letztes Jahr haben Sie sich mit Jason Bacashihua sehr gut verstanden. Wie war diese Saison das Verhältnis zu Matt Climie?
Strahlmeier: (schmunzelt) Matt ist ein sehr spezieller Typ, aber das ist auf keinen Fall böse gemeint. Er ist sehr aktiv, immer unterwegs. Aber persönlich haben wir uns immer gut verstanden.

Strahlmeier über seine Erwartungen an Schwenningen und die Situation junger Goalies im deutschen Eishockey

In Schwenningen bilden Sie ein Torhüter-Duo mit Joey MacDonald. Was wissen Sie bereits über ihn?
Strahlmeier: Er hat viele Jahre NHL gespielt und bewiesen, was er drauf hat. Mein Agent und der ehemalige Trainer haben mir auch erzählt, dass er ein ganz starker Charakter ist. Er soll auch jemand sein, der gerne mit einem jungen Spieler zusammen arbeitet. Das finde ich sehr wichtig. In meiner Zeit in Weißwasser war das genauso, da hat mir Jonathan Boutin enorm weitergeholfen. Auf dem Eis will jeder spielen, das ist klar. Aber du musst das nicht in der Kabine austragen.

Völlig überraschend hat sich nach der Saison Trainer Helmut de Raaf dazu entschieden, die Wild Wings zu verlassen. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen?
Strahlmeier: Ich habe es wie die meisten anderen auch aus dem Internet erfahren. Natürlich habe ich mit ihm Gespräche geführt und ich habe mich auch sehr gut mit ihm verstanden. Sein Abschied kam jetzt plötzlich. Aber ich kann es irgendwo auch verstehen, ich denke er ist im Nachwuchs aufgrund seiner Erfolge in Mannheim ein sehr gefragter Mann. Ich gehe davon aus, dass ein Trainer kommen wird, der den eingeschlagenen Weg mit jungen Spielern fortsetzen wird.

Befürchten Sie, dass sich durch den Trainerwechsel für Sie etwas ändern könnte?
Strahlmeier: Nein. Ich denke, das Konzept steht und ich bin überzeugt, dass eine große Möglichkeit besteht, dass ich mich in der Liga weiter festigen kann. Die Gespräche mit Jürgen Rumrich haben mir sehr gut gefallen. Ich habe auch das Gefühl, dass er ein sehr ehrlicher Mensch ist. Deshalb gehe ich davon aus, dass alles so bleibt, wie es abgesprochen war. Und als ich nach Straubing gekommen bin, ist Dan Ratushny auch nach Salzburg gegangen und trotzdem lief das Jahr gut für mich.

Wenn man die ersten beiden deutschen Ligen betrachtet, dann gibt es nicht viele Vereine mit einer deutschen Nummer eins. Wie sehen Sie den Stand von jungen deutschen Torhütern?
Strahlmeier: Ich selbst hatte damals in Weißwasser die Situation, dass mir nach einigen Niederlagen und einer Erkrankung von Jonathan Boutin das Vertrauen geschenkt wurde. Aber ich glaube, dass viele Vereine in Deutschland das den jungen Torhütern einfach nicht richtig zutrauen. Ich finde das schade. Rosenheim ist ein Beispiel, dass man auch mit zwei jungen Torhütern in die Playoffs kommen kann. Aber gerade in der DEL ist es extrem schwer, reinzukommen. Matthias Niederberger hat es diese Saison in Düsseldorf vorgemacht, wie es auch gehen kann. Ich finde, dass wir in Deutschland viele starke Torhüter haben.