Franz Aichinger

Dauerbrenner auf den Bühnen der Region


Franz Aichinger ist auf vielen Bühnen gefordert: Zum Beispiel als Frontmann der Band  Donnervögel

Franz Aichinger ist auf vielen Bühnen gefordert: Zum Beispiel als Frontmann der Band Donnervögel

Seit mehr als einem Jahrzehnt ist Franz Aichinger auf den Bühnen der Region zu finden. Der 35-Jährige ist als Sänger, Schauspieler und Regisseur unterwegs. Wie macht er das? Gäuboden aktuell hat sich mit ihm getroffen.

Wofür steht man auf der Bühne? Franz Aichinger ist einer, der es wissen muss. Seit mehr als einem Jahrzehnt ist er auf den Spielstätten der Region präsent - zum Beispiel als Musiker: "Wir haben auf der Regensburger Dult I Will Survive gespielt. Ich habe das Publikum aufgefordert, sich zu mir zu drehen und die Arme von links nach rechts zu schwingen. Dann hat jeder, das ganze Zelt mit 3.000 Leuten mitgemacht." So etwas bezeichnet Aichinger als den "perfekten Moment". Wenn man ganz vorne steht und die Menschen fesselt. Wenn sich alles auf den einen Augenblick konzentriert und man den Rest vergisst.

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Diesen Sommer stand Aichinger als Herzog Ernst bei den Agnes-Bernauer-Festspielen auf der Bühne

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2011 als Herzog Albrecht bei den Agnes-Bernauer-Festspielen

Solche Momente hat Aichinger öfter. Die Bühne ist sein zweites Zuhause. Eine Hand genügt längst nicht mehr, um seine Projekte aufzuzählen: Er ist Frontmann der Partyband Donnervögel, er spielte Hauptrollen bei den Agnes-Bernauer-Festspielen - 2011 als Herzog Albrecht und dieses Jahr bei den soeben zu Ende gegangenen Aufführungen als Herzog Ernst. Und er hat ein halbes Dutzend weitere Theaterprojekte in der Region Straubing-Bogen, bei denen er mitspielt oder Regie führt. Sonst noch was? Ach ja: Er spielt auch in einer Kirchenband, macht Stimmbildung, hat als Kleindarsteller in Spielfilmen mitgespielt und ab und an moderiert er Veranstaltungen.

Die Bühne - mehr als ein Hobby?

Kaum zu glauben, dass so einer eigentlich einem ganz normalen Beruf nachgeht und das alles nur als Hobby betreibt. Im Alltag ist Franz Aichinger Einzelhandelskaufmann im Stahlhandel. Und dann, nach Feierabend, geht es meistens auf eine Band- oder eine Theaterprobe. Ist das ein Zeitproblem? "Nun ja, ich muss schon öfter meinen Taschenkalender zücken", lacht er. Hier notiert Aichinger ganz analog alle Termine. Und die ballen sich gerne: Von April bis Oktober, in der Sommersaison, steht er vor allem mit seiner Band auf der Bühne. Knapp 30 bis 35 Auftritte absolvieren die Donnervögel im Jahr. Dafür muss man auch proben. "Die Branche verändert sich, die Konkurrenz ist ziemlich groß", sagt Aichinger. Das Repertoire soll ständig auf dem aktuellsten Stand bleiben, sonst ist man schnell abgehängt.

Das klingt alles ziemlich routiniert, dabei ist Franz Aichinger eher zufällig zur Band geraten. Bekannte wussten um sein Vorgängerprojekt Skyline und vermittelten ihn zu den seit 1963 bestehenden Donnervögeln. 2012 war das und selbst einer wie er musste erst einmal lernen, in den Party-Modus zu schalten. "Beim ersten Auftritt war ich nach zwei Stunden klinisch tot", erinnert Aichinger sich. Einen Abend lang fünf bis sechs Stunden zu spielen sei Schwerstarbeit. Im ersten Jahr sei man erst einmal nur am Lernen, sagt Aichinger, "nach vier bis fünf Jahren kann man dann von seiner Erfahrung ernten". So richtig in Schwung gekommen ist Aichingers Bühnenleidenschaft ebenso zufällig 2007, als er beim Burgtheater Mitterfels für Sascha Edenhofer - damals verhindert als Herzog Albrecht bei den Bernauer-Festspielen - mitmachte. Dort übernahm er im Wirtshaus im Spessart die Hauptrolle als Räuberhauptmann. Seine Friseurin, die auch die Maske für das Schauspiel machte, habe ihn ermutigt.

Kleindarsteller in Kinofilmen

Das war die Initialzündung für eine bis heute andauernde Bühnenleidenschaft, die Aichinger als positiven Stress begreift. Was ihn antreibt, ist der unbändige Wille, immer dazuzulernen. Aichinger will sich überall etwas abschauen. Die "größte Freude" war für ihn, bei den Drehs der Filme Eine ganz heiße Nummer und Wers glaubt, wird selig als Kleindarsteller dabei zu sein: Wie ein Regisseur arbeitet, wie die Leute vor und hinter der Kamera an einem Strang ziehen, das fasziniert ihn. Deshalb schaue er sich ständig andere Theater- und Musicalaufführungen an. "Hundertprozentig zufrieden bin ich nie mit mir selbst", sagt Aichinger. Sein Perfektionismus treibt ihn an. "Wenn du genau mittendrin stehst, wenn es knistert", beschreibt er die Momente, in denen er am meisten Spaß hat.

Um den Moment geht es auch bei Spontanaktionen, als er zum Beispiel auf dem Oktoberfest aus dem Publikum heraus von einem befreundeten Musiker auf die Bühne geholt wurde, um dort ein Lied zu singen. Im Schottenhamel-Zelt war das, Aichinger sagt dazu: "Es ist egal, ob fünf oder 50.000 Leute vor einem stehen - man muss abliefern". Deshalb sei er bei seinen Regieprojekten auch ein bissiger Regisseur. "Ich verstehe mich als Anwalt des Publikums: Wenn's mir nicht gefällt, wieso soll es anderen gefallen", sagt er. Wobei er auch meint: "Dass etwas richtig in die Hose geht, ist noch nie passiert."

Außer ein paar Missgeschicke, von denen es freilich kuriose gibt. Sein Kumpel Daniel Edenhofer sollte ihn zum Beispiel einmal bei einer Aufführung auffangen, als Aichinger als Don Quichotte auf der Bühne entkräftet zusammensinkt. Edenhofer stand aber viel zu weit weg - und Aichinger klatschte der Länge nach auf den Bühnenboden. "Das kann er sich noch lange anhören", lacht Aichinger.

Demnächst auf dem Gäubodenvolksfest

Kann so einer wie Franz Aichinger je ganz von der Bühne lassen? "Ziemlich sicher nicht", schmunzelt er. Aber Fakt ist: Nach dem Gäubodenvolksfest, auf dem er wieder mit den Donnervögeln spielt, wird er 36. Er wolle sich weiterhin bewusst Zeit für seine Projekte nehmen, aber sich auch nicht verheizen, meint Aichinger.

Nach den Agnes-Bernauer-Festspielen freue er sich zwar auch darauf, einfach nur auf der Couch zu liegen, doch die guten Vorsätze werden schon bald auf die Probe gestellt: Das nächste Projekt ist in den Startlöchern - das Musical Next to Normal beschäftigt sich mit einer Familienmutter, die an bipolaren Störungen leidet. Darin spielt Aichinger den Ehemann der zwischen Manie und Depression schwankenden Frau. Die Proben starten im September, im Januar wird aufgeführt. Wieder einmal eine anspruchsvolle Aufgabe - aber wenn es nach Franz Aichinger geht, wohl eher vor allem: Zeit für den perfekten Moment.