Straubinger Tagblatt

16 Maß Bier und acht Hendl pro Tisch


Freie Tische sind am Gäubodenvolksfest oft Mangelware, deswegen reservieren viele schon vorab. Einige Wirte verlangen ab heuer erstmals eine Mindestabnahme.

Freie Tische sind am Gäubodenvolksfest oft Mangelware, deswegen reservieren viele schon vorab. Einige Wirte verlangen ab heuer erstmals eine Mindestabnahme.

Von Redaktion idowa

Straubing. Das Wetter ist grau und trüb, die Wintersportliebhaber warten darauf, dass endlich Schnee fällt. Die Gedanken an Sommer und Gäubodenvolksfest sind also kein Thema? Weit gefehlt. Der gut informierte Straubinger weiß, dass seit Anfang Januar die Reservierungsphase in den Festzelten läuft. Die Telefone bei den Wirten laufen schon heiß und die Emailprogramme sind voller Platz-Anfragen. Eine entscheidende Neuerung gibt es zum Jubiläumsvolksfest: Einige Festwirte verlangen pro Tisch eine Mindestabnahme bei Reservierungen.

16 Maß Bier und acht Hendl - das muss in den Festzelten Lechner, Krönner und Nothaft jeder an Markerl abnehmen, der vorab für abends einen Tisch reservieren möchte. Mittags sind die Reservierungen weiterhin in allen Festzelten kostenlos. In den Festzelten Reisinger und Wenisch gilt dies auch für die Abende. Festwirtin Elfriede Stahl-Wagner war gestern nicht erreichbar.

Wirtesprecher Martin Lechner erklärt die Neuerung folgendermaßen: "Unter den Festwirten ist schon länger über dieses Thema gesprochen worden und heuer haben wir die Vereinbarung getroffen, dass jeder das so handhaben kann, wie er es in seinem Zelt für richtig und angemessen hält."

Martin Lechner selbst verlangt bei den Reservierungen von Stammgästen keine Mindestabnahme, auswärtige oder unbekannte Gäste müssen bei ihm vorab pro Tisch die besagten Markerl für 16 Maß Bier und acht Hendl bezahlen. "Die sogenannten Geisterreservierungen, also solche, die einen Platz reservieren und dann einfach nicht auftauchen, haben einfach überhandgenommen", erklärt Lechner.

Es sei sogar vorgekommen, dass Leute im Januar in drei verschiedenen Zelten für den gleichen Tag reserviert und dann spontan entschieden haben, in welches Zelt sie gerade gehen möchten. Das solle mit der Mindestabnahme unterbunden werden. "Wir wollen niemanden verprellen, aber es soll jeder die gleiche Chance auf einen Tisch haben", betont der Wirtesprecher. Oktoberfestverhältnisse seien deshalb in Straubing aber noch lange nicht erreicht: "Bei uns kommt man pro Kopf damit vielleicht auf maximal 25 Euro, auf der Wiesn können das auch mal 80 Euro sein."

Lechner-Gäste bekommen im Laufe des Frühjahrs eine Rechnung zugeschickt, auf der genau aufgelistet ist, wieviele Tische sie reserviert haben und was dadurch für Kosten auf sie zukommen. Ist dieser Betrag dann beglichen, bekommen die Gäste die jeweiligen Markerl zugeschickt. "Und die können natürlich für Spezi und Käse genauso eingelöst werden, wie für Hendl und Bier", sagt er.

Ähnlich verfährt auch Josef Krönner. Nur, dass bei ihm die Mindestabnahme auch für sämtliche Stammgäste gilt. "Die Konditionen sollen für alle gleich sein und ich denke, dass wir mit 16 Maß und acht Hendl nichts Unmögliches verlangen", sagt er. Das seien umgerechnet pro Gast zwei Maß und ein Hendl und jeder, der ab 18 Uhr im Bierzelt sitze und ein paar Stunden dort verbringe, verbrauche dies locker. Sonntags ist die Mindestabnahme in seinem Zelt übrigens halbiert: also acht Maß und vier Hendl.

Meist positive Reaktionen
Die Reservierungsphase ist bei Josef Krönner bereits extrem gut angelaufen. "Die Nachfrage ist jetzt schon brutal", erzählt er. "So, als ob das Volksfest nächste Woche schon losgehen würde." Die Reaktionen auf die Neuerungen sind laut dem Festwirt meist positiv: "Wenn man den Leuten den Grund für die Mindestabnahme erklärt, verstehen sie es auch. Reserviert wird trotzdem genauso gut."

Auch Anton Nothaft ist der Meinung, dass die Zahl der nicht eingelösten Reservierungen einfach überhandgenommen hat und das sei gegenüber allen anderen Besuchern einfach nicht fair. "Man muss unseriöse von echten Reservierungen trennen", betont der Festwirt und hat sich deshalb für die Mindestabnahme entschieden.

So überlege jeder ernsthaft, ob er wirklich einen ganzen Tisch braucht. Oft ist es laut Nothaft nämlich vorgekommen, dass Leute einen Tisch reserviert haben, dann aber nur zu Viert gekommen sind und auch niemand anderen mehr an den Tisch haben hinsetzen lassen. "Und das geht überhaupt nicht", sagt Nothaft. "Am Volksfest sollen die Leute schließlich zusammenkommen."

Anton Wenisch hingegen hat sich gegen die Einführung entschieden. "Meine Frau und ich haben lange überlegt, was wir machen sollen. Wir haben aber beschlossen, dass wir heuer noch darauf verzichten", sagt er. Jedes Zelt habe eine andere Struktur und bei ihm sei es so, dass Reservierungen nur über seine Frau laufen und die meisten Plätze in den Boxen und auf der Galerie nur an langjährige Stammgäste vergeben werden. Das Mittelschiff und der Garten werden im Wenisch generell nicht reserviert. "So sind wir bislang immer sehr gut gefahren, aber ich möchte nicht ausschließen, dass wir die nächsten Jahre nicht auch eine Mindestabnahme einführen", sagt er.

Hauptschiff bleibt frei
Auch bei Hubert Reisinger müssen die Gäste, die einen Tisch reservieren wollen, vorab noch keine Markerl kaufen. "Unsere Gäste verzehren auch so genug und ich möchte keine Oktoberfestverhältnisse in Straubing schaffen", sagt der Festwirt auf Tagblatt-Nachfrage. Das Problem mit den nicht eingelösten Reservierungen habe er zwar auch, aber da in seinem Zelt generell nur Reservierungen in den Boxen angenommen werden und das Hauptschiff komplett frei bleibe, falle das nicht so ins Gewicht.

Außerdem sei an den zwei starken Samstagen und dem Dienstag vor dem Feiertag Reservierungsschluss bereits um 17 Uhr. "Um 17.15 Uhr werden dann alle Tische freigegeben, denn schließlich soll auch jeder normale Gast eine Chance auf einen Platz haben", sagt Hubert Reisinger. Die Nachfrage nach Plätzen sei übrigens jetzt schon sehr gut. "Wir nehmen ab 1. Januar Reservierungen an und am 31. Dezember hatte ich um Mitternacht schon 200 Mails mit Anfragen", verrät er. Stammgäste und Firmen haben dabei natürlich Vorrang.