Moosburg

Für eine Handvoll Leberkäs: Nächster Akt in der Maibaum-Posse


Für den traditionellen weiß-blauen Anstrich reichte die Zeit leider nicht mehr, aber das Aufstellfest in Moosburg ist trotzdem gerettet. (Foto: re)

Für den traditionellen weiß-blauen Anstrich reichte die Zeit leider nicht mehr, aber das Aufstellfest in Moosburg ist trotzdem gerettet. (Foto: re)

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Moosburg, 12 Uhr Mittags. High Noon am Viehmarktplatz. Mit Spannung wird in der Dreirosenstadt das Aufstellen des Maibaums am Donnerstag erwartet. Noch mehr Spannung, als in den Vorjahren. Denn die Vorgeschichte, bis die Königlich Bayerischen Moosburger endlich wieder ihr Prunkstück in Händen halten durften, ist durchaus filmreif.

Wohl eher unfreiwillig machte Helmut Wagensonner, seines Zeichens seit 1997 erster Vorsitzender des Vereins der Königlich Bayerischen Moosburger, bayernweit Schlagzeilen. Was war passiert? Am Mittwoch vergangener Woche war der Moosburger Maibaum, der auf einer Wiese in der Gemeinde Kirchberg gelagert war, plötzlich verschwunden. Als sich zwei Tage später noch niemand gemeldet und sich zu dem "Diebstahl" bekannt hatte, gingen Wagensonner die Nerven durch. Er erstattete Anzeige wegen Diebstahls gegen Unbekannt und drohte, das Aufstellfest am Maifeiertag abzusagen.

Wie sich im Nachhinein herausstellen sollte, ein Alleingang des Vorsitzenden. Denn beim Gros der anderen Vereinsmitglieder fand diese Aktion herzlich wenig Zuspruch. "Wir stehen für altbaierische Lebensart" prangt stolz auf der Homepage der Königlich Bayerischen. Ein Credo, dem der Vereinsvorsitzende durch sein Handeln buchstäblich die Krone aufsetzte. So war es dann auch nicht Wagensonner selbst, der eine Einigung mit den Maibaum-Dieben erzielen konnte, sondern eine Delegation des Vereins, die die Angelegenheit kurzerhand auf eigene Faust löste.

Zwischenzeitlich hatte sich die Sinneringer Bauwagenjugend zu dem Diebstahl des Moosburger Prunkstücks bekannt und den Kontakt zu Helmut Wagensonner gesucht. Doch von einer Lösung des Zwists schien man meilenweit entfernt. "Ich habe am Freitagabend mit Herrn Wagensonner telefoniert um die Wogen zu glätten", erinnert sich Peter Schweiger von der Sinneringer Bauwagenjugend. "Leider war Herr Wagensonner extrem uneinsichtig. Im Gegenteil: Er forderte 380 Euro für den Baum. Erst danach würde er die Anzeige wieder zurückziehen", so Schweiger weiter. Eine Anzeige, die Wagensonner so im Nachhinein gar nicht mehr gestellt haben will. Der zuständige Polizeibeamte habe ihm davon abgeraten, weil der Fall dann dem Staatsanwalt vorgelegt werden würde. Daraufhin habe er gesagt: "Dann lassen wir die Finger davon." Dem widerspricht der Polizeibeamte jedoch, denn der Fall sei offiziell aufgenommen worden.

Damit konfrontiert, lenkt auch Helmut Wagensonner ein: "Ich habe schon etwas unterschrieben, aber ich habe mir das gar nicht so richtig durchgelesen, was da drin stand". Ohnehin steht der Vereinsvorsitzende plötzlich auch weiterhin zu seiner Anzeige: "Ich würde es jederzeit wieder so machen." Es gebe einfach gewisse Spielregeln beim Maibaum klauen und an die hätten sich die Sinneringer nicht gehalten. "Damit hat er mich auch konfrontiert. Seiner Meinung nach war der Baum nicht angestrichen und außerdem unbewacht auf einer Wiese gelegen. Deshalb hätte man ihn nicht stehlen dürfen. Von der Regel habe ich noch nie etwas gehört", schmunzelt Peter Schweiger, der auf Wagensonner nach wie vor nicht sonderlich gut zu sprechen ist. Schweiger: "Die Anzeige war uns egal. Wenn wir uns davon hätten abschrecken lassen, wäre das ja zukünftig ein Freibrief für alle anderen gewesen, auch Anzeige zu erstatten und dann würde es endgültig mit unserem schönen Brauchtum bergab gehen."

Die Delegation der Königlich Bayerischen zeigte sich da zum Glück einsichtiger, so dass das Aufstellfest in letzter Sekunde doch noch gerettet werden konnte. Man vereinbarte eine Auslöse von zehn Kilo Leberkäs und 60 Liter Bier. "Der Alleingang ihres Vereinsvorsitzenden war ihnen sichtlich zuwider", sagt Peter Schweiger. Und in der Tat rumort es in Vereinskreisen. "Wir müssen für die Aktion unseres Vorsitzenden jetzt leider den Kopf hinhalten", so ein Mitglied gegenüber idowa. Rückendeckung sieht anders aus. Es darf also mit Spannung erwartet werden, ob die Posse am Maifeiertag am Viehmarktplatz in die nächste Runde geht oder ob sich alle wieder lieb haben, wenn das Moosburger Kulturstangerl endlich in den Himmel ragt.

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Der Königliche Maibaum auf dem Weg vom Holzland in die Dreirosenstadt.

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Der Baum wurde zum Abtransport auf den Nachläufer gehoben.

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Diebesbande mit einigen Königlichen. Alle können schon wieder lachen. (Fotos: re)

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Eine ganze Weile schien es so, als sollte die Halterung für den Maibaum am Viehmarktplatz verwaist bleiben. (Foto: re)