Bierkonsum
Wie Brauereien im Kreis Kelheim auf den sinkenden Bierdurst reagieren
Die Menschen in Deutschland trinken immer weniger Bier. Vor 30 Jahren lag der Konsum noch bei 133 Litern pro Kopf, vor 20 Jahren bei 112 Litern und 2024 bei etwa 88 Litern. Auch in Bayern nimmt die Beliebtheit des Gerstensaftes ab: Im ersten Halbjahr 2025 ging der Bierabsatz um 5,6 Prozent zurück, so stark wie schon lange nicht mehr, vermeldet das Statistische Bundesamt. Doch die regionalen Brauereien lassen sich einiges einfallen, um am Markt zu bestehen.
Die Ausschankzahlen zum Mainburger Gallimarkt in diesem Jahr bestätigen den Trend. Laut Zieglerbräu Wolfgang Randeltshofer, der für ein süffiges Festbier sorgte, sind die Zeiten neuer Rekorde längst vorbei. Heuer wurden in Summe 364 Hektoliter ausgeschenkt. Zum Vergleich: Im Jahre 2023 lag der Wert noch bei 423 Hektolitern. In dieser Aufstellung inbegriffen sind sämtliche Getränke, wobei allgemein ein Trend weg vom reinen Bier hin zum Radler, der „bleifreien“ Variante des Gerstensaftes oder sonstigen antialkoholischen Getränken zu verzeichnen ist.

Sebastian Brückl
Zieglerbräu Wolfgang Randeltshofer will auf dem Regionalmarkt mit gleichbleibender Qualität überzeugen.
Und nicht nur am Gallimarkt ist der Bierkonsum rückläufig, auch der Bierabsatz allgemein sinkt. Für Randeltshofer liegen die Gründe dafür vorrangig in der demografischen Entwicklung. Eine regionale Brauerei müsse durch gleichbleibend hohe Qualität seine Kunden überzeugen. Nur so könne sie im Regionalmarkt bestehen - und letztlich überleben.
Auf die klassischen Biere konzentrieren
„Man muss schauen, den Marktanteil im Regionalmarkt zu steigern, um das Defizit auszugleichen“, sagt der Bräu der letzten verbliebenen Mainburger Brauerei. Zwar liege man dann in einem höheren Preissegment, aber nur so könne man dem Konkurrenzdruck der überregionalen Brauereien standhalten. Dabei setzt er auf die klassischen fünf Biersorten der Brauerei. Große Experimente gibt es nicht, dafür aber saisonale Spezialitäten wie ein Weihnachtsbier. Die eingebrauten Biere sollen ihren eigenen Charakter haben. „Durch Haltbarmachen wie bei vielen Großbrauereien verliert das Bier an Geschmack, und alles schmeckt dann gleich“, sagt er.
Eine kleine Brauerei zu betreiben, sei arbeitsintensiv. Der Aufwand sei bei vielen Dingen schlichtweg größer als bei den Großbrauereien. Auch die Corona-Jahre wirkten noch nach, sagt Wolfgang Randeltshofer. Dennoch versucht der Bräu, stetig in die Brauerei zu investieren. Er hofft, mit seinen Bieren auch in Zukunft auf dem Regionalmarkt zu überzeugen. Aktuell gelingt dies wohl, der Brauereichef zeigt sich zufrieden, die Umsätze seien stabil.
Die sinkende Nachfrage nach klassischem Bier spürt auch die Brauerei Krieger aus Riedenburg. „Der Markt verändert sich seit Jahren - Mengenwachstum lässt sich mit traditionellen Sorten kaum noch erzielen“, berichtet Geschäftsführer Maximilian Krieger. Deshalb habe die Brauerei früh begonnen, das Sortiment breiter aufzustellen und gezielt auf „charaktervolle Spezialitäten“ sowie alkoholfreie Biere zu setzen. „Dieser Kurs ermöglicht es uns, den Absatz insgesamt stabil zu halten.“
Nachhaltige Bierherstellung als Zukunftschance
Die Ursachen des Rückgangs sind aus Kriegers Sicht vielfältig: Ein bewussterer Lebensstil, der demografische Wandel und ein deutlich größeres Getränkeangebot führten dazu, dass Bier heute seltener konsumiert wird. Hinzu komme ein intensiver Preiswettbewerb, der das Produkt vielerorts zu einem reinen Aktionsartikel macht - das schmälere seine Wertschätzung und erschwere es Brauereien, wirtschaftlich zu arbeiten.
Die größten Herausforderungen liegen laut Krieger derzeit in den stark gestiegenen Kosten - bei Rohstoffen, Verpackungen, Energie und Logistik, sagt der Geschäftsführer. „Gleichzeitig verschärft der Preisdruck durch große Marktteilnehmer die Lage zusätzlich. Viele mittelständische Betriebe können unter diesen Rahmenbedingungen kaum noch rentabel arbeiten.“
Die Brauerei investiert „ganz bewusst und langfristig“ in die Zukunft des Unternehmens. Derzeit entsteht eine neue Produktionsanlage, die mit ihrer Inbetriebnahme im Frühjahr 2026 vollständig ohne fossile Brennstoffe arbeiten wird. „Damit setzen wir ein klares Zeichen für eine nachhaltige und klimafreundliche Bierherstellung und schaffen die Grundlage, unseren Betrieb dauerhaft energieeffizient und zukunftssicher aufzustellen.“
Krieger wünscht sich für die Zukunft mehr Wertschätzung für handwerklich gebrautes Bier und faire Marktbedingungen, die auch mittelständischen Betrieben eine wirtschaftlich nachhaltige Arbeit ermöglichten. „Gleichzeitig hoffen wir auf eine stärkere Sensibilisierung der Verbraucher für Qualität, Regionalität und nachhaltige Produktion. Dazu gehört für uns auch, dass hochwertige, unbelastete Bio-Rohstoffe aus der Region stärker geschätzt und gezielt nachgefragt werden - denn sie sichern eine verantwortungsvolle Landwirtschaft und bilden die Basis für eine nachhaltige Bierkultur.“
Den Trend gar nicht bestätigen kann Joferbräu Georg Schmidt aus Aiglsbach. Im kommenden Jahr werden es 20 Jahre, als er die Idee umsetzte, mit seinem eigenen Hopfen süffiges Bier zu brauen. In den ersten Jahren mehr oder weniger nur für sich selbst, inzwischen ist die hofeigene Brauerei längst kein Geheimtipp mehr. Ausgeschenkt wird nur in der eigenen Gastwirtschaft.
Kleine Brauerei gegen den Trend
Und hier steigt der Andrang Jahr um Jahr. Die Gäste kommen sogar aus der weiteren Umgebung, aus München zum Beispiel, nur wegen des dunklen Biers. Inzwischen kann die Familie oftmals die vielen Gäste gar nicht mehr unterbringen. „Ohne Reservierung läuft nix mehr“, sagt Schmidt. Im Sommer zieht es die Gäste in den großen Biergarten. Die Besucher schätzen die familiäre Atmosphäre, die im kleinen Bräustüberl herrscht, meint er. „Wir sind zufrieden, des passt“, sagt Schmidt.
Die Familie hat den Nebenerwerbshof inzwischen wieder auf Vollerwerb umgestellt. Ein Sohn will den Betrieb weiterführen, freut sich Schmidt. Erst kürzlich hat die Familie auf den wachsenden Zulauf reagiert und in eine neue Kühlung und in einen neuen Gärtank investiert. Die genaue Braumenge des Joferbräus bleibt natürlich Betriebsgeheimnis. Aber so viel lässt sich auf jeden Fall sagen: Es geht nicht um Quantität, sondern um Qualität. Und bei den Preisen will Schmidt „die Kirche im Dorf lassen“, wie er es nennt.












