Landkreis Landshut

Keine Wohnbausiedlung im neuen Ortskern

Gemeinde stimmt Vorhaben- und Erschließungsplan zu – Am Stil muss noch gefeilt weden


Gestalterische Elemente sollen dafür sorgen, dass das Dorfzentrum an Flair gewinnt.

Gestalterische Elemente sollen dafür sorgen, dass das Dorfzentrum an Flair gewinnt.

"Die Vorstellung des Bebauungsplan-Entwurfes für die Neue Ortsmitte brachte für mich eine schreckliche Ernüchterung", kommentierte Gemeinderätin Elfriede Haslauer den Vorhaben- und Erschließungsplan des Bauprojektes "Neue Dorfmitte". Haslauer kritisierte in der jüngsten Gemeinderatssitzung den Planentwurf auch im Namen besorgter Bürger, und merkte an, dass dieser vor allem die Ästhetik am Bau vermissen lässt. In dasselbe Horn blies Gemeinderat Dr. Joachim Westphal (CSU), der ebenfalls im Rahmen der ersten öffentlichen Anhörung Einwendungen zum Projekt einreichte. Diplom-Ingenieur Fritz Bauer vom Planungsbüro KomPlan aus Landshut ging auf die Kritik ein und zeigte Handlungsmöglichkeiten auf. Mit vier Gegenstimmen billigte darauf hin der Gemeinderat den vorhabenbezogenen Bebauungsplan.

"Seit ich Gemeinderätin bin, beschäftige ich mich damit, mehr Raum für den Bürger zu schaffen", erläuterte Haslauer ihre Enttäuschung, die der Planentwurf in ihr heraufbeschwört. In dem Projekt "Neue Dorfmitte" sah sie selbst neben engagierten Bürgern einen Hoffnungsschimmer, Heimat für die Vereine in Form eines Bürgerhauses oder eines Bürgersaales gewinnen zu können. "Einen Bürgersaal unterirdisch zu bauen, halte ich für einen großen Fehler. Ein Raum ohne Fenster und Blick in die freie Natur schafft kein Ambiente für Festlichkeiten", hieß es in Haslauers Stellungnahme, die in der Sitzung verlesen wurde. Auch unter ästhetischen Gesichtspunkten richtete sich die Kritik an die Planer. Was mit den fünf Hochbauten geplant werde, erinnere stark an einen "Kasernenbau".

Wohnbausiedlung im Ortskern unerwünscht

Ähnlich sah das Dr. Joachim Westphal (CSU), der mit seiner Stellungnahme auf die ländlich bäuerlich geprägte Ortsstruktur hinwies. Die Gebäudekomplexe müssten so entworfen werden, dass sie sich in das Ortsbild einfügen lassen. Das gelte insbesondere bei der Gestaltung der Fassaden und Balkone, sowie der Verwendung von natürlichen und traditionellen Baustoffen, wie Holz. Als ein gelungenes Beispiel beschrieb Westphal in seiner Stellungnahme das Feuerwehrhaus in Ast, das sich gerade durch seine Gestaltung gut in die Ortstruktur integrieren lässt, ohne dabei altmodisch zu wirken. Das Modell der "Neuen Ortsmitte", mit den dreigeschossigen Gebäuden, habe hingegen vielmehr den Charakter einer Wohnbausiedlung mitten im Ortskern, so Westphal.

Detaillierte Gestaltung wird noch berücksichtigt

Fritz Bauer vom Planungsbüro KomPlan bewertete die angesprochenen Kritikpunkte in seiner Abwägung als durchaus stimmig. Man müsse jedoch zwischen den unterschiedlichen Planungsebenen unterscheiden, erklärte Bauer. Im vorhabenbezogenen Bebauungsplan ginge es um rein städtebauliche Aspekte, die auf das Nutzungskonzept gründen, das von der Gemeinde vorgegeben war. Bei der Größe eines solchen Projektes käme es auch immer auf Kompromissbereitschaft an. Mit dem vorliegenden Konzept sei das aber gut gelungen, so Bauer, und nach einem langen Abstimmungsprozedere könne durchaus von einem Konsens ausgegangen werden. Bauer stimmte zu, dass trotzdem weitere Gestaltungsdetails sinnvoll werden, um die Dorfmitte von einer üblichen Wohnbausiedlung abzuheben.

Dabei habe die Gemeinde aber noch ausreichend Handhabe, so Bauer. In einem nächsten Schritt kämen eben jene Gestaltungsdetails zur Sprache, die neben Dorfplatz auch Fassadenstruktur und Dachlandschaft der Gebäude betreffen. Die Dachform spiele eine wesentliche Rolle, damit die Häuser an Dominanz verlieren. Auch Elemente aus Holz würden nach Einschätzung Bauers das gesamte Objekt "aufhellen". Ratsam wäre es, so der Planer, in Form eines Vorhabens- und Durchführungsvertrages mit dem Investor die Feinplanung, Gestaltungs- und Nachbesserungsvorschläge des Gemeinderates bis zum Satzungsbeschluss vertraglich festzuhalten. In seiner Abwägung fasste Bauer zusammen, dass es vor diesem Hintergrund keine tatsächlichen Hinderungsgründe geben könne, um das Projekt nicht weiter voranzutreiben. Mit dem Billigungsbeschluss gehe das Verfahren in die zweite öffentliche Auslegung, bevor im November das Bauleitplanverfahren zum Abschluss käme. Der Gemeinderat stimmte mit vier Gegenstimmen - die aus den Reihen der CSU-Fraktion kamen - dem Billigungsbeschluss zu.