Automobilbranche blickt nach Niederbayern

Hochschule Landshut startet bundesweit einzigartigen Master "Bordnetzentwicklung"


Symbolfoto: Oliver Berg/dpa

Symbolfoto: Oliver Berg/dpa

Autos sind komplizierte Maschinen - und sie werden immer komplizierter. Neue elektronische Zusatzfunktionen, eine Vielzahl von Sensoren und nicht zuletzt die vielen verschiedenen Ausstattungsvarianten führen dazu, dass selbst Experten den Überblick darüber verlieren, welches Kabel im Auto wo hingehört. Die Industrie sucht händeringend nach Spezialisten in diesem Bereich - und blickt nach Niederbayern: Die Hochschule Landshut bildet ab Herbst gezielt Fachleute dafür aus.

Im Wintersemester startet der neue Masterstudiengang Bordnetzentwicklung. Studiengangsleiter Prof. Mathias Rausch schildert, worum es geht: "Die Herausforderung ist, dass Bordnetze relativ viele Varianten haben." Für jedes Modell mit individueller Ausstattung gibt es einen eigenen Kabelbaum. "Da sind genau die Leitungen drin, die benötigt werden, und keine mehr", erklärt Prof. Rausch im Gespräch mit unserer Zeitung. Allein bei einem 1er-BMW gebe es bis zu 50 Millionen verschiedene Varianten.

BMW gehört auch zu den sechs Unternehmen, die den neuen Studiengang fördern. Der Premium-Autobauer finanziert gemeinsam mit den Zulieferern Dräxlmaier, Leoni, Kromberg & Schubert, Nexans und Yazaki eine Stiftungsprofessur. Außerdem stellen die Firmen Lehrbeauftragte zur Verfügung. "Das hat den Vorteil, dass wir Fachleute bekommen, die das praxisrelevant vermitteln können", sagt Prof. Rausch. "Damit bleiben wir auch an den aktuellen Themen dran."

Denn der neue Masterstudiengang orientiert sich sehr eng am Personalbedarf in den Unternehmen. "Das Ziel der Firmen ist, dass sie Leute bekommen, die sie im Bordnetzbereich sofort einsetzen können." Es gebe Hunderte offene Stellen in diesem Aufgabenfeld, aber deutschlandweit noch keinen Studiengang, der gezielt darauf vorbereite, erklärt Prof. Rausch. "Das Thema kommt allenfalls am Rande vor." Die Firmen mussten ihre Fachleute bisher aufwendig intern schulen.

Der neue Masterstudiengang Bordnetzentwicklung richtet sich vor allem an Bachelor-Absolventen der Fachrichtungen Maschinenbau, Elektrotechnik, Wirtschaftsingenieurwesen und Fahrzeugtechnik. Er steht aber auch Absolventen anderer Studiengänge offen, wenn sie mindestens 100 ECTS-Punkte in technischen Fächern absolviert und das Studium mit der Gesamtnote "gut" oder besser abgeschlossen haben. Einen Numerus clausus gibt es nicht. Das Studium dauert drei Semester und schließt mit dem Master of Engineering (M. Eng.) ab. Es kann sowohl im Winter- als auch im Sommersemester begonnen werden.

Hochschule empfiehlt, dual zu studieren

In den ersten beiden Semestern belegen die Studenten technische Module wie zum Beispiel Werkstoffkunde, Schwingungslehre, Entwurf von Bordnetzen, Produktionsplanung, Logistik, Management und Qualitätssicherung. Im dritten Semester folgt die Masterarbeit.

Die Hochschule Landshut empfiehlt, Bordnetzentwicklung dual zu studieren, also mit vertiefter Praxis in einem Betrieb. "Das heißt, dass die Studenten einen Vertrag mit einer Firma machen", erklärt Studiengangsleiter Prof. Rausch. Dadurch bekommen sie finanzielle Förderung, arbeiten im Gegenzug in den vorlesungsfreien Zeiten dort und können auch ihre Masterarbeit zu einem unternehmensspezifischen Thema schreiben.

Absolventen sollen nicht nur bei einem Hersteller von Bordnetzen arbeiten können, sondern auch bei Autoherstellern, die Bordnetze einsetzen, oder sich mit Bordnetzen in Bahnen und Flugzeugen beschäftigen. In Landshut liege der Schwerpunkt aber klar im Automobilbereich, sagt der Studiengangsleiter.

Interesse am neuen Studiengang gebe es nicht nur in Bayern, erzählt Prof. Rausch. Auch aus Norddeutschland gebe es Bewerbungen, und er habe auch schon eine Anfrage aus Argentinien bekommen. Dennoch ist es ein Studium für Spezialisten.
"Wir rechnen im ersten Semester mit zehn bis 20 Studienanfängern", sagt Prof. Rausch. "Wir können noch Bewerber gebrauchen." Die Frist dafür läuft bis zum 15. August.

Prof. Mathias Rausch leitet den neuen Masterstudiengang. (Foto: Peherstorfer)

Prof. Mathias Rausch leitet den neuen Masterstudiengang. (Foto: Peherstorfer)