Vilsbiburg

Halbschwester gefunden


Ahmet Kreidler (52) suchte über ein Jahr lang nach seiner Halbschwester (Halbschwester gesucht) und wendete sich deswegen an die Vilsbiburger Zeitung und idowa.de. Nachdem die Geschichte im Internet und in der Zeitung veröffentlicht worden war, kam schnell eine Rückmeldung an die Redaktion.

Es war Anfang Dezember, als die Geschichte von Ahmet Kreidler auf idowa.de und in der Vilsbiburger Zeitung zu lesen war. Der 52-Jährige war auf der Suche nach seiner Halbschwester, die, wie er vermutete, in Vilsbiburg leben sollte. Sein anatolischer Vater - Satılmış Halıcıoğlu, genannt Kaya - hatte in jungen Jahren als Gastarbeiter in der Kammgarnspinnerei Seiler gearbeitet und dort eine junge Frau kennen- und lieben gelernt. Er musste nach einiger Zeit Vilsbiburg verlassen und ging nach Freiburg. Aus der Liebe sei ein Mädchen entstanden, seine Halbschwester, wie Ahmet Kreidler erst 2016 erfahren hatte.

Gleich in der Woche nach dem Zeitungsartikel meldeten sich einige Vilsbiburger mit Hinweisen - Hinweisen, denen man schließlich aber gar nicht nachgehen brauchte. Denn es kam der Anruf von Marion Brendel: "Ich glaube, dass ich die gesuchte Halbschwester aus dem Artikel bin."

Geboren ist Marion Brendel Ende der 60er Jahre, genauer 1969. Ihre Mutter klärte sie als Kind nicht über die Wahrheit auf - dass ihr Vilsbiburger Papa, der sie immer liebevoll behandelt und großgezogen hatte, nicht ihr leiblicher Vater war. Diese Wahrheit kam erst ans Licht, als sie 18 war - bei einer Türkeireise erklärte ihr die Mutter: "Dein Papa ist auch ein Türke."

Die Aussage war zunächst ein Schock für die junge Frau. "Aber irgendwie hatte ich mir immer schon gedacht, dass ich anders bin. Sobald ich die Wahrheit erfahren hatte, wurde mir einiges klar", sagt Marion Brendel heute.

Zu den Wurzeln

Sie hat sich auf den Artikel über die Suche nach der Halbschwester gemeldet: Marion Brendel.

Sie hat sich auf den Artikel über die Suche nach der Halbschwester gemeldet: Marion Brendel.

Ihre Mutter gab bruchstückhaft Details aus der Vergangenheit preis - wie sie damals den jungen Mann kennenlernte, wie sie mit ihr schwanger wurde, dass ihr leiblicher Vater aus Vilsbiburg wegzog.

Wieso der Vater nie den Kontakt zur Tochter gesucht hat? Marion Brendel kann darüber nur Vermutungen anstellen. Möglicherweise habe eine Bekannte ihrer Mutter damals einen Brief an den Vater geschickt, in dem sie behauptete, dass das Mädchen schon als Baby verstorben sei. Der Vater habe dann keinen Kontaktversuch unternommen, weil er schlicht nicht wusste, dass sie noch am Leben war.

Die Tochter aber versuchte, ihren Vater zu erreichen: "Ich war neugierig und wollte wissen, wo meine Wurzeln liegen. Und ich konnte nicht verstehen, weshalb er mich nicht sehen wollte." Marion Brendel versuchte nach einigen Jahren, selbst Kontakt zu ihm aufzunehmen. Sie bekam die Adresse heraus - ihre Mutter hatte zahlreiche Briefe aufgehoben - und schrieb nach Freiburg. Der Brief wurde aber von der neuen Frau des Vaters abgefangen und nie an ihn weitergegeben. Doch weil ihr Halbbruder Ahmet von ihr erfuhr und nach ihr suchte, lernte sie vor Kurzem einen Teil ihrer Familie kennen, der ihr bis dahin verschlossen gewesen war.

"Ich hätte ihn gern nochmal gesehen", sagt Marion Brendel über ihren Vater, der schon verstorben ist. "Aber auf jeden Fall habe ich einen Bruder gewonnen." Mit dem Halbbruder Ahmet hat sie seit dem Zeitungsartikel fast jeden zweiten Tag telefoniert. "Es war schon ein bisschen komisch am Anfang, weil praktisch keine Fremdheit zwischen uns vorhanden war - schon beim ersten Anruf war da eine gewisse Vertrautheit", sagt sie.

Ihrem Bruder Ahmet Kreidler geht es genauso: "Wir haben uns vorher nie gesehen und nie gehört. Und mittlerweile ist es schon so, dass ich darauf warte, bis sie anruft, und umgekehrt. Da ist einfach etwas, das man nicht erklären kann, etwas das uns verbindet, eine große Wärme zwischen uns."

Gesehen haben sich die Geschwister mittlerweile auch schon - per Videotelefonie. Und sie werden sich demnächst persönlich treffen. Ahmet Kreidler wird mit seiner Frau und seiner Tochter von Rottweil nach Vilsbiburg kommen und seine Schwester und ihren Mann besuchen. Zusammen möchte die Familie Silvester feiern - und am 31. Dezember auf das neue Leben als Familie anstoßen.

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