Oberviehbach
Tödlicher Unfall - Jugendliche stellen Youtube-Video nach

(leh). Ein Spielplatz, wie jeder andere auch, mit Rutsche, Wippe, Schaukel, Sechseck-Kletteranlage und einem Drehkarussell. Gleich daneben befindet sich der Bolzplatz. Ein Schild weist darauf hin: "Nur unter 14 Jahren benutzen". Doch am Sonntagnachmittag gegen 15 Uhr spielte sich hier ein Drama ab, das einen 20-Jährigen das Leben kostete. Wie das Polizeipräsidium Niederbayern meldete, wollten am Sonntagnachmittag vier Heranwachsende auf dem Spielplatz in Oberviehbach eine Mutprobe durchführen. Hierzu ließ sich ein 20-Jähriger von den anderen auf einem Drehkarussell mit einem Klebeband fixieren.
Das Karussell wurde dann mit einem PKW verbunden und durch den ebenfalls 20-jährigen Fahrer mit "Vollgas" in Rotation versetzt. Offenbar hielt die Befestigung des Geschädigten den hohen Fliehkräften nicht stand und er wurde aus dem Karussell geschleudert. Dabei zog er sich schwerste Kopfverletzungen zu, denen er noch am Unfallort erlag. Die drei weiteren Beteiligten mit 18, 19 und 20 Jahren standen durch das Ereignis derart unter Schockeinwirkung, dass sie zur Behandlung in ein Krankenhaus eingeliefert werden mussten. Die weiteren Ermittlungen zum Unfallgeschehen werden vom Fachkommissariat der KPI Landshut geführt.
Kurz nach dem Unfall vor Ort war natürlich Niederviehbachs Bürgermeister Josef Daffner. Als Grundstückseigentümer und Betreiber des Kinderspielplatzes war der Bürgermeister gleich am Ort des Geschehens. "Das ist ein tragischer Unglücksfall, bei welchem junge Menschen ihre Risikoabwägung falsch eingeschätzt haben", so der Bürgermeister sichtlich erschüttert. Das Drehkarussell sei bereits von der Polizei abgebaut und beschlagnahmt worden. "Es handelte sich um ein ganz normales Drehkarussell mit zwei Metern Durchmesser mit festem Ring in der Mitte, wie es auf jedem Kinderspielplatz steht", so Daffner. Der Kinderspielplatz in Oberviehbach befindet sich direkt neben der Straße, und so fanden die jungen Männer hier ein geeignetes Objekt für ihren Plan. Da die Straße seitlich zu dem Spielplatz verläuft, so berichtete der Bürgermeister, hätten die jungen Männer das Seil, das sie an dem Drehkarussell festbanden, über einen Lichtmast laufen lassen und das andere Ende wurde an das Auto gebunden. "Es muss sehr schnell gegangen sein", so Josef Daffner, "ein Nachbar hat uns erzählt, dass er mit dem Rad vorbeigefahren war und gesehen hatte, dass hier junge Männer hantierten. Als er nach etwa zehn Minuten wieder vorbeifuhr, war der 20-Jährige schon da gelegen". Die Fliehkraft hatte den 20-Jährigen aus dem Karussell geschleudert, obwohl er mit Klebestreifen fixiert gewesen war. Er selbst habe den Reifenabrieb des Autos der jungen Männer auf der Straße gesehen.
Tatsächlich seien zu dem Unglückszeitpunkt, bei welchem die jungen Männer aus Dingolfing ihren Plan in die Tat umsetzten, noch ein Mann mit zwei kleinen Kindern auf dem Spielplatz gewesen, wusste der Bürgermeister. Denn der Spielplatz sei unter den rund 300 Einwohnern von Oberviehbach sehr beliebt. Seit 1997 stehen die Geräte hier, die von der Gemeinde und von den Vereinen immer in Ordnung gehalten, repariert und immer wieder ergänzt werden.
Ein Anwohner, der mit einem Rad zu dem Zeitpunkt, als die jungen Männer vor Ort waren, vorbei kam, gab an, gesehen zu haben, wie der junge Mann von seinen Freunden am Karussell festgebunden wurde und wie ihm noch zusätzlich Milch eingeflößt wurde. Dann habe er nur noch Reifen quietschen hören. Als er nach einigen Minuten zurückkam, sah er, dass der junge Mann in der Nähe der Bank lag, die etwa 20 Meter von dem Karussell entfernt ist. Da wurden bereits Reanimierungsversuche unternommen.
Dies soll anscheinend nicht das erste Mal gewesen sein, dass die jungen Männer solch waghalsige Versuche unternommen haben. Scheinbar haben sie dies schon einmal auf einem anderen Spielplatz mit einem Motorrad und einem Drehkarussell unternommen.
Offensichtlich wollten die jungen Männer Stunts nachspielen, wie sie einige Male auf Youtube zu sehen sind. Es heißt, dass auch sie ihre Aktion filmen und auf Youtube veröffentlichen wollten. Es sollte ein Spaß sein - ein Spaß mit tödlichen Folgen für einen 20-jährigen Mann. Einer seiner Freunde, die dabei waren, befand sich auch gestern noch im Krankenhaus.